Nein, auf Deutsch möchte Raul lieber nichts sagen. "Das ist etwas kompliziert, nach nur zwei Monaten klappt es noch nicht so gut", lautet die Antwort auf Spanisch. Etwas kompliziert war für den Stürmerstar in den ersten Wochen in Deutschland nicht nur die Sprache. Die spanische Fußball-Legende tat sich auch schwer mit dem, was sie eigentlich perfekt beherrscht - mit dem Toreschießen.
Exakt zehn Stunden im Trikot von Schalke 04 in der Bundesliga und der Champions League benötigte der 33-Jährige, bis er endlich den Ball im Netz untergebracht hatte. Das, was ihm in 18 Jahren für Real Madrid im Schnitt in beinahe jedem zweiten Spiel gelungen war, bereitete ihm plötzlich Probleme. Der Frust wuchs, Raul grätschte im eigenen Strafraum, holte sich den Ball an der Mittellinie - doch es half alles nichts.
"Erstes Tor wichtig für die Moral" Erst am Samstag beim 2:2 gegen Borussia Mönchengladbach - nach genau 599 Pflichtspielminuten - brach der Bann. Gegen gleich drei Gegner setzte er sich auf engstem Raum durch und verlud auch noch den Torwart. "Es war für ihn natürlich erlösend", hat Trainer Felix Magath festgestellt. Die Erleichterung war nicht zu übersehen, als Raul den Ball aus dem Netz holte, ihn küsste und sich unter den Arm klemmte, die Augen schloss und den Moment genoss. "Dieses erste Tor gibt mir Selbstvertrauen und ist für meine Moral wichtig", gibt der Spanier zu.
Wie wichtig der Treffer auch für andere war, merkte er bereits kurz nach dem Spiel. "Ich habe viele Nachrichten aus Spanien bekommen, viele Leute haben mir gratuliert", berichtet Raul, "es macht mich glücklich, wenn sich so viele mit mir freuen." In der Heimat war am Sonntag das erste Bundesliga-Tor der Real-Legende wichtiger als der Fußball in der Primera Division - auf den Titelbildern der Zeitungen küsste Raul hunderttausendfach den Ball.
Wechsel nicht bereut Doch auch wenn der Anfang in Deutschland schwieriger als erwartet war und die erste Kritik an dem alternden Star schon laut wurde - an seinem Wechsel von den Königlichen zu den Königsblauen zweifelte er nicht. "Ich bereue meine Entscheidung nicht", sagt er, "auch wenn es viele Niederlagen gab. Es ist eine spannende Zeit." Eine, die er trotz zunächst ausbleibender Erfolge durchaus genießen konnte. "So ruhig wie hier konnte er noch nie leben", berichtet Christoph Metzelder, der in Madrid die Raul-Mania live erlebte und den Spanier in Deutschland unter seine Fittiche nahm: "Das ist auch ein Stück Lebensqualität für ihn und seine Familie."
Für etwas mehr sportliche Lebensqualität sorgten in den letzten Spielen seine Offensiv-Kollegen Klaas-Jan Huntelaar und Jose Manuel Jurado. "Man merkt, dass sich etwas entwickelt", sagt Raul, den Magath nach seinem Tor wieder öfter im gegnerischen Strafraum sehen will: "Da kann er glänzen, da ist er ein wichtiger Mann." Dass er sich häufig ganz woanders auf dem Platz aufrieb, lag aber nicht an der schwierigen deutschen Sprache. "Den Trainer und die Spieler verstehe ich ganz gut", sagt Raul. Und damit ihm jeder glaubt, schiebt er zum Schluss doch noch ein deutsches Wort hinterher: "Tschüss."