Die Verantwortlichen bei den "Pokal-Versagern" aus dem Westen der Republik haben die Schonzeit für ihre Trainer verlängert. Doch sollten Michael Skibbe mit Bayer Leverkusen, Mirko Slomka von Schalke 04 oder Borussia Dortmunds Bert van Marwijk den Negativtrend nicht stoppen, kann das Haltbarkeitsdatum schnell abgelaufen sein. Vorerst zumindest haben die Chefs der drei ambitionierten Westklubs vor dem neunten Spieltag der Bundesliga ihren Trainern das Vertrauen ausgesprochen. Vielmehr wurden in diversen Krisensitzungen die Spieler nochmals in die Pflicht genommen.
Völler fordert die Wende in Gladbach
"Michael hat unsere volle Rückendeckung. Da gehen wir gemeinsam durch", erklärte Sportdirektor Rudi Völler vor dem West-Schlager bei Borussia Mönchengladbach seinen Freund für unantastbar und befindet sich damit auf einer Linie mit Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser, der klarstellte: "Bei uns gibt es keine Trainerdiskussion." ##Picture:panorama:2596## Trotz der mageren Ausbeute von nur 15 Siegen in 41 Pflichtspielen spürt Skibbe dennoch "großes Vertrauen in meine Arbeit". Nicht der Trainer, sondern die Spieler stehen nun laut Völler unter besonderer Beobachtung: "In Gladbach muss die Wende kommen. Dort müssen wir uns die Punkte zurückholen." Dass dies gelingt, davon ist auch Skibbe überzeugt, der auch nach der jüngsten 2:3-Niederlage im Pokal beim Zweitligisten MSV Duisburg "großes Potenzial in seiner Mannschaft" sieht.
Leverkusen-Bilanz vs. Heimstärke
Immerhin hat Bayer seit dem 25. Februar 1989 in 15 Gastspielen nicht mehr in Gladbach verloren. Dagegen spricht die Heimstärke der Elf von Trainer Jupp Heynckes, die im heimischen Borussia-Park in dieser Saison noch keinen Punkt abgegeben hat. Das soll auch auch so bleiben, laut Heynckes müsse man nach dem Pokal-K.o. beim Regionalligisten VfL Osnabrück (1:2) nun die "Kräfte bündeln".
Auf Schalke demonstrierte Manager Andreas Müller zum wiederholten Male den Schulterschluss mit Slomka. Eine Entlassung des Trainers sei auch nach dem Pokal-Aus in Köln (2:4 n.V.) kein Thema. "Der Trainer arbeitet hart, aber bei den Spielern müssen die Schrauben angezogen werden. Da wird der Trainer konsequent sein. Wir müssen uns Dampf machen, um Bremen und den Bayern in der Liga auf Dauer Dampf zu machen", meinte Müller im kicker und forderte vor dem Auswärtsspiel beim VfB Stuttgart am Sonntag eine Reaktion.
Van Marwijk "darf" verlieren
Ähnliche Durchhalteparolen werden derzeit auch beim Erzrivalen Dortmund verkündet. "Wir werden unseren Weg gemeinsam und unabhängig von den Ergebnissen in den nächsten Wochen fortsetzen. Mit Bert van Marwijk, ohne Wenn und Aber", betonte BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke und stellte dem Coach auch bei einer Niederlage im Auswärtsspiel beim 1. FC Nürnberg eine Jobgarantie aus. Der Gegner aus dem Frankenland hat an Dortmund keine gute Erinnerung, schließlich gab es am 22. April gegen den BVB die letzte Pflichtspiel-Niederlage. Seitdem ist die Elf von Trainer Hans Meyer in 13 Spielen ungeschlagen.
Eine Serie fordert auch Felix Magath bei Double-Sieger Bayern München. Keine Auswärtsniederlage mehr, dazu reihenweise Heimsiege, heißt die Marschroute in den "Wochen der Wahrheit" (Manager Uli Hoeneß). Im Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt geht es vor allem darum, den Kontakt zum Spitzenreiter Werder Bremen nicht abreißen zu lassen. Die Hessen kommen derweil mit der Empfehlung, in dieser Saison noch ungeschlagen zu sein, was Friedhelm Funkel auch Mut macht: "In Bayern kann man verlieren, muss man aber nicht."
Doll will von Angstgegner nichts wissen
Verlieren soll zukünftig beim HSV tabu sein. Der erste Saisonsieg in Leverkusen (2:1) soll nun gegen Hannover 96 "vergoldet werden" (Trainer Thomas Doll). Dass die Hanseaten gegen Angstgegner 96 seit dem 11. August 2002 nicht mehr gewonnen haben, bereitet dem Coach keine Sorgen: "Einige meiner Spieler haben noch nie gegen Hannover gespielt. Die interessiert das überhaupt nicht."
Interessant ist dagegen die Torhüter-Diskussion bei beiden Klubs, so soll der HSV seine Fühler nach dem im Sommer ablösefreien 96-Keeper Robert Enke ausgestreckt haben.
Lob von Hoeneß für Cottbus
Brisanz verspricht nicht nur das Duell der beiden Nordklubs, sondern auch das Ost-Derby zwischen Energie Cottbus und Hertha BSC Berlin. "Unsere klare Zielsetzung ist ein Sieg in Cottbus. Wir wollen unsere Position zementieren", sagte Hertha-Manager Dieter Hoeneß, der die Entwicklung beim Aufsteiger aus der Lausitz lobte.
Der VfL Bochum ist von den Aufsteigern dagegen am schlechtesten gestartet, könnte allerdings im Keller-Duell gegen den Tabellen-16. VfL Wolfsburg die Rote Laterne weiterreichen. Die Zuversicht ist nach dem Punktgewinn in Dortmund (1:1) und dem Pokal-Erfolg gegen den Karlsruher SC (3:2) gestiegen. Die Wolfsburger reisen dagegen ohne fünf Akteure an.