Lucas Barrios ist kein Freund vieler Worte. Der Argentinier, der seit kurzem die Staatsbürgerschaft Paraguays besitzt, ist ein Meister darin, sich um die Mikrofone herumzuschleichen. Doch manchmal - so wie nach seinem „Dreierpack“ gegen Nürnberg - kommt auch der Stürmer nicht darum herum, sich der fragenden Journalisten-Meute zu stellen.
Mit seinen Liga-Treffern 16, 17 und 18 hatte „il pantera“, wie er in Südamerika gerufen wird, den FCN im Alleingang erlegt und eindrucksvoll seine über sechs Stunden andauernde Torflaute beendet. Es war ein Tag, der wie dafür gemacht schien, sich feiern zu lassen. Doch Barrios widerstand der Versuchung und verzichtete auf ein Eigenlob: „Natürlich freut es mich, dass ich der Mannschaft mit meinen Toren helfen konnte. Aber ohne ihre Hilfe wäre das nicht möglich gewesen.“
Der 26-Jährige ist niemand, der sich mit großen Sprüchen selbst in die Schlagzeilen bringt. Viel lieber landet er dort aufgrund seiner Treffer - so wie an diesem Wochenende. Für die Überschriften sind andere verantwortlich.
Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke etwa, der sich nach dem Spiel vor die Mikros stellte und regelrecht ins Schwärmen geriet angesichts der famosen Leistung des teuersten BVB-Transfers des letzten Sommers: „Lucas hat ein eingebautes Tor-Gen.“
Zack, da war sie - die Überschrift, mit der der Stürmer selbst nicht dienen wollte. Doch nicht nur Watzke, auch Barrios‘ Kollegen suchten nach Superlativen, um die Qualitäten des Vollblut-Mittelstürmers zu beschreiben. Vor allem sein dritter Treffer ließ die Borussen - und nicht nur die - mit der Zunge schnalzen. Obwohl der Angreifer bereits nach 60 Minuten platt schien, rackerte er weiterhin um jeden Ball. So auch in der 78. Minute, als ihn der pure Wille dazu antrieb, gegen drei Nürnberger das Leder über die Linie zu drücken.
„Der Junge ist phänomenal“, bejubelte Neven Subotic den Mann mit der Nummer „18“: „Das dritte Tor war ein Spiegelbild seiner Leistung. Er wollte alles und hat alles bekommen. Solche Szenen sind perfekt für ein Highlight-Video. Das war einfach geil.“
Barrios‘ Tore stießen für den BVB in Nürnberg nicht nur die Tore nach Europa auf, sie brachten den Goalgetter auch wieder im Kampf um die Torjägerkrone in Stellung. Erstmals seit Marcio Amoroso, der die Trophäe im Meisterjahr 2002 einsackte, könnte mit Barrios wieder ein Borusse die begehrteste Auszeichnung unter den Bundesliga-Stürmern gewinnen.
Der Welttorjäger aus dem Jahr 2008, der vom Boulevard nach seinem verhaltenen Start in Dortmund schon als „Weltnixjäger“ verspottet wurde, hätte es dann seinen Kritikern endgültig gezeigt - und sich wohlmöglich tatsächlich noch zur Weltmeisterschaft geschossen.
Das Bild, das er am Samstag gemeinsam mit Nelson Valdez abgab, taugte jedenfalls dazu, Herzen zu erweichen: Wie sich die beiden Paraguayos nach dem Schlusspfiff in den Armen lagen war großes (Gefühls-)Kino. So groß, dass Paraguays Nationalcoach Gerado Martino darauf eigentlich nicht verzichten kann.