Am Mittwoch probte Felix Magath schon einmal den großen Moment. Nach einer Einheit im alten Parkstadion hielt der Trainer von Schalke 04 plötzlich die Meisterschale in der Hand. Die war zwar nur aus Pappe, und ein Fan bat um ein Autogramm - am Samstag aber will Magath im Bundesliga-Topspiel gegen Bayern München bereits eine Hand an die echte Schale legen. Die Sehnsucht der Königsblauen nach ihrem ersten Meistertitel seit 52 Jahren erreicht eine neue Dimension. Nachdem er am Dienstagabend den Champions-League-Sieg der Bayern vor dem Fernseher erlebt hatte, eröffnete Magath deshalb gleich das Psychoduell. "Gut, dass die gewonnen haben. Kein klares Ergebnis, daher geht es nächste Woche noch einmal um die Wurst. Ich gehe davon aus, dass sie schon das Rückspiel im Hinterkopf haben und auch ein mögliches Halbfinale", sagte der Meistermacher.
Und obwohl seine Spieler für jeden offensichtlich noch einen Maulkorb tragen, ist zumindest Träumen erlaubt. "Die Fans sind nun optimistisch, der eine oder andere träumt schon. Und dafür spielen wir ja, damit die Fans Hoffnungen und Erwartungen haben dürfen", sagte Magath und gab den 300 Fans, die das Training verfolgten, jede Menge Autogramme.
Während sich ganz Schalke für die große Party rüstet und die Kneipen ihre Biervorräte aufstocken, gibt sich Magath ganz locker. Geheimtraining ist vor dem Kracherspiel, in dem Schalke den Bayern auf fünf Punkte davonziehen könnten, nicht geplant. "Wir müssen mit den Umständen leben", sagte er angesichts der vielen Zaungäste, die täglich das Training beobachten. Und in feinster Bayern-Manier wurde dann noch ein bisschen gestichelt. Magath legte dem Gegner nahe, die Meisterschaft zugunsten der Königsklasse zu vernachlässigen. "Für die Bayern ist das Rückspiel am Mittwoch klar das bedeutendste Spiel in dieser Saison. Denn wenn man das Halbfinale erreichen sollte, und man weiß ja schon, wer dann kommt, kann man auch das Finale erreichen."
Zudem rechnet Magath damit, dass den Bayern die englischen Wochen zusetzen und seine traditionelle Medizinball-Schinderei den Ausschlag geben wird. "Ich mache eine ganz normale Vorbereitung, und wir werden wohl konditionelle Vorteile haben. Wir sollten am Samstag in guter Verfassung sein." Ganz und gar nicht in guter Verfassung ist der verrottete englische Doppeldeckerbus im Schalke-Design, der immer neben dem Trainingsgelände steht. Auch das fast historische Gefährt könnte, ganz wie der Schalker Briefkopf, eine Politur vertragen. Ein achter Meistertitel würde sich sicher ganz gut machen.