Mitten in die Feierlaune um den scheidenden Ebbe Sand platzte die Nachricht wie eine Bombe. Der FC Schalke sei pleite, heißt es in einer stark verkürzt wieder gegeben Version dessen, was rund um den 3:2-Sieg gegen den VfB Stuttgart Gesprächsthema Nummer eins war. Um die laufenden Kosten zu decken, habe der Aufsichtsrats-Vorsitzende Clemens Tönnies dem FC Schalke einen Privat-Kredit in Höhe von 4,7 Millionen Euro gewährt, der Unternehmer Karl-Heinz Beul weitere drei Millionen. Zudem habe Rudi Assauer auf 500.000 Gehalt verzichtet (siehe Seite 5!).
Dies soll am Montag im "Focus" zu lesen sein, aber um das Interesse auf die Ausgabe zu wecken, wurden Teile des Berichtes schön öffentlichkeitswirksam zwei Tage vorher lanciert. Ja, das stimmt, bestätigte Josef Schnusenberg. Das Blatt beziffert das Volumen dieser Darlehen sogar insgesamt mit zehn Millionen Euro. Davon entfallen allein fünf Millionen Euro auf Tönnies. "Um Engpässe zu verhindern, habe ich meinem Verein fünf Millionen Euro geliehen", nickt der Fleisch- und Wurstfabrikant.
Von drohender Zahlungsunfähigkeit könne jedoch keine Rede sein. Der Aufsichtsrat habe vor anderthalb Jahren beschlossen, "die Bankverbindlichkeiten nicht zu erweitern". Im "Focus" indes wird behauptet, die Geldinstitute hätten mangels Sicherheiten weitere Kredite verweigert. Dagegen wehrte sich der Club in einer eiligst aufgesetzten Presse-Mitteilung und erklärte, "die Hausbanken des FC Schalke 04 e.V. haben in den letzten Monaten plangemäß diverse Finanzierungen ermöglicht und Kredite gewährt".
Schnusenberg bemühte, die bei derlei Meldungen schnell aufkeimenden Spekulationen, der Verein würde finanziell am Abgrund stehen, den Wind aus den Segeln zu nehmen. "Schalke ist definitiv nicht pleite, auch die Insolvenz droht nicht", beteuerte der 65-jährige Steuerberater aus Rheda-Wiedenbrück, mutmaßte aber: "Es wird kommen, dass wir mit den Vorgängen beim BVB in Verbindung gebracht werden. Ich habe immer gesagt, dass wir von der Hand in den Mund leben und dass das irgendwann aufhören muss. Ohne die Kredite hätten die Gehälter und Kosten nicht so pünktlich gezahlt werden können", argumentierte Schnusenberg. "Das ist eine Überbrückungs-Geschichte, ein ganz normaler Vorgang. Das haben wir schon öfters so gemacht. Es ist einfacher, an Herrn Tönnies zu gehen als zu einer Bank." Auch Tönnies wehrte sich vehement gegen die Darstellung, Schalke stehe kurz vor dem Abgrund: "Wer nachhaltig behauptet, Schalke ist pleite, der will uns etwas Böses."
Wie im Falle der Anzeige an die Staatsanwaltschaft Essen im Rahmen der Ermittlungen um die Bewertung des Parkstadions in der Bilanz 2003 (RS berichtete) wird auch in dieser Geschichte ein "Maulwurf" als Informationsquelle für die Öffentlichkeit vermutet. Tönnies hat jemanden aus dem Innern des Vereins im Auge, der bewusst Nachrichten lanciere, um Schalke zu schaden.
Warum Schalke frisches Geld brauchte, wo doch allein mit 33 Millionen Euro aus den internationalen Wettbewerben in dieser Saison die höchsten Einnahmen der Vereinsgeschichte sprudelten, ist schnell gelüftet. Die UEFA rechnet erst nach dem Ende der Europacup-Saison und damit erst einige Tage nach dem Champions League-Finale (Mittwoch in Paris) ab. Dann werden Garantiesummen, Startgelder und Prämien ausgeschüttet, "Fakt ist, dass wir im Sommer noch mit 25 Millionen Euro Einnahmen rechnen können", sieht Geschäftsführer Peter Peters sprudelnde Quellen vor sich.
Die privaten Darlehen waren nötig, "sonst hätten wir die Transfers wichtiger Spieler wie Bordon und Rafinha nicht finanzieren können", betonte Tönnies. "Wir haben ein Budget frei gegen zur Verstärkung der Mannschaft. Die Entscheidung, ein Darlehen zu geben, um die sportliche Abteilung zu verstärken, war eine gute. Wir haben gute Spieler dafür verpflichtet. Der Unternehmer will seinen Kredit aber auch als Vertrauen in die Geschäftspolitik der Königsblauen verstanden wissen. "Nächstes Jahr würde ich es wieder tun."