Nicht jeder wird Michael Ballack eine Träne nachweinen, falls der Nationalspieler im Sommer seinen Verein Bayern München verlässt. Ballack sieht sich inzwischen vielmehr zunehmender Kritik aus den eigenen Reihen ausgesetzt. Während des Heimspiels gegen den 1. FC Köln (2:2) waren erstmals Unmutsäußerungen und Pfiffe gegen den Kapitän der Nationalmannschaft, der vermutlich zum englischen Meister FC Chelsea wechseln wird, zu hören. Auch der Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge reihte sich bei den Kritikern ein und spricht Ballack die Führungsqualitäten eines Spielers wie Stefan Effenberg ab. Der FC Bayern habe vielmehr "ein Vakuum", was diese Rolle anbelange.
Ära Ballack fehlten die internationale Erfolge
"Zusammenfassend würde ich sagen: Effenberg war ein großer Stratege, eine große Führungskraft auf dem Platz. Ballack wird dafür stehen, dass er der kopfballgefährlichste Mittelfeldspieler ist oder war, der je beim FC Bayern gespielt hat", sagte Rummenigge in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung. Zur Begründung ergänzte er: "Die Ära Ballack war national gesehen erfolgreich. Die Ära Effenberg war auch national erfolgreich, aber sie war speziell geprägt durch internationale Erfolge."
Während seines zweiten Aufenthalts in München (1998 bis 2002) hatte Effenberg den FC Bayern zu drei Meistertiteln sowie zu einem Pokalsieg geführt. Vor allem aber in der Champions League waren die Münchner mit dem Finalsiegsieg 2001, der Finalteilnahme 1999 und je einem Viertelfinal- und einem Halbfinaleinzug erfolgreicher. In den anschließenden vier Jahren mit Ballack kam der FC Bayern nur einmal (2004/2005) ins Viertelfinale, scheiterte 2002/2003 sogar schon in der Vorrunde, zuletzt im Achtelfinale gegen den AC Mailand.
Van Bommel soll Münchener Führungs-Vakuum füllen
Der Niederländer Mark von Bommel vom FC Barcelona, den der Münchner Vorstandsvorsitzende als geeigneten Nachfolger von Ballack auserkoren hat, schätzt Rummenigge höher ein als seinen derzeitigen Angestellten. Van Bommel gefalle ihm auch deswegen so gut, "weil er eine gestandene Persönlichkeit" sei: "Der ist dazu in der Lage, die Fahne in die Hand zu nehmen, und dann: Bitte alle hinter mir her! Wir brauchen einen Spieler, der diese Führungsqualität hat, dem sich alle, alle unterordnen. Da haben wir ein Vakuum."