Offenbar würde Felix Magath den Weggang von Michael Ballack zwar bedauern, der Trainer des Rekordmeisters Bayern München sieht diese Möglichkeit aber auch als Chance zum Team-Umbau. Dazu bedarf es seiner Meinung nach einer Verstärkung des Kaders. "Wenn Michael Ballack geht, fehlt uns eine Persönlichkeit, die Verantwortung übernimmt. Diesen Spieler müssen wir von außerhalb holen", sagte Magath vor dem Achtelfinal-Rückspiel in der Champions League beim AC Mailand am Mittwoch (20.45 Uhr/live bei Sat.1 und Premiere) gegenüber der Münchner tz.
Mehrfach hatte sich der 52 Jahre alte Coach zuletzt für eine Verpflichtung einer Führungspersönlichkeit ausgesprochen. Zugleich sieht Magath einen Wechsel des Nationalmannschafts-Kapitäns als "Riesenchance für uns. Dann können wir uns neu orientieren, an unserem Auftreten insgesamt etwas verändern", erklärte Magath und fügte hinzu: "Wir werden sicherlich keine Probleme kriegen, nur weil Ballack nicht mehr da ist - auch wenn wir derzeit alles auf ihn zugeschnitten haben."
Denker und Lenker für die Defensive
Offenbar schwebt Magath jedoch nicht ein Offensivspieler als Ersatz für Ballack vor. Gerade das späte Gegentor bei der jüngsten Bundesliga-Heimniederlage gegen den Hamburger SV (1:2) habe gezeigt, dass "defensiv keiner Verantwortung übernommen" habe, sagte der Trainer. Niemand habe die nach dem Ausgleich von Mehmet Scholl ungestüm anrennende Mannschaft gebremst. "Da sieht man, dass man gerade von solchen Persönlichkeiten nie genug haben kann", erklärte Magath und gab Torwart Oliver Kahn "uneingeschränkt Recht", der das taktische Verhalten der Mannschaft scharf kritisiert hatte.
Michael Becker, Berater des 29 Jahre alten Mittelfeldspielers Ballack, soll angeblich vor allem mit dem englischen Meister FC Chelsea in Kontakt stehen. Laut diversen Medienberichten sollen die Verhandlungen über einen Vier-Jahres-Vertrag mit einem Gesamtvolumen von rund 50 Millionen Euro mit dem Klub des russischen Öl-Milliardärs Roman Abramowitsch bereits weit gediehen sein. Eine angebliche Einigung mit den Blues dementierte Ballack auch am Dienstag in Mailand. "Ich habe schon vor zwei Wochen gesagt, dass noch nichts entschieden ist. Der Stand ist heute noch genauso", sagte der Ex-Leverkusener.
Rummenigge: Ballack "fair und seriös behandeln"
Bei Bayern rechnen die Verantwortlichen nicht mehr mit einem Verbleib des im Sommer ablösefreien Ballack. Der Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge erklärte am Dienstag, man habe von einem bereits feststehenden Wechsel zwar keine offizielle Kenntnis, gehe aber "mit der ganzen Sache relaxt um. Wir werden Michael bis zum letzten Tag fair und seriös behandeln", sagte Rummenigge. Beobachter gehen davon aus, dass Ballack seinen Wechsel bei einem Ausscheiden der Bayern aus der Champions League umgehend verkünden wird.