Mit seiner dramatischen Fußball-Wette sicherte er sich im Anschluss auch noch den Titel des Wettkönigs. Zeit für ein Interview mit RevierSport hatte der 23-Jährige trotzdem noch.
Johannes Witzenrath, auch RevierSport schickt eine Gratulation zur gewonnenen Wette und dem Titel des Wettkönigs. Können Sie das alles schon fassen, was in den letzten Tagen und Stunden los war? Ganz langsam beginne ich wohl, es allmählich zu realisieren. Ich hoffe, dass sich nun nicht mein ganzes Leben geändert hat, aber es war schon extrem aufregend, was rund um meine Wette (siehe Infokasten, Anm. d. Red.) alles passiert ist.
Noch mal der Reihe nach: Zuerst lief es gar nicht gut, denn gleich die erste Frage ging daneben. Sie hatten zwar das richtige Ergebnis der Partie zwischen Wolfsburg und Kaiserslautern vom 13. Mai 2006 parat – entschieden sich aber schließlich für den falschen Torschützen des Treffers zum 2:2-Endstand. Was ging Ihnen durch den Kopf, als aufgelöst wurde, dass es nicht Sebastian Reinert war, sondern doch Marcel Ziemer? Das ärgerliche war ja, dass ich den Namen auch schon genannt hatte, mich dann aber zu hastig entschieden habe. Ich habe auch bei den Proben immer nur dann Fehler gemacht, wenn ich zu schnell geantwortet habe. So war es da auch. Aber so wurde es wenigstens richtig schön dramatisch.
Vor dem Fernseher hatte man dann fast den Eindruck, Sie hätten sich dann wieder ins Spiel gekämpft. Fast wie eine Fußballmannschaft, die zurückliegt... So ungefähr war das auch! Nachdem das 1:5 zwischen Hannover und Werder Bremen gesessen hatte, wusste ich, dass es jetzt läuft. So war es dann ja auch.
Es lief ohnehin fast wie nach Drehbuch – denn ihr Wettpate Lukas Podolski loste dann ausgerechnet die Partie Köln gegen Bayern München aus, die der FC trotz eines 0:2-Rückstands noch gewinnen konnte. Und von Ihnen bekam er noch einen Spruch... Ja, genau: „Du hast nicht getroffen!“ (lacht). Wir haben uns super verstanden. Vor dem Auftritt haben wir uns nur ganz kurz gesehen, bei der Wette passte dann aber alles. Es hat richtig viel Spaß mit ihm gemacht, weil zwischen uns alles ganz spontan lief.
Und als Sie es schließlich geschafft hatten, lud er Sie spontan zu einem Spiel seines Klubs Arsenal nach London ein! Ich habe sofort „geil“ gesagt und mich tierisch gefreut. Ich war nämlich noch nie in England und wollte mir schon immer mal ein Spiel im Mutterland des Fußballs anschauen. Über das ZDF und sein Management wurde dann noch am Samstagabend Kontakt hergestellt, das scheint also tatsächlich zu klappen.
Damit nicht genug, mit großem Abstand gewannen Sie noch den Titel des Wettkönigs. Damit hatten Sie nicht gerechnet, oder? Darüber habe ich mir im Vorfeld überhaupt keine Gedanken gemacht. Als dann auf den Monitoren erschien, dass der Sieger 53 Prozent der Stimmen hatte, habe ich erst recht nicht mehr daran geglaubt. Ich habe mich sehr gut mit den Baggerfahrern (andere Wette, Anm. der Red.) verstanden, denen hätte ich es auch gegönnt, wir hatten schon am Freitag zusammen ein Bierchen getrunken.
In der Samstagnacht wurde dann bestimmt ein bisschen kräftiger gefeiert, oder? Ich habe nicht viel geschlafen, vielleicht ein oder zwei Stunden (lacht). Wir waren bei der Aftershow mit Abstand die letzten Gäste.
Nun sind Sie um 50.000 Euro reicher. Wissen Sie schon was Sie mit dem Geld machen? Ich hatte ja schon im Vorfeld gesagt, dass ich mal eine USA-Reise machen möchte. Der angekündigte Trip nach Las Vegas oder an die amerikanische Westküste kann jetzt kommen. Ich bin aber ehrlich gesagt ganz froh, dass es kein Millionen-Gewinn ist, wie zum Beispiel bei „Schlag den Raab“. 50.000 Euro sind noch besser überschaubar und kein Grund jetzt abzuheben.
Haben Sie die Befürchtung, dass neben Ihren Bekannten und Kommilitonen jetzt auch Rot-Weiss Essen etwas vom Kuchen abbekommen will? Oder anders gefragt: Kaufen Sie jetzt vielleicht noch einen Fanartikel extra? Mal abwarten. Ich bleibe ganz entspannt, gehe am Montag schon wieder zur Uni und will auch sonst keinen großen Rummel veranstalten. Ich denke, in dieser Woche wird noch Einiges auf mich einprasseln, dann aber wird sich das legen. Und was RWE angeht: Wenn der Verein das möchte, bin ich gern zu einer kleinen Aktion auf dem Rasen in der Halbzeit oder vor einem Spiel bereit. Ich denke, ich konnte auch während der Sendung schon ein bisschen Werbung für meinen Lieblingsklub machen.
Der hat am Freitagabend selbst eine Sternstunde erlebt und den Regionalliga-Spitzenreiter geschlagen. Wie groß war der Ärger, dass Sie beim sensationellen Sieg gegen Lotte am Freitag nicht im Stadion sein konnten? Ich wurde von meinen Kumpels sofort aufgezogen: „Da bist Du einmal nicht im Stadion, schon läuft es bei RWE! Ein bisschen ärgerlich ist es für mich, der eine Steh-Dauerkarte hat, schon, denn ich habe gehört, dass es das beste Spiel der letzten zwei oder drei Jahre gewesen sein soll. Aber wenn es einer ganz gut verschmerzen kann, dann wohl ich. Mit dem Sieg gegen Lotte ist es aus meiner Sicht doch erst recht ein perfektes Wochenende gewesen.