Schalke hatte am 9. Juli 2013 den Vertrag mit dem Online-Anbieter laut eigener Darstellung "wegen nachweislicher Vertragsverletzungen" fristlos gekündigt. Die Schiedsgerichtsklage wird laut S04 am Donnerstag bei der deutschen Institution für Schiedsgerichtsbarkeit in Köln eingereicht werden. Der Traditionsklub erwartet erst im ersten Halbjahr 2014 eine Entscheidung.
Schalke hatte ursprünglich am 1. Juli einen Vertrag mit dem Tickethändler abgeschlossen, diesen nach Fanprotesten aufgrund umstrittener Geschäftspraktiken des Unternehmens jedoch nur wenige Tage später wieder aufgekündigt. Viagogo habe trotz mehrfacher Aufforderungen von Beginn an vertragliche Regelungen nicht eingehalten, hatten die Schalker ihre Entscheidung begründet.
Der Kontrakt hatte ursprünglich vorgesehen, dass die Schalker 3,6 Millionen Euro in den nächsten drei Jahren dafür kassiert hätten, dass Viagogo pro Jahr 3000 Karten mit maximal 100-prozentigem Aufschlag weiterverkaufen darf und alle Ticketverkäufe "von Fan zu Fan" übernimmt. Das Unternehmen hatte Schalke seinerseits vorgeworfen, aus dem Vertrag auszusteigen, "indem sie Viagogo des vermeintlichen Vertragsbruches beschuldigten".
Schalke widersprach in einer offiziellen Stellungnahme zudem Darstellungen in der Sendung "Sport inside" des WDR-Fernsehens am Montag. Zu keiner Zeit habe Schalke 04 "seinen Mitgliedern gegenüber Unwahrheiten in Bezug auf die Vertragsinhalte mit Viagogo verbreitet", so der siebenmalige deutsche Meister. Entgegen einer vorherigen einvernehmlichen Übereinkunft habe Viagogo den Klub "kurz vor Vertragsbeginn massiv unter Druck gesetzt und mehr Ticketkontingente für Spiele eingefordert. Zu keinem Zeitpunkt hat der Verein dies selber von sich aus angeboten!"
Viagogo reagierte am Dienstag mit einer eigenen Erklärung. "Wir bedanken uns beim WDR, dass er die Wahrheit über Schalke ans Licht gebracht hat. Nun wissen die Fans und viaNOgo, dass sie vom Schalke Management belogen wurden", sagte Unternehmenssprecher Steve Roest: "Umso erstaunter sind wir, dass Schalke nun erneut ankündigt, eine Klage gegen Viagogo einzureichen, obwohl doch jeder Zuschauer die Wahrheit erfahren hat."
Der Ticket-Händler hatte zuletzt im deutschen Profifußball heftigen Gegenwind gespürt. Champions-League-Teilnehmer Bayer Leverkusen hatte eine einstweilige Verfügung erwirkt und dem Unternehmen "gerichtlich untersagt, Tickets für Fußballspiele von Bayer 04 Leverkusen über die Online-Ticketbörse Viagogo anzubieten, bevor für diese Spiele bei Bayer 04 Leverkusen oder von Bayer 04 autorisierten Dritten Tageskarten zum Verkauf angeboten werden".
Auch der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hatte juristische Schritte in Erwägung gezogen, nachdem vom Unternehmen Karten für das Länderspiel in Stuttgart gegen Chile im Jahr 2014 angeboten wurden, obwohl der DFB noch nicht einmal die Preise festgelegt hatte. DFB-Präsident Wolfgang Niersbach hatte die Vorgehensweise des Online-Tickethändlers als "unseriös" bezeichnet.