PeleusSohn Zuletzt aktiv: 13. August 2013 - 16:01 Mitglied seit: 28. September 2004 Wohnort: Essen
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Schalke 04-Sportlich
Hi, Gunnar! Ich kann mich nicht für Glückwünsche zu etwas bedanken, an dessen Zustandekommen ich weder mitgewirkt, noch davon einen unmittelbaren Nutzen habe. Trotzdem reihst du dich damit in eine Gruppe namhafter Protagonisten des Sports ein, die allesamt vermutlich eher die Chancen als die Gefahren dieser Übereinkunft sehen. Wie Paul Breitner kürzlich auf Eurosport meiner ganz persönlichen Haßfigur Rudi Brückner sehr genervt und ungehalten entgegnete: "Warum muß immer aus purer Lust am Zerstören über Dinge spekuliert werden, anstatt einer Entwicklung Zeit zu lassen? Warum reden wir nicht in einem Jahr darüber, wenn sich gezeigt hat, was falsch und was richtig war?" Rudi Brückners Antwort: "Aber Putin steht hinter Gazprom, und damit sind auch die Gelder von Gazprom nicht sauber. Punkt!" Paul Breitner schüttelte den Kopf und winkte ab... Ich raufe mir noch heute die nicht mehr vorhandenen Haare, warum ich Anfang der Achtziger nicht eine der zahlreichen Gelegenheiten beim Kabelpilotprojekt Dortmund/Ludwigshafen genutzt habe, um Rudi Brückner rein prophylaktisch mit Anlauf in die Eier zu treten - denn schon damals war erkennbar, was uns der Intelligenzzustand dieses drittklassigen Journalisten eines Tages bescheren würde. :wink: Glück auf!
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[quote=Essener72]Bei einem Gesamt-Merchandising-Umsatz der 1. und 2. Bundesliga von 150 Mio. € (Quelle: UFA-Studie) und einem Anteil der Top 5- (selling) Klubs von 80 Mio. € wage ich zu bezweifeln das Schalke 30 Mio. € durch Merchandising umsetzt.[/quote] Sorry, aber das würde ich an deiner Stelle noch einmal überprüfen, Essener 72. Ich habe da so vage im Hinterkopf, daß aktuell alleine in der ersten Bundesliga annähernd vierhundert (!) Millionen Euro umgesetzt werden. In der vergangenen Saison waren es bereits dreihundertundfünzig Millionen Euro. Alleine der BvB beziffert seine Merchandisingumsätze mit knapp vierzig Millionen Euro. So falsch kann ich da also wohl nicht gelegen haben. Gruß
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Hi, Essener 72! Daß der RWE Leidtragender des Buli-Skandals war, ist unbestritten. Aber auch dir möchte ich sagen, diesen Passus aus Wikipedia nicht vorbehaltlos zu akzeptieren. Wenn du dir nämlich das Zustandekommen dieses Artikels etwas genauer zu Gemüte führst, wirst du feststellen müssen, daß entgegen aller Enzyklopädie-Richtlinien damit eine wertende Gesamtaussage verfolgt wird. Was in den Köpfen vieler RWE-Anhänger noch immer herumgeistert, ist ein lediglich auf den Vorgang des Skandals begrenztes Ursache-Wirkung-Denken. Die Ursache allen Übels ist für mich die inkonsequente Vorgehensweise des DFB. Betrachte doch nur einmal die Tatsache, daß zwischen den verschobenen Spielen und dem schlußendlichen Urteil (in dem Fall tatsächlich die "Meineidverfahren") mehr als vier (!!!) Jahre lagen. Die Herren Verbandsfunktionäre waren eben stets nur darauf bedacht, [i]business as usual[/i] einkehren zu lassen, was im Nachhinein betrachtet zwar funktionierte, aber eben auch zu solchen Ungerechtigkeiten wie denen am RWE führte. Eine ganz andere Frage ist allerdings, ob sich der RWE darauf berufen sollte, nicht durch ein 74er WM-Stadion begünstigt worden zu sein. Ebenso stehen auch die Abstiege und jüngeren Regio-Zeiten in keinem Zusammenhang mit dem dreißig Jahre zurückliegenden Skandal, es sei denn, man wolle es VWL-Studenten gleichtun und die alte AHMAZ-Theorie ("Alles hängt mit allem zusammen") bemühen. Andere Vereine hatten im gleichen Zeitraum ebenso Abstiege zu verkraften und danach im Einzelfall sogar ansehnlichen Erfolg. Oder habe ich es etwa nur geträumt, daß die Löwen von der Bayernliga bis ins Fußballoberhaus durchmarschierten? In den vergangenen dreißig Jahren gab es auch für den RWE Gelegenheit genug, eigene Fehler zu machen - und hin und wieder wurde in Essen davon leider ausgiebig Gebrauch gemacht. :wink: Glück auf!
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Moin, RWEFAN! [quote=RWEFAN]Mal wieder zurück zum Thema. Es wäre mal interessant zu wissen, wie der diesjährige Etat von ca. 100 Mio. € (lt. FAZ)sich zusammensetzt. Irgendwo muss das Geld ja herkommen. [/quote] Ganz einfach: Die von dir mit fünf Millionen Euro veranschlagten Einnahmen aus dem Merchandising sind nur rund ein Sechstel des tatsächlichen Betrages. Wenn du also mit diesem Wert deine Auflistung noch einmal durchrechnest, kommst du dem Etatziel schon recht nahe. :wink: Glück auf!
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Moin, martin! [quote=martin5578]Egal wie du das hinbiegst, SO4 hat Scheiße gebaut und das ist Fakt...[/quote]Nein! Das ist alles anderes als Fakt. 1. Der DFB hat 1972 seine Vorwürfe gegen den Verein FC Schalke zurückgezogen. Im Gegenteil zu den ständig erhobenen Behauptungen, Schalke habe in einem unüberwindbaren Konflikt mit dem Verband gestanden, war es gerade der Schalker Vorstand, der dem DFB gewissermaßen sogar den A**** gerettet hat. Im Stadium der Anklageerhebung hatte der DFB offziell erklärt, daß einer Verpflichtung des Spielers Libuda seitens Racing Straßburgs nichts im Wege stünde, da "nicht von einer Sperre auszugehen" sei. Nachdem der Transfer mit Genehmigung des DFB abgewickelt worden war, wurde Stan Libuda lebenslang gesperrt. Racing Straßburg und der französiche Verband verlangten daraufhin vom DFB und vom FC Schalke 04 Ausgleichszahlungen, weil andere französiche Vereine damit drohten, gegen die Wertungen der Spiele mit Beteiligung Libudas Protest einzulegen und Racing Straßburg die erzielten Punkte aberkennen zu lassen. Schalke verzichtete jedoch auf eine erfolgversprechende Inregressnahme des DFB, der zuvor stets mit der Aussage zitiert werden durfte, "gegen den Spieler Reinhard Libuda läge nichts vor." Nur diese Stellungnahme des DFB hatte nämlich einen Transfer Libudas überhaupt erst ermöglicht. Schalke überwies 350.000,- DM an Racing Straßburg und hatte somit den DFB "freigekauft", ohne daß der nationale Fußballverband Deutschlands größeren Schaden an diesem selbstzuverantwortenden Skandal genommen hätte. Weil sich der DFB zu diesem Zeitpunkt bereits in einem brisanten Konflikt mit den ordentlichen Gerichten befand, die fast jede Entscheidung des Verbandes aufhoben und für Null und Nichtig erklärten, hätten weitere juristische Auseinandersetzungen möglicherweise für irreparable Fluschäden im Verhältnis der Vereine zum DFB gesorgt. Ausgerechnet Schalke war es dann, das trotz ordentlicher Spielberechtigungen seiner beklagten Spieler auf deren Einsätze verzichtete und ALLE Verbandsauflagen erfüllte, ohne je in Not gekommen zu sein, dies auch tatsächlich hätte tun zu müssen. Man mag dies als strategische Cleverness auslegen, aber letztlich befand sich der DFB damit in ärgeren Erklärungsnöten, weil sich Schalke stets darauf berufen konnte, allen Auflagen gefolgt zu sein. Es hat nie eine Bestrafung des Vereins durch den DFB gegeben, weil dem Verein keine Beteiligung am Buli-Skandal nachgewiesen werden konnte. 2. Was du als Recht haben und Recht bekommen bezeichnest, kann kein Alibi für haltlose Anschuldigungen sein, die lediglich deinem Rechtsverständnis entsprechen. Siebert und Aldenhoven wurden nicht aus Mangel an Beweisen freigesprochen, das Verfahren wurde auch nicht gegen irgendwelche Zahlungen eingestellt. Es kann an dem Urteil der Strafkammer also kein Zweifel herrschen. Wenn du demnach von "hinbiegen" faselst, solltest du dir eher überlegen, wer von uns beiden sich etwas "hinbiegt"! Ich halte mich an verbriefte Wahrheiten. Und du...??? :wink: Es ging mir aber auch gar nicht darum, die alte Diskussion aufleben zu lassen, sondern lediglich aufzuzeigen, warum man mit Wikipedia-Recherchen sehr vorsichtig umgehen sollte. Glück auf! Kleines Ratespiel: Was haben die Vereine VfB Stuttgart, Kickers Offenbach, SV Werder Bremen, 1860 München, Bayern München, Schalke 04, RW Oberhausen, MSV Duisburg, Hertha BSC Berlin, 1. FC Köln, Eintracht Braunschweig, Arminia Bielefeld und Eintracht Frankfurt gemeinsam? Richtig! Sie [b]alle[/b] waren in den Buli-Skandal verstrickt. Viel Spaß beim weiteren Fabulieren! :lol:
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Moin, Schalker und Nichtschalker! Bevor ihr Roten aber hier so richtig von uns zur Kasse gebeten werdet ("Nutzungsgebühr" ist übrigens eine geniale Idee, HDKRWE!!! :wink: ), will ich noch kurz ein Schamkerl zum Wochenanfang einstellen. Weiter oben hatte Sofafussel einen Wikipedia-Artikel zum Buli-Skandal zitiert, in dem davon die Rede war, [b]Vorstand[/b] und Spieler des S 04 hätten ein Spiel verkauft. Wir hatten diese leidige Diskussion ja bereits einige Male im Forum, und darum habe ich nun selber etwas recherchiert und einige Quellen aufgetrieben, die ich in folgendem E-Brief an den Verfasser des Wikipedia-Artikels zusammengefaßt habe: "Dieser Artikel weist sowohl einen sachlichen Fehler, als auch eine irreführende bzw. unvollständig widergegebene Darstellung auf. 1. Zitat: "(...) das vom Vorstand (...) "verkauft worden war. (...)" Am Mittwoch, 4. Februar 1976, 9:55 Uhr, verlas Richter Pohl, Vorsitzender der siebten Strafkammer am Essener Landgericht das folgende Urteil: "[b]Die Angeklagten Siebert und Aldenhoven werden freigesprochen. Die Kosten des Verfahrens fallen der Staatskasse zur Last.[/b]" Richter Pohl ließ offen, ob dies eine Stunde der Wahrheit war. "Die Kammer ist von der Unschuld der Angeklagten nicht überzeugt", erklärte er, "[b]aber auch nicht von der Schuld[/b]." Damit steht zumindest fest, daß Mitgliedern des Schalker Vorstandes kein Meineid und somit auch keine Beteiligung an einer Spielmanipulation nachzuweisen war. Desgleichen entschied Jahre zuvor bereits auch der DFB. Er ließ am Rande des DFB-Bundestages 1972 in Berlin durch den Chefankläger Kindermann höchstselbst der Schalker Delegation mitteilen, daß [b]"gegen die Herrschaften des Schalker Vorstandes" nichts vorläge[/b]. 2. Zitat: "Dieser Schwur [b]wurde[/b] als Meineid [b]entlarvt[/b]." Diese Aussage ist nicht bzw. nur eingeschränkt richtig. Die unstatthaften Ermittlungen des Staatsanwalts Dieckmann und die ungeklärten Ambitionen des Oberstaatsanwaltes Kny führten auf Grund des Hinweises, "aus sachfremden Gründen die Ermittlungen geführt und Hilfsdienste für DFB und Arminia Bielefeld geleistet" zu haben, zu einem Verfassungsgutachten im Auftrage der Verteidigung. Das Gutachten des Hamburger Professors Dr. von Münch und des Dortmunders Dr. Rauball kam zu dem Schluß, daß der Dieckmannschen Eidabnahme Verfassungswidrigkeit zu bescheinigen sei. Wenn der Artikel also explizit von "entlarvten Meineiden" spricht, eine meiner Meinung nach negativ belegte Wertung (korrekt wäre: "durch Geständnis des Meineides überführt"), darf nicht unberücksichtigt bleiben, daß juristisch bis heute Unklarheit darüber herrscht, ob in diesem Zusammenhang überhaupt von Meineiden gesprochen werden darf, da diese unter unrechtmäßigen Bedingungen abgelegt wurden. Für besondes brisant halte ich aber vor allem die von mir unter 1. kommentierte Aussage des Artikels. Hier sollte schnellstmöglich der Passus "vom Vorstand" ersatzlos gestrichen werden." Ich werde euch auf dem Laufenden halten und sofort Bericht erstatten, falls sich in dieser Angelegenheit endlich etwas tun sollte. :lol: Glück auf!
Rund um die Hafenstraße [Archiv 2005 - Juni 2010]
Hallo, ihr Roten im Schalke-Thread! :wink: Zuerst einmal danke für eure Reaktionen. Daraus läßt sich eine realistische Einschätzung ablesen. In einer Sache solltet ihr euer Licht aber nicht unter den Scheffel stellen: Ich schätze das Potential vom RWE deutlich höher ein, als ihr es selber offensichtlich tut. Ich bin hier im Forum von einem Essener Fan (wer es war, ist mir leider entfallen) darauf hingewiesen worden, daß die Schalker Zuschauerzahlen in der zweiten Liga teilweise noch unterhalb der Essener Statistik rangierten. Wenn man zudem noch ins Kalkül zieht, wie oft auch im alten PS eine gähnende Leere an der Tagesordnung war, scheint es mir nicht angebracht zu sein, perspektivisch in Essen lediglich vom Status Quo auszugehen. Da ist mehr drin! Bei der Strategie der kleinen Schritte muß man höllisch aufpassen, daß die Schrittweite nicht zu eng bemessen wird und sich selbstauferlegte Grenzen möglicherweise als Fußfesseln erweisen. Wenn ein neues Stadion erst einmal praktisch in Angriff genommen wurde, ist das neben der Vorfreude aber auch gleichzeitig ein strategisches Festlegen auf Jahre hinaus. Mir will einfach nicht einleuchten, warum die größte Stadt des Ruhrgebiets einen Verein beheimaten soll, der sich lediglich mit Mainz, Freiburg oder Bochum messen kann. Aber bitte! Ich kann auf der anderen Seite sehr gut verstehen, wenn man als Roter froh ist, nicht selber mit den vergleichsweise chaotischen Verhältnissen des königsblauen Nachbarn konfrontiert zu werden. Und wenn - wie Crispys unkte - es vielleicht doch nichts mit den Gazprom-Millionen werden sollte, wird spätestens auch dem letzten Schalker ein Licht aufgehen, daß Hochmut vor dem Fall kommt... In diesem Sinne: Ein schönes Restwochenende, und Glück auf!
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Hi, Essener 72! "Dein" RWE wird sich mit absoluter Sicherheit niemals zu einem leblosen Plastik-Verein verändern. Das ist undenkbar und wird auch nicht geschehen! Aber daß du in die Reihe dieser wenig wünschenswerten Retorten-Klubs den FCB stellst, kann ich so nicht gelten lassen. Der FCB hat seine Traditionen, und die liegen deutlich länger zurück, als man es den ersten Titeln ansieht. Daß der FCB als erfolgreichster deutscher Verein nicht nur traditionsverwachsene, treue Anhänger besitzt, sondern auch eine hohe Anzahl derer, die wir abfällig Modefans nennen, ist ebensowenig ein typisches Erscheinungsbild der Münchener. Ähnliches ließe sich zum BvB nach seinem CL-Gewinn sagen, und Ähnliches gilt auch für die Besucher der VELTINS-Arena, wenn man die Zuschauerzahlen von heute mit denen des Parkstadions vergleicht. Nun könntet ihr Essener freilich sagen, daß euer neues Stadion dieser Gefahr schon wegen seiner voraussichtlich kleineren Größe einen Riegel vorschiebt. Aber Fußball ist Volkssport und kein elitärer Sonntagsclub, von dem "normale" Eventzuschauer als ungeduldete Gäste ausgeschlossen werden sollten, damit sich eine Handvoll selbstüberschätzender Hardliner unter sich fühlen dürfen. Ich erfreue mich an der Kulisse der Sechzigtausend in der Donnerhalle. Es freut mich, Frauen mit ihren Kindern unter den Zuschauern zu sehen. Vor mir sitzen seit Jahren einige ältere Herren, die die Siebzig wohl schon überschritten haben, nach eigenen Angaben "in ihrem Alter keine Dauerkarte im Parkstadion abonniert hätten" und denen man sicherlich nicht wird absprechen können, echte Schalker zu sein. Der Bau eines neuen Stadions sollte also nicht nur dem Zweck dienen, sich über dessen Kapazität gegenüber Modefans abzugrenzen. Und wenn man weiß und einschätzen kann, welches Potential ein Verein besitzt, darf ein Stadion gerne auch "größer" sein, selbst wenn es dadurch auf den ersten Blick "teurer" ist. Da lasse ich allenfalls einen Einwurf von Andreas gelten, der die Auffassung vertrat, die Schalker Donnerhalle hätte "eine Spur bescheidener sein dürfen". Dem kann ich kein schlüssiges Argument gegenüberstellen. Warte einfach mal ab, welchen Mechanismen sich der RWE ausgesetzt sehen wird, wenn in Liga Eins zum Klassenerhalt in der Winterpause Neuverpflichtungen getätigt werden! Dann wird man im Zweifelsfall auch in Essen Geld in die Hand nehmen, das nicht unbedingt vom Festgeldkonto kommen muß. :wink: Zum Abschluß möchte ich dir und den anderen Essenern eine ernstgemeinte, wenngleich auch etwas provokant anmutende Frage stellen: Seid ihr nun deshalb mit einem kleineren Stadion zufrieden und der Bewahrung von Traditionen so fest verbunden, weil euch insgeheim bewußt ist, daß das Potential des RWE schlicht und ergreifend nicht mehr hergibt (Stichwort: "Tradition als vorgeschobenes Alibi"), oder glaubt ihr fest daran, daß auch auf diese Art und Weise der Weg zurück an die Spitze des Fußballs (Fernziel eventuell europäische Beteiligung) erreicht werden kann? Mich interessiert eure ehrliche Meinung dazu, und wenn ihr wollt, könnten wir diese Frage auch in den Hafenstraßen- oder einen anderen Thread verlagern. Glück auf!
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Hi, Essener 72! Ich kann dir in deiner Argumentation absolut folgen, auch wenn ich anderer Meinung bin. Meines Erachtens hängst du Tradition und damit verbundene Werte nicht nur zu hoch, sondern zerrst sie auch aus einem angemessenen Zusammenhang. Als Schalker, der sein erstes Bundesligaspiel noch in der alten Glückaufkampfbahn sehen durfte, waren mir das, was uns heute als Traditionen erscheint, damals sehr gegenständliche Werte. Meine Großväter waren Kumpel. Beide sind an daraus folgernden Lungenerkrankungen gestorben. Ich kenne Zechensiedlungen und deren gesellschaftliches Innenleben nicht nur von alten Schwarzweiß-Bildern. Und es herrschten in den Hinterhöfen zwischen den messerscharf abgegrenzten Parzellen mit ihren Hühner- und Kaninchenställen nicht immer nur aufrichtige Freundschaft und Zusammenhalt. Darin unterscheidet sich das Heute vom Gestern nur im geringsten Maße... Was also ist Tradition? Diejenigen, die noch während der siebziger Jahre zum Baden in die alten Luftschutzkeller ihrer Zechenhäuser gehen mußten, ihre Fenster wegen der Verrußung dreckschleudernder Kohleöfen nur selten öffnen wollten, warmes Wassers auf dem Küchenherd bereiteten und sich trotz härtester Arbeit weder Telefon geschweige denn ein Auto leisten konnten, haben unter der Verbesserung ihrer Lebensverhältnisse sicherlich nicht den ideologischen Verrat traditioneller Werte verstanden. Unter diesen Menschen, die wir heute gerne reminiszent als Zeitzeugen einer verklärten Vergangenheit bezeichnen, gab es Lügner, Mörder, Betrüger, Kinderschänder und Versager. Zur gleichen Zeit labten sich Menschen - unweit davon entfernt - am Füllhorn des Wirtschaftswunders, logen sich durch die Entnazifizierung, bestachen, korrumpierten, erschlichen sich gesellschaftliche und politische Macht und haben dennoch und gerade deshalb den Grundstein einer Entwicklung gelegt, an deren vorläufigem Ende heute der Deal eines russischen Energieversorgers mit einem deutschen Fußballverein steht. Ist das Tradition? Man muß kein Nostalgiker sein, um sich in heutigen Zeiten nach Vergangenem zu sehnen. Aber wissen wir überhaupt, was wir uns nun konkret damit zurückwünschen? Werden nachfolgende Generationen von der gleichen Tradition träumen, die wir meinen, oder wird es nicht viel eher so sein, daß diese Werte dann von den ersten Photohandys, Computern mit lächerlichen 100 Giga Speicherkapazität, LCD-Fernsehern und Autos mit Klimaautomat verkörpert werden? Natürlich, wir leben jetzt, und was kümmert uns heute schon die Vergangenheit, von der unsere Kinder und Kindeskinder eines Tages erzählen werden... Es sollte uns kümmern! Denn letztlich kann uns nur eine solche Erkenntnis die Einsicht verschaffen, daß die Werte und die Tradition, die wir nur allzu gerne beschwören, übermorgen bereits vergessen sein können und durch andere Werte und Traditionen ersetzt wurden. Wer im Gestern leben will oder das Gestern dem Heute vorzieht, flüchtet sich aus der Gegenwart in einen Traum ohne happy end. Und seltsamerweise wird dieser Traum im Mißerfolg eher geträumt, als wir es von Erfolgreichen wissen. Ob die Fans des FC Bayern sich wohl auch die Zeit VOR ihren Erfolgen zurückwünschen...??? Beim FCB fängt die Tradition eben etwas später an. Für Schalke hat sie heute sicherlich nicht aufgehört!!! Glück auf!
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Ich erinnere mich genau, HDKRWE! :wink: Und wenn ich das ohne den Verdacht einer Anbiederung sagen darf: Du hast mit diesem Beitrag ganz deutlich unter Beweis gestellt, warum man Fans eines Vereins nicht über einen Kamm scheren sollte. Wenn mir jemand in der Art und Weise, wie du es tatest, seine Antipathie erklärt, billige ich das mit dem allergrößten Respekt. Ich kann mich an hitzige bis erregte Kontroversen mit RWE SG und RWE Andreas auf den bislang stattgefunden UT erinnern (auch Fussel habe ich in guter Erinnerung :wink: ), die viel dazu beigetragen haben, auch meine Sichtweise zum RWE zu verändern. Das muß nicht in peinlichen Schulterschlüssen enden, kann aber in vielerlei Hinsicht sachliche Diskussionen begünstigen. Im aktuellen Fall sollte man nämlich auch zwei Seiten sehen. Neben einer spürbaren Erleichterung der Schalker Anhänger dürfen auch mögliche Nebeneffekte nicht außer Acht gelassen werden. Von der Gefahr einer "politischen" Einflußnahme des neuen Hauptsponsors will ich aber dennoch nicht sprechen, weil sich die Summen hinsichtlich der Vertragslaufzeit und im Vergleich zu Kontrakten anderer Sponsoren mit der Konkurrenz erheblich relativieren. Natürlich sind einhundert Millionen Euro eine recht ansehnliche Hausnummer. Und natürlich wird dem ein oder anderen auch deren Herkunft Magenschmerzen bereiten. Aber was wäre gewesen, wenn der FCB am heutigen Tage eine millionenträchtige Partnerschaft mit Microsoft verkündet hätte? Von sichtbaren Einflüssen werden wir da wohl etwas mehr durch die Partnerschaft mit Zenit St. Petersburg zu sehen bekommen. Ich denke, da werden künftig ein paar Spieler mit russischem Paß in Königsblau auflaufen können. In Gedenken an Sascha Borodjuk und Vladimir Ljuti ist das allerdings keine Vorstellung, vor der mir Bange wäre. Glück auf!
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