Die "Stunde Null" liegt jetzt schon 13 Tage zurück. Damals verlor Preußen Münster mit 0:3 gegen den SV Meppen, der Abstieg war nicht mehr zu vermeiden. Nur wenige Stunden später wurde publik, dass Sportgeschäftsführer Malte Metzelder das Preußenstadion verlässt.
Und nein: Über der altehrwürdigen Spielstätte stieg seitdem kein weißer Rauch auf. Wer Metzelder nachfolgt, ist unklar. Ebenso offen ist, wer das Team in der kommenden Saison coacht und wer für die Preußen spielen soll. Nur sechs Spieler haben einen gültigen Vertrag.
Anscheinend hat der SC Preußen seine Hausaufgaben nicht ausreichend gemacht. Stattdessen scheint er sich zu sehr auf den Drittliga-Klassenerhalt versteift zu haben, anstatt mehr zweigleisig zu planen und sich frühzeitig auf die Regionalliga vorzubereiten. Zur Erinnerung: Seit dem Herbst des Vorjahres stand Münster in der 3. Liga nicht mehr über dem Strich.
Klar, mit Sascha Hildmann kam die zweite Luft. Die Aufholjagd endete auch fast erfolgreich, weshalb der kommunikative Trainer ein hohes Standing im Verein genießt. Gespräche, ob der Pfälzer das Team auch eine Klasse tiefer betreuen will, finden momentan statt. Die Ziele müssen übereinstimmen. Da wäre noch ein anderes Problem: Es hätte nicht nur einen äußerst faden Beigeschmack, sondern wäre auch unprofessionell, einem Trainer einen Vertrag zu geben, bevor der Sportliche Leiter da ist.
Nach RevierSport-Informationen ist derweil genügend Geld vorhanden, um in der Regionalliga anzugreifen - zumindest für eine Saison. Teilen der schwarz-weiß-grünen Anhängerschaft ist etwas anderes sowieso nicht zu vermitteln. Der Angriff stünde jedoch unter keinem guten Stern.
Denn Fakt ist auch, dass die neu zusammengewürfelte Mannschaft Zeit brauchen wird. Um sich einzuspielen und um sich in der Regionalliga zu akklimatisieren. Die letztjährigen Absteiger Fortuna Köln und Sportfreunde Lotte, die sich lange schwergetan haben und vor dem Corona-Abbruch im unteren Mittelfeld gelandet sind, sind warnende Beispiele dafür. Und das schon unter normalen Bedingungen. Das ist dieses Jahr bereits anders.
Viele Konkurrenten trainieren bereits. Aufstiegsanwärter Nummer eins Rot-Weiss Essen steigt am Donnerstag in die Vorbereitung ein. Der neue RWE-Trainer Christian Neidhart wird einen so gut wie kompletten Kader zur Verfügung haben. Gut für RWE und alle weiteren Regionalligisten, die sich jetzt gezielt zwei Monate lang auf die neue Saison vorbereiten können, schlecht für den SCP.
Das dürfte man in Münster auch wissen. Die Verantwortlichen werben um Geduld. Auf der einen Seite müssen die Adlerträger für sich klarmachen, was sie wollen: Auf Pump versuchen, nach oben zu kommen oder ein nachhaltiges, mittelfristiges Konzept aufstellen? [article=491006]Diskussionen über dieses Konzept finden im Verein statt.[/article] Auf der anderen Seite ist Eile geboten. Ein schwieriger Spagat, keine Frage. Aber der Uhrzeiger ist längst vorgerückt, "Stunde Null" vorbei.