Das Bundesliga-Gründungsmitglied Preußen Münster gegen Rot-Weiss Essen, den deutschen Meister von 1955: Dieses Duell lässt im Fußball-Westen das Herz der Fans höher schlagen. Wenn man von einem Traditionsduell spricht, dann ist dieser Vergleich zweifelsohne solch ein Spiel. [article=515473]75 Mal trafen beiden Klubs bereits aufeinander[/article].
Auch für Sercan Güvenisik ist diese Begegnung ein besonderes Spiel. Der 41-jährige Ex-Profi verbrachte zweieinhalb Jahre in Münster und spielte auch eine Saison in Essen.
Eine Spielzeit, die den RWE-Fans in keiner guten Erinnerung geblieben ist. Der 31. Mai 2008 gehört mit Sicherheit zu den schwärzesten Tagen in der Vereinshistorie von Rot-Weiss Essen. Güvenisik wurde danach von den RWE-Fans angefeindet.
Güvenisik: "Dieses Gerücht nervt einfach nur"
Was war passiert? RWE musste "nur" drei Punkte im letzten Saisonspiel gegen den bereits abgestiegenen VfB Lübeck holen, um in der darauffolgenden Serie in der eingleisigen 3. Liga zu spielen. Die Mannschaft versagte und verlor mit 0:1. Es dauerte nicht lange, bis das vermeintliche "schwarze Schaf" gefunden wurde.
Essens Stürmer Sercan Güvenisik erwischte vor 18.027 Zuschauern im altehrwürdigen Georg-Melches-Stadion einen schlechten Tag und vergab gute Einschussmöglichkeiten. Unter den Fans wurde das Gerücht gestreut, dass es "Güve" in die Karten gepasst haben soll, dass RWE sich nicht für die 3. Liga qualifizierte. Denn wenige Stunden nach dem Spiel wurde er beim SC Paderborn vorgestellt.
Wenn Güvenisik - heute Inhaber der Spielerberater-Agentur "European Soccer Connection GM" - der einige Jahre in den USA verbrachte und mittlerweile in Hamburg lebt, diese Geschichte hört, dann ärgert er sich immer noch "Das ist völliger Blödsinn. Dieses Gerücht nervt einfach nur. Das wurde wirklich von dummen Leuten gestreut. Anders kann ich das nicht sagen", erklärt der in Ankara geborene ehemalige Stürmer. Weiter sagt er: "Ich habe vier meiner sieben Tore für RWE an den letzten Spieltagen geschossen. Nur so konnte es zu diesem Endspiel gegen Lübeck kommen. Das vergessen die Leute, die mich beschuldigen, scheinbar auch. Wer mich kannte und kennt, der weiß, dass ich geil auf Tore war. Ich war immer ein Kämpfer, erfolgshungrig. Mir irgendetwas vorzuwerfen, ist einfach nur Blödsinn. Auch ich wäre sehr gerne als Held von Essen gegangen."
Schon vor rund vier Jahren hatte sich Güvenisik, der in 25 Spielen sieben Tore für RWE erzielte, [article=322172]im RevierSport-Interview[/article] zu seinem Abgang in Essen geäußert: "Ich habe zehn Tage vor dem Lübeck-Spiel beim SC Paderborn unterschrieben, weil mein Vertrag in Essen zum 30. Juni 2008 ausgelaufen ist. Und ich unterstreiche an dieser Stelle, dass der Vertrag so oder so ausgelaufen wäre. Also ganz egal vom sportlichen Ausgang des Lübeck-Spiels."
Güvenisik: "Ich habe kein Problem mit Rot-Weiss Essen!"
Mehr als ein Jahrzehnt war Rot-Weiss Essen nicht mehr in der 3. Liga vertreten. Auch Güvenisik, der 93 Zweitligaspiele absolvierte - u.a. für den MSV Duisburg -, verfolgt noch die Geschehnisse rund um die Hafenstraße.
"RWE spielt eine super Saison. Christian Neidhart spielt da eine sehr entscheidende Rolle. Besser kann man es kaum machen. Was Essen im DFB-Pokal geleistet hat, war fast schon übermenschlich. In der Liga läuft es auch. Besser geht es nicht. Sie haben jetzt eine Riesenmöglichkeit aufzusteigen. Das gönne ich dem Verein und seinen Fans auch. Noch einmal: Ich habe kein Problem mit Rot-Weiss Essen!", betont Güvenisik.
Am Samstag in Münster drückt er aber eher den Preußen die Daumen. 77 Spiele (27 Tore) absolvierte Güvensik für Münster. In zweieinhalb Jahren hat er den Verein und die Preußen Fans ihn ins Herz geschlossen. "Preußen Münster war und ist immer eine Herzensangelegenheit für mich. Das war mit die beste Zeit in meiner Karrieren. Die Fans haben mich gefeiert und ich habe sehr gerne für sie gespielt. Es war einfach nur toll. Ich werde zum SCP immer ein besonderes Verhältnis haben", sagt Güvenisik.
In Zukunft wünscht er dem Verein die Rückkehr in die 3. Liga: "In dieser Saison wird es wohl nicht mehr reichen. Aber vielleicht kann man mit einem Sieg gegen Essen noch einmal etwas versuchen. Ansonsten hoffe ich, dass in der kommenden Spielzeit Münster wieder angreift und aufsteigt."