Legats Liga: Das Derby

"Ich hatte Schaum vor dem Mund"

Die 0:3-Niederlage des VfL Bochum auf Schalke war ja vorauszusehen. Wenn du finanziell nicht zusteuern kannst, gehst du eben die Gefahr ein, dass du wieder unten rumkrebst. Daher sollte man die Kirche mal im Dorf lassen und die klare Zielsetzung ausgeben, schnellstmöglich irgendwie 35 Punkte zu erreichen, um die Klasse zu halten. Denn das wird schon schwer genug. Natürlich, mein Herz hängt an diesem Verein. Wenn mir einer sagt, dass Bochum nicht absteigt, dann unterschreibe ich das blind und spende eine halbe Million. Aber so wird es sehr schwer.

Ich war zuletzt ein paar Mal beim Training und muss sagen: Da trainiert mein Sohn mit zehn Jahren mehr. Kein Tempospiel, nichts! Und das spiegelt sich dann auch in der Vorstellung auf Schalke wider. Wie kann man da so lustlos auftreten? Wenn ich mit Lothar Woelk und Ata Lameck dort aufgelaufen bin, da hatte ich Schaum vorm Mund. Ein Paul Freier, wie der sich maßlos ausspielen lässt, wie ein kleiner Junge, das ist beschämend. Aber ich will mich nicht auf einen Einzelnen einschießen, am besten sollte man die ganze Mannschaft austauschen, das ist doch einfach eine Frechheit.

Dabei muss ich sagen, ich bin ein Riesenfan von Stanislav Sestak, aber so einer allein reicht eben nicht. Mimoun Azaouagh war vor einer Woche klasse, aber jetzt sieht man den erstmal zehn, zwölf Spieltage nicht mehr. Und ich bin als Spieler nun einmal erst gut, wenn ich eine Halbserie oder eine ganze Saison konstant gute Leistungen bringe. Außerdem fand ich seine Geste nach dem Tor gegen Gladbach, als er gegenüber den Fans den Finger auf den Mund gelegt hat, nicht gut. So was rächt sich einfach im Laufe eines Jahres. Und die Fans haben auch das Recht, Kritik zu äußern, immerhin zahlen die einen hohen Preis für die Spiele, mit Bier und Wurst bin ich schnell bei 80, 100 Euro.

Insgesamt fehlen mir einfach Jungs, die auch mal eine große Klappe haben, in die Hände spucken und Gas geben. Aber ich kann keinen nennen, weil mir nur Mitläufer einfallen. Herausnehmen möchte ich Joel Epalle, das ist ja ein echtes Kraftpaket, der möchte am liebsten mit dem Kopf durch die Schalker Abwehr, aber ein Epalle reicht eben nicht. An der Motivation kann es wohl kaum liegen, in so einem Derby muss ich als Trainer doch nichts mehr sagen. Da geht es um die Ehre, um das Emblem. Wir sind hier noch immer im Ruhrpott, da zählt einfach nur malochen, malochen, malochen.

Auf den Trainer möchte ich mich aber nicht einschießen. Ich denke, dem Verein würde einfach eine grundlegende Umstrukturierung gut tun. Herbert Grönemeyer hat mal gesagt: lasst die Kinder an die Macht. Das sollte man einfach mal tun, also die 25-30-Jährigen, die Cleveren, die gute Ideen haben. Das täte dem Klub richtig gut.