Zugeben, der Kontrahent aus Weißrussland war aber auch stark. Aber nicht stark genug für Sandro Wagner. Das "Jung-Zebra" galoppierte den Gästen nach einer guten halben Stunde davon und versenkte die Kugel eiskalt im Netz. Leider sind solche Szenen im Duisburger Dress bislang fast gänzlich ausgeblieben. Vielleicht kommt der Ex-Bayer am Freitag ja in der zweiten Hälfte erneut zum Zug und vielleicht trifft Wagner ja dann auch einmal im blau-weißen Jersey. Für meinen Geschmack sind das ein paar "Vielleichts" zu viel und so wende ich mich jetzt lieber einem "auf jeden Fall" zu.
Zugegeben recht spät im Alter von 14 Jahren stand Moritz das erste Mal auf den Treppen des Duisburger Wedaustadions. Die damalige Südgerade gefiel dem Jungen, der 1989 mit seiner Mutter und seinen zwei Geschwistern aus Stuttgart in den "Pott" gekommen war, nicht so recht. Zu kalt, zu nass und viel zu wenig los. Also wechselte Moritz das Terrain. In der legendären Duisburger Nordkurve war es zwar nicht trockener als auf dem alten Platz und selbstverständlich pfiff auch hier der Wind recht frisch, dafür war die Stimmung deutlich besser. Der MSV ist zwar längst zu dem geworden, was sich so harmlos klingend "Fahrstuhl-Mannschaft" nennt, doch Moritz ist den "Zebras" dennoch - oder vielleicht gerade deshalb - treu geblieben und legt nun wöchentlich in seiner Fan-Kolumne Zeugnis über sein blau-weißes Gefühlsleben ab
Denn ohne Zweifel, morgen Abend, Punkt 18 Uhr, wird es richtig heiß und wichtig. Seit gut anderthalb Wochen freue ich mich auf das Match gegen die Mainzer. Und so werde ich mich bereits am Freitagnachmittag in der Duisburger City einfinden um dort zusammen mit "den Jungs" schon einmal die eine oder andere vorbereitende Maßnahme zu treffen. Man weiß ja schließlich nie, was einen erwartet. Ein, zwei kleine "Köpi" dürfen da natürlich nicht fehlen. Und die bringt dort, wo ich hingehe Hannelore. Kennt ihr nicht? Dann habt ihr was verpasst, denn Hannelore ist nicht nur eine hervorragende Kellnerin, sie ist ebenso ein wahrer Glücksbringer und ein Duisburger Original.
Und so gewinnen wir die morgige Partie auch nur, wenn Hannelore uns zum Abschied wieder ihren obligatorischen Auftrag erteilt."...und bringt mir einen Sieg mit", so lautet der klare Befehl, den wir beim Verlassen der Kneipe mit schöner Regelmäßigkeit zu hören bekommen. Und auch wenn manche Dinge dann zumeist schon nicht mehr ganz so klar sind - so meine ich mich erinnern zu können, Hannelore auch schon einmal mit zwei Zigaretten gleichzeitig im Mund gesehen zu haben - die Aufforderung, doch bitte schön einen Sieg mitzubringen, habe ich noch immer gehört.
Und das gerne, denn wie gesagt: Ohne Auftrag kein Sieg. Und da sage noch einer Fußballer seien abergläubisch. An die Rituale und Gewohnheiten der Anhängerschaft kommt kein Aktiver ran. So beginnt für mich die Partie dann auch bereits weit vor dem Anpfiff. Ist dieser dann erstmal ertönt, gibt es kein Halten mehr. Dann hilft auch keine Statistik und kein verbales Säbelrasseln mehr. Was dann zählt ist "auf'm Platz" - und auf der Tribüne, denn dort wird morgen der Punk abgehen. Sollten die Mainzer sich von all dem dennoch unbeeindruckt zeigen oder sich am Ende gar auf der Siegerstraße befinden, hilft auch der Auftrag von Hannelore nicht mehr.
Oder liegt es daran, dass wir diesen erst gar nicht bekommen haben und deshalb quasi von Anfang an chancenlos waren? Mir wäre diese Variante lieber, denn dann müsste ich mir für das nächste Match keinen neuen Glücksbringer suchen. Aber das wird ja zum Glück sowieso nicht nötig sein. Ganz sicher, vielleicht!