Intensive Zweikämpfe, viel Tempo. Und mit Weidenfellers Roter Karte gar einen unschönen Höhepunkt. Also viele Themen, über die diskutiert und gesprochen werden könnte. Sieht man sich aber mal im deutschen Blätterwald und im TV (besonders bei Bayern Münchens Haus- und Hofsender Sky) einen Tag nach dem Spiel um, dann bekommt man den Eindruck, als sei das Spiel als solches reine Nebensache. Denn kurz vor der Halbzeit kam es zu einem Zwischenfall außerhalb des Spielfelds, auf den sich alle Medien (insbesondere die des Boulevards) regelrecht stürzen wie der Geier auf seine Beute.
Jürgen Klopp, Trainer unseres BVB, verlor für einige kurze Momente die Kontrolle. Klopp fühlte sich und seine Mannschaft vom Schiedsrichter (unberechtigterweise) benachteiligt, weil dieser seinen Spieler Neven Subotic nach einer medizinischen Behandlung angeblich nicht rechtzeitig wieder aufs Spielfeld gelassen hatte. Mit der ganzen Wucht seiner großgewachsenen Statur und einem sich zu einer Wutfratze verzerrtem Gesichtsausdruck (im TV tausendfach natürlich in Super-Super-Super-Zeitlupe zu sehen) baute sich Klopp bedrohlich vor dem vierten Offiziellen auf. Dieser meldete dies dem Hauptschiedsrichter Proenca aus Portugal. Dem Referee blieb nur eine Möglichkeit. Er schickte Klopp auf die Tribüne.
Im anschließenden Interview-Marathon entschuldigte sich der BVB-Coach sichtlich geknickt und in authentischer Art und Weise sowohl bei den Schiedsrichtern und seiner Mannschaft, aber auch öffentlich. Ein Gangnach Canossa für einen wie ihn. Aber Klopp zeigte in diesem Moment Größe, gestand nicht nur seinen Irrtum bezüglich der Subotic-Szene ein, sondern zeigte sich auch ob seines Verhaltens einsichtig und reumütig. Zudem, so betonte heute Michael Zorc im Rahmen einer Pressekonferenz, habe Klopp niemanden beleidigt.
Attacken auf den BVB-Coach
Das alles hinderte jedoch die oben angesprochene Medienlandschaft nicht, diese Szene am heutigen Tage in völlig unangemessener Art und Weise breitzutreten und auszuschlachten und das EIGENTLICHE Ereignis, nämlich das Fußballspiel zwischen Neapel und dem BVB, fast völlig außen vorzulassen. "Klopp rastet aus" oder "Ein Trainer verliert sein Gesicht" lauteten beispielsweise noch recht harmlose Attacken auf den BVB-Coach in einem großen Boulevardblatt.
Aber hat dieser Trainer wirklich sein Gesicht verloren? Ich sage klar und deutlich: Nein! Eher genau das Gegenteil ist der Fall. Klopp ist Klopp. Von den Fans und den Medien wegen seiner ebenso launigen wie authentischen Interviews und Pressekonferenzen geliebt - von einigen Journalisten aber ob seiner manchmal entwaffnenden Offenheit und Direktheit auch gefürchtet.
Aber nochmal: Klopp ist Klopp. Einer wie er läßt alles raus, was dieser Fußballsport an Emotionen zu bieten hat. Das schöne Gesicht der Freude, der Leidenschaft, des Enthusiasmus - aber eben auch ab und an das hässliche Gesicht eines Trainers, der seine Wut und Enttäuschung an der Linie und vor den Augen aller offen auslebt. Authentizität nennt man sowas wohl. Vor allem aber sendet Klopp mit seiner ihm eigenen Art ein wichtiges Signal mit einer noch wichtigeren Innenwirkung an die Mannschaft. Er kämpft für seine Mannschaft. Er schreitet mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln ein, wenn er seine Jungs ungerecht behandelt sieht. Die Mannschaft dankt es ihm. Mit Vertrauen. Mit der Art und Weise Fußball zu spielen. Es ist vielleicht DAS Geheimnis des Dortmunder Erfolgs - dass alle seine Spieler auch oder gerade für ihn, den Trainer spielen. Für ihn alles geben!
Die Marke Klopp
Klopp ist das bewusst! Und genau darum sind ihm Signale in ihrer Innenwirkung wichtiger als in ihrer medialen Außenwirkung! Für sein eigenes Ansehen (vor allem international) war sein gestriger Wutausbruch sicher nicht wirklich positiv. Für die Mannschaft aber war es ein weiterer nachhaltiger Beweis. Für diesen Trainer lohnt es sich, alles rauszuhauen. Heute genauso wie morgen und immer wieder! Und mal ehrlich. Wollen wir wirklich und allen Ernstes nur noch weichgespülte Jogi-Löw-Verschnitte und chemisch gereinigte Figuren wie Hansi Flick sehen, die sich immer wieder mit monotonen und an Langeweile kaum zu überbietenden Floskeln äußern? Auch alle Nicht-BVB-Fans werden mir da zustimmen. NEIN!
Als BVB-Fan spreche ich wohl im Namen aller, die es gut mit Borussia Dortmund meinen und hoffe, dass Klopp sich niemals verbiegen lässt und weiter einer der ganz wenigen authentischen Trainer im Fußballgeschäft bleibt! Eine Type eben. Eine Type "Marke Klopp". Kloppo - bleib so wie Du bist!!!