Aus den Partien gegen Pauli, Düsseldorf, Lautern und die Arminia aus Bielefeld hatte ich mir ganze sieben Punkte erhofft. Zwar stirbt die Hoffnung ja bekanntlich zuletzt, doch „alle Sieben“ sind jetzt schon nicht mehr zu erreichen. Dabei hatte ich die Begegnung gegen die Hanseaten aus St. Pauli eigentlich als Betriebsunfall abgehakt. Doch das es noch schlimmer geht, zeigte die Partie in der Landeshauptstadt eindrucksvoll.
Karneval in Düsseldorf, närrisches MSV-Defensiv-Verhalten wo immer man auch hinschaute. Die rechte Außenbahn war vor allem in Person von Kristoffer Andersen schlichtweg eine Katastrophe. Und auch in der Zentrale lief vor dem eigenen Sechzehner so ziemlich alles schief.
Vierzigtonner beweglicher
Symptomatisch für die desolate Leistung der Duisburger Abwehr war vor allem das 0:2 durch Düsseldorfs Martin Harnik. Wer, wie Björn Schlicke in dieser Szene, einen Wendekreis wie ein Vierzigtonner hat, der braucht sich über einen geschickten Heber über das eigene Haupt und die darauf folgende Direktabnahme mitten hinein ins Weiß-Blaue Dilemma nicht zu wundern. Zugegeben, Fortunas „Ösi“ hat ein wunderschönes Tor erzielt, doch gegen die zu Salzsäulen erstarten „Abwehrrecken“ des MSV war dies auch nicht besonders schwierig.
Zugegeben recht spät im Alter von 14 Jahren stand Moritz das erste Mal auf den Treppen des Duisburger Wedaustadions. Die damalige Südgerade gefiel dem Jungen, der 1989 mit seiner Mutter und seinen zwei Geschwistern aus Stuttgart in den "Pott" gekommen war, nicht so recht. Zu kalt, zu nass und viel zu wenig los. Also wechselte Moritz das Terrain. In der legendären Duisburger Nordkurve war es zwar nicht trockener als auf dem alten Platz und selbstverständlich pfiff auch hier der Wind recht frisch, dafür war die Stimmung deutlich besser. Der MSV ist zwar längst zu dem geworden, was sich so harmlos klingend "Fahrstuhl-Mannschaft" nennt, doch Moritz ist den "Zebras" dennoch - oder vielleicht gerade deshalb - treu geblieben und legt nun wöchentlich in seiner Fan-Kolumne Zeugnis über sein blau-weißes Gefühlsleben ab
Immerhin konnte Meiderich an diesem Tag unter Beweis stellen, dass die weiß-blaue Mauer wenigstens auf der Tribüne eindeutig mehr kann, als die Anhängerschaft aus Düsseldorf. Denn während den Fortunen die vor dem Hinspiel in Duisburg selbst angekündigte „Mission rotes Wohnzimmer“ eindeutig misslang - gerade einmal 5000 Schlachtenbummler hatten den Weg an die Wedau damals angetreten - stand die Duisburger 9000-Mann-Mauer in der Kurve bedeutend besser, als die des eigenen, kickenden Personals auf dem Rasen.
Das die ganz große Stimmung trotz der vorhandenen „Man-Power“ nicht aufkommen wollte, dürfte angesichts des Spielverlaufs allerdings kaum verwundern. Zumal auch in der Offensive diesmal komplett Schicht im Schacht war. Gegen den 1. FCK muss der MSV nun endlich den Heimfluch beenden, denn eine erneute Niederlage ist eigentlich bereits gleichbedeutend mit dem Aus im Aufstiegskampf. Wie die zuletzt so lahmen „Zebras“ den „Teufeln“ allerdings die Hörner aufsetzen wollen, ist mir derzeit geradezu schleierhaft, schließlich gastiert mit den Pfälzern das absolute Top-Team der Liga im Wedaustadion.
Komische Tradition
Das dem MSV dennoch eine relativ maue Besucherzahl ins Haus steht - ich rechne mit genau 14.778 Besuchern - verwundert mich nicht. Allerdings führe ich, anders als MSV-Manager Bruno Hübner, nicht das jecke Treiben rund um den Duisburger Rosenmontagszug als Argument für eine zu erwartende schwache Zuschauerzahl ins Feld. Stattdessen verweise ich an dieser Stelle lieber noch einmal auf eine, von den verschiedenen Mannschaften des MSV während der letzten Jahrzehnte treu und beständig gepflegte Tradition, die da lautet: Immer dann, wenn nach oben etwas geht und die eigenen Anhänger in Scharen die Elf unterstützen, dann versagen wir auf ganzer Linie und enttäuschen somit ein ums andere Mal die Erwartungen unserer Fans. Klingt komisch, ist aber so.
Als langjähriger Zebra-Anhänger weiß ich, wovon ich rede. Allein in der jüngsten Vergangenheit fallen mir drei Spiele mit entscheidendem Charakter ein. Die Pokal-Partie in Augsburg und die Begegnungen mit den direkten Liga-Konkurrenten aus Hamburg und Düsseldorf. Statt dem Karneval die Schuld am offensichtlich mangelnden Zuschauerintersse zu geben (nein, ich bin bei aller liebe kein Anhänger des närrischen Treibens), sollten sich die Duisburger Verantwortlichen lieber einmal an die eigenen Pappnasen fassen.