Womit wir bei Nicky Adler wären. Ex-Coach Peter Neururer sah den "Blondschopf" eher in der Defensive gut aufgehoben, Milan Sasic lässt Adler, wohl auch aus Mangel an Alternativen, in vorderster Front agieren. Doch in der vergangenen Partie in Karlsruhe wäre ich an den ausgelassenen Tormöglichkeiten des ehemaligen "Sechzigers" beinahe verzweifelt. Das erste Ding muss einfach sitzen. Spitzer Winkel? Stimmt, aber so spitz, dass man das runde Kunstleder nicht in den gegnerischen Maschen hätte unterbringen können, war der Winkel nun auch nicht.
Gezieltes Torschusstraining?
Dass danach noch zwei vergebene Spiel-Szenen vom Format "100-prozentige Torchance" folgten, die wiederum der Offensive vergeigte, mag angesichts der Tatsache, dass sich der MSV in den letzten Wochen enorm gesteigert hat, gar nicht mehr so sehr ins Gewicht fallen. Dennoch sind genau das die Momente, in denen der Coach an der Seitenlinie wohl nur noch staunen kann. Denn ein gezieltes Torschusstraining hilft als Reaktion auf einen solchen Chancenwucher wohl auch nicht mehr weiter.
Zugegeben recht spät im Alter von 14 Jahren stand Moritz das erste Mal auf den Treppen des Duisburger Wedaustadions. Die damalige Südgerade gefiel dem Jungen, der 1989 mit seiner Mutter und seinen zwei Geschwistern aus Stuttgart in den "Pott" gekommen war, nicht so recht. Zu kalt, zu nass und viel zu wenig los. Also wechselte Moritz das Terrain. In der legendären Duisburger Nordkurve war es zwar nicht trockener als auf dem alten Platz und selbstverständlich pfiff auch hier der Wind recht frisch, dafür war die Stimmung deutlich besser. Der MSV ist zwar längst zu dem geworden, was sich so harmlos klingend "Fahrstuhl-Mannschaft" nennt, doch Moritz ist den "Zebras" dennoch - oder vielleicht gerade deshalb - treu geblieben und legt nun wöchentlich in seiner Fan-Kolumne Zeugnis über sein blau-weißes Gefühlsleben ab.
Man stelle sich nur mal vor, Sasic ließe Adler eine Stunde lang üben, wie man den Ball aus drei Metern nicht am Tor vorbeischießt. Die "Zaunkiebitze" an der Westenderstraße würden sich wohl ziemlich veräppelt vorkommen. Doch schauen wir auf erfreulichere Dinge. Die aktuelle Tabelle würde sich hier anbieten. Gewinnt Meiderich morgen gegen die Alemannia aus Aachen, hätte der MSV 31 Zähler auf dem Konto. Im besten Falle, sprich dann, wenn die Fortuna aus Düsseldorf und Arminia Bielefeld ihre Partien nicht gewinnen, überwintert Duisburg auf dem Relegationsrang.
Doch noch der Aufstieg?
Wer hätte vor gut sechs Wochen damit gerechnet, dass sich unsere "Zebras" kurz vor dem Jahresabschluss doch noch einmal in eine aussichtsreiche Position für die im Januar beginnende Rückrunde spielen würden? Ich jedenfalls nicht. "Nicht einmal der liebe Gott würde mit dieser Mannschaft aufsteigen", hatte ich noch vor gar nicht allzu langer Zeit an gleicher Stelle gewettert. Doch Milan Sasic scheint das Unmögliche womöglich doch noch zu schaffen. Oder doch nicht? Mit einer Aufstiegsprognose möchte ich mich zunächst einmal zurückhalten.
Wobei das Spekulieren natürlich schon Spaß macht, etwaige Rechenspielchen mit Blick auf die Tabelle und die noch ausstehenden Partien im kommenden Jahr mit inbegriffen. Doch alles spekulieren und prognostizieren hilft nicht, denn gerade im Fußball liegen diejenigen, die sich Experten nennen, oder für solche halten, häufig daneben. Mich selbst beziehe ich da gerne mit ein. Wie reich könnte ich bereits sein, hätte mich mein Expertenwissen bei etwaigen Ausflügen in das eine oder andere Wettbüro nicht ständig im Stich gelassen.
Ich habe tatsächlich die unglaubliche Erfahrung machen müssen, dass eine mir nicht unbekannte junge Frau im Frühling 2004 in versammelter Familienrunde den kommenden Europameister Griechenland beschwor. Das Ergebnis der Endrunde im sonnigen Portugal dürfte noch jedem Fußballfreund in bester Erinnerung sein. Doch zumindest für die Partie am morgigen Freitag gegen die Karlsstädter möchte ich dennoch einen Tipp abgeben. Der MSV gewinnt das Match mit 2:0. Als Torschützen können sich Olcay Sahan und Christian Tiffert feiern lassen. Sollten mich meine Fähigkeiten in punkto Vorhersagen diesmal nicht im Stich lassen, steht einer gelungene Blau-Weißen Weihnacht jedenfalls nichts mehr im Wege.
"Fußballahnungslose" Frau als Garant
Und wer weiß, vielleicht überwintert der MSV ja im kommenden Jahr dann tatsächlich als Bundesligist. Eine Wette würde ich darauf jedoch unter keinen Umständen abschließen. Oder doch? Rufe ich mir noch einmal den Sommer 2004 in Erinnerung - Ottos Griechen stürmten ja damals tatsächlich den Fußballolymp - dann sollte eine Wette auf den MSV als kommenden Erstligist doch eigentlich eine todsichere Sache sein. Vielleicht lasse ich mir diesen Tipp noch einmal von einer eigentlich total "fußballahnungslosen" Frau bestätigen.
Dann klappt es mit erstligareifen "Zebras" bestimmt und ich könnte mit meinem Expertenwissen vielleicht doch noch den einen oder anderen Euro gewinnen.