Dass der MSV am Ende zwei Elfmeter benötigte, um dem Gegner aus Oberschwaben doch noch den bereits sicher geglaubten Sieg aus den Händen zu "schießen", war mir letzten Endes völlig egal. Die Tatsache, das dabei ausgerechnet Christian Tiffert einen guten Doppeltorschützen abgeben würde, hätte ich vor dem Duell der vermeintlichen Aufstiegsaspiranten nicht gedacht. Um so mehr habe ich mich für den ehemaligen Stuttgarter gefreut, denn ich empfinde Tifferts Leistungen seit einigen Monaten als sehr ansprechend und konstant gut.
Verantwortung für die "10"
Selbst als sich der MSV am Ende der Neururer-Ära dauerhaft im Tal der Tränen befand, war Duisburgs Nummer zehn regelmäßig der beste Feldspieler in Weiß und Blau. Und jetzt übernimmt der Offensive auch endlich die Verantwortung, der ein Spieler seiner Klasse auch dauerhaft gerecht werden kann und muss. Verantwortung ganz anderer Art übernahm in der vergangenen Woche das Duisburger Reiseunternehmen "Schauinsland Reisen". Als Sponsor des Klubs machte der "Reise-Riese" sein weiteres Engagement an der Wedau von einer Bedingung abhängig, die ich so deutlich formuliert auch noch nirgendwo erlebt habe.
So forderten die Verantwortlichen des Unternehmens nicht etwa den kurzfristigen sportlichen Erfolg oder etwa durchaus gängige und mögliche Privilegien für Mitarbeiter und Chefetage (wahrscheinlich gibt es die bereits), sondern den sofortigen Schulterschluss des Klubs mit den eigenen Fans. Doch der löblichen Forderung nach mehr "Miteinander" liegt womöglich eine recht oberflächlich getätigte Beurteilung der bestehenden Stimmungslage innerhalb der Duisburger Fan-Szene zu Grunde. Doch für eine vermutlich nicht ganz so differenzierte Einschätzung des betreffenden Gegenstandsbereiches kann und möchte ich die Ideengeber der "Schulterschluss-Initiative" allerdings nicht verantwortlich machen.
Fantreffen als erster Schritt
Die Tatsache, dass ein Sponsor - sicherlich nicht ohne jeden Eigennutz, aber der ist einem Wirtschaftsunternehmen ja auch nicht per se vorzuwerfen - in seine Überlegungen über die Fortführung eines Engagements die Fans so konkret mit einbezieht, beziehungsweise den Geldmitteladressaten direkt in die Pflicht nimmt, finde ich zunächst einmal anerkennenswert. Und schließlich haben die zuvor theoretisch wünschenswerten Anregungen ja auch in Form des am vergangenen Dienstag über die Bühne gegangenen Fanabends bereits ihre erste praktische Umsetzung erlebt.
Meinungsvielfalt statt "Einheitsbrei"
Dass auf der Homepage der Meidericher am nächsten Morgen die Überschrift zu lesen war "Mannschaft und Fans wollen gemeinsam erfolgreichen Weg beschreiten", ist - wenn man denn so will - als erster kleiner positiver Schritt in Richtung eines, vor allem von den Klub-Verantwortlichen erwünschten, "Nur-gemeinsam-sind-wir-stark-Gefühls" zu werten. Doch genau hier liegt das Problem. Denn Gemeinsamkeit bedeutet nicht zwangsläufig, dass alle die gleiche Meinung haben müssen. Denn schließlich lebt gerade eine "freie" und aufgeklärte Gesellschaft eben nicht von der "Gleichmacherei", sondern von der Meinungsvielfalt. Gleiches gilt auch für eine starke und kreative Fanszene.
Im Umkehrschluss stehen nun aber diejenigen, namentlich die Mitglieder der "Kohorte Duisburg", die derzeit eine andere Meinung vertreten - also "nicht mitmachen wollen" - am Pranger. Nach dem Match gegen den FCA wurde der Stimmungs-Boykott der Gruppe von großen Teilen der Stadion Besucher mit Unmut aufgenommen, Bepöbelungen und Schmähgesänge gab es inklusive dazu. Die Frage ist also, warum Meinungsverschiedenheiten innerhalb der Anhängerschaft nun zwangsläufig zu einer so genannten Spaltung der Fanszene führen?
"Die Fans" gibt es nicht!
Die Antwort steht für mich jedenfalls fest: Spalten lässt sich schließlich nur etwas, was zuvor als Einheit betrachtet wurde. Eine Spaltung gibt es somit gar nicht. Denn "Die Fans" gab, gibt, und wird es niemals geben. Dies zu akzeptieren, scheint dem einen oder anderen schwer zu fallen. Vielleicht wäre ein erster Schritt zu einem "besseren" Miteinander ja, andere Meinungen zuzulassen und als etwas konstruktives, gemeinhin als etwas positives zu begreifen.
Hier sind nun selbstverständlich alle Parteien, von der Vereinsspitze angefangen bis hin zu den führenden Köpfen der einzelnen Fan-Gruppierungen, gefordert. Sätze a la "Das sind ja eh nur ein paar Idioten" sind in diesem Kontext jedenfalls alles andere als konstruktiv. Gleiches gilt für die im Erfolgsfall nur allzu schnell und gerne aufgegebene Widerstandshaltung und ein, sich in einer Art stromlinienförmigen "Nachlaufen" ausdrückendes Verhalten, ausgelöst durch das Streben nach einer vermeintlich "Gemeinsamen Sache."