Die Mondpalast-Arena, in der der FC Schalke heute Abend gegen den Westfalenligisten DSC Wanne-Eickel sein fünftes Testspiel in der Saisonvorbereitung bestreitet, ist gerade mal acht Kilometer vom Schalker Vereinsgelände entfernt, das Stadion liegt quasi in der Nachbarschaft.
Zwei Wanne-Eickeler, die sich ganz besonders auf den großen Nachbarn aus der Bundesliga freuen, sind Raphael und Christopher Rupieper. Schalke - das ist für die beiden Liebe, das ist Leidenschaft, ihr Leben. Christopher ist sogar Mitglied im Herner Fanclub „EaKuS“ - Enkel aus Kohle und Stahl. Raphael ist 26 Jahre alt und spielt beim DSC im Mittelfeld, sein Bruder Christopher ist drei Jahre jünger und Stürmer. Beide kicken nicht nur im gleichen Fußballverein, beide haben auch den gleichen Job: sie sind Straßenbauer. Echte Kumpel und Malocher also. Bevor sie heute auf ihre Idole treffen, geht’s noch auf Schicht. Bis circa 16 Uhr wird auf einer Hauptstraße in Waltrop gearbeitet. „Gleicher Verein, gleicher Job. Aber zwei verschiedene Frauen“, sagt Raphael und lacht.
Die Vorfreude auf das „Spiel unseres Lebens“, wie sie es nennen, kennt kaum Grenzen. Dass beide trotz ihres anstrengenden Jobs und vieler, vieler intensiver Trainingseinheiten in der Saisonvorbereitung zuletzt mehr als fünf, sechs Stunden am Stück geschlafen haben, sei schon eine Weile her. An Tiefschlaf ist kaum zu denken, seit das Spiel gegen Schalke terminiert ist. Wie auch, wenn Christopher im Traum plötzlich Matija Nastasic aussteigen lässt, oder Raphael Johannes Geis den Ball durch die Beine spielt?
Obwohl die Veltins-Arena gleich um die Ecke steht, gibt es beim DSC kaum Schalke-Fans im Team. Die Rupiepers, die erst seit dieser Saison Wanne-Eickeler sind, wissen nur sicher von einem Mitspieler. Stattdessen: viele Dortmunder, Bayern-Fans, auch Bochumer. Nur DSC-Trainer Holger Flossbach liebt Schalke 04 genauso wie die Rupieper-Brüder. Auch er ist bei fast jedem Spiel der Königsblauen dabei, wenn er nicht gerade bei seinem Verein an der Seitenlinie steht.
46 Eintrittskarten haben die Rupiepers für die Familie und Freunde gekauft. Jeder der will, soll heute Abend dabei sein. Raphael hat sich sogar schon einen Platz in seinem Wohnzimmer ausgesucht, an dem er möglichst bald ein großes Poster aufhängen will. Eines, auf dem er im Zweikampf gegen einen Schalker zu sehen ist. Welcher Gegenspieler, ist egal. „Hauptsache ich gewinne den Zweikampf“, sagt er. Auch Christopher freut sich schon auf die Fotos vom Spiel. „Die werde ich mal meinen Enkelkindern zeigen“, sagt er. Sein bevorzugtes Foto-Motiv: „Eines, auf dem Fährmann den Ball aus dem Netz holt. Ist doch klar.“
Nach dem Spiel, auch das ist klar, wollen sich die Brüder ein Trikot sichern. Ein Stück Stoff, das die beiden noch lange an diesen besonderen Tag erinnern soll. Nach Möglichkeit wollen sie sogar mehrere Trikots ergattern. Die Verwandtschaft hat schließlich auch schon Wünsche geäußert. „Mein Schwager hat nach Sead Kolasinac gefragt. Das ist das einzige Trikot, das ihm passen könnte“, sagt Raphael.
An einen Sieg gegen den Lieblingsverein glauben aber selbst die Rupieper-Brüder nicht. „Unter fünf Tore Unterschied sollte es aber bleiben“, sagt Christopher. Die Krönung, auch da sind sie sich die Brüder einig, wäre es, wenn einer von ihnen ein Tor schießen würde. Für den Schlafrhythmus dürfte das allerdings nicht förderlich sein.