Noch wird es wohl ein paar Wochen dauern, bis er wieder in einem Pflichtspiel auf dem Rasen steht. RevierSport sprach mit dem 28-Jährigen darüber, wie er die Verletzungspause genutzt hat und warum sein Trainer ihn als einen Spieler bezeichnet, der "immer wieder Reizpunkte setzt".
Leon Binder, Sie können früher als gedacht wieder auf dem Platz stehen. Wie fühlt sich das an? Ich bin mehr als froh. In der A-Jugend musste ich mal fünf Wochen pausieren. Bescheinigt wurden mir diesmal zwei Monate, jetzt bin zehn Tage früher da gewesen als geplant. Ich habe anscheinend erstaunlich gutes Heilfleisch. (lacht) Ich hatte noch Schmerzen an der Kapsel, aber die sind nach einer Woche schon weg. Es läuft gut, aber ich darf jetzt nicht übermütig werden. Ich habe noch Rückstände. Das Freundschaftsspiel hat mir gut getan. Ich glaube schon, dass ich zeitnah wieder eine Alternative werden kann, aber das entscheiden der Trainer und meine Trainingsleistungen.
Sie haben zuletzt bei der U19 hospitiert. Wie kam es dazu? Ich habe mich schon dafür interessiert, seit ich hergekommen bin und konnte da bereits mal reinschauen. Als ich mich verletzt habe, habe ich sofort eins und eins zusammengezählt und mir gesagt, dass ich die Zeit so nutzen kann. Von Anfang an haben alle das unterstützt.
War Ihnen während der Verletzung langweilig? Manche finden es cool, dass sie mal Abstand nehmen können vom Fußball. Mir hat aber auch eine Woche gereicht, um meine Familie zu besuchen, dann hatte ich wieder Bock auf den Sport.
Wollen Sie eines Tages Trainer werden? Ich kann es mir zumindest vorstellen. Mein Vater hat eine gewisse Erfahrung in dem Bereich. Er hat gesagt, dass er mir das zutraut und er hat die Erfahrung gemacht, dass eine Lizenz Qualifikation nachweist. Ob man dann Scout, Videoanalyst oder Athletiktrainer wird, ist ja egal. Ich kann mir vieles vorstellen und habe deshalb schon die C-Lizenz erworben und will den Weg weiterführen. Nächstes Jahr soll die B-Lizenz folgen.
Nebenher studieren Sie Sportmanagement in Köln. Wie lässt sich das mit Profifußball verbinden? Ich habe mir selbst anfangs gesagt, dass ich bis 23 im Fußball alles erreichen möchte, was ich kann. Danach wollte ich mir nebenbei etwas aufbauen, das habe ich mit dem Studium getan. In Siegen und Köln konnte ich trotz Profifußball noch ein- bis zweimal pro Woche zur Uni gehen. Ich habe in diesen Jahren einiges durchgezogen, was die Präsenzphasen angeht. Jetzt hat RWE absolute Priorität, weil die Ambitionen hier einfach riesig sind und ich total Bock darauf habe. Da ich im Studium schon viel abgearbeitet habe, muss ich nicht mehr da sein. Aber am nächsten trainingsfreien Montag schreibe ich zum Beispiel eine Klausur. Ich rechne damit, dass ich noch drei bis vier Semester brauche, bis ich den Bachelor habe.
Zuletzt mussten Sie Ihren Kollegen beim Fußballspielen zuschauen. Eine frustrierende Phase? Ich habe nicht nur mit dem Fernglas auf der Tribüne gesessen, sondern natürlich trotzdem engen Kontakt zur Mannschaft gehabt. Die ersten Spiele – insbesondere die Partie im DFB-Pokal – von der Tribüne anschauen zu müssen, hat aber richtig weh getan. Da wir eine neue Mannschaft und ein neues Trainerteam haben, wäre es für mich spannend gewesen, diese Entwicklung von Anfang an voranzutreiben. Ich habe versucht, so oft wie möglich beim Team zu sein, reinzuhorchen und die Stimmung mit zu beeinflussen.
Wie erklären Sie sich, dass der Auftakt nicht nach Maß verlaufen ist? Ich sage es mal so: Nach einer wirtschaftlichen Konsolidierung hat der Verein jetzt eine sportliche Konsolidierung hinter sich. Zum zweiten Mal in zwei Jahren wagt RWE einen Neunanfang. Ich finde, es war eine überragende Idee vom Verein, eine Philosophie aufzustellen, die wir gerne durchsetzen wollen. Bis wir die verinnerlicht haben, gerade mit einer jungen Mannschaft, wird es aber seine Zeit dauern.
Also muss RWE nur noch ins Rollen kommen? Man muss immer bedenken, dass wir in der Regionalliga spielen. Es gibt in dieser Liga keinen Bayern-München-Fußball, den wird es nie geben. Wir sind in einer Kämpfer-Liga, aus der man ganz schwer rauskommt. Wir müssen wissen, dass die Teams, die sich durchgeboxt habe, meistens Mannschaften waren, die ein stabiles Grundgerüst hatten. Das ist auch in dieser Saison so. Wir müssen uns dahin entwickeln, dass wir aus einer stabilen Grundordnung nach vorne spielen.
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