Pro von Bastian Angenendt (derwesten)
Ein Fußballtrainer im heutigen Profigeschäft muss, um erfolgreich zu sein, vor allem eins sein: ein guter Verkäufer. Er muss eine, im besten Fall seine Spielidee verkaufen. Nach innen, also der Mannschaft gegenüber, und nach außen in Richtung der Öffentlichkeit, die besonders im Medienspiel Fußball eine sehr aufmerksame und unbarmherzige ist. Das eine schafft Motivation und dadurch Leistung. Das andere Image und bestenfalls Ruhe im Umfeld. Jens Keller kann keine dieser Leistungen für sich verbuchen. Schalke steht für keine Spielidee und hat, auch wenn Verletzungspech seinen Teil dazu beträgt, noch nicht mal so etwas wie eine Stammformation. Eine, in der sich innen Automatismen bilden können und mit der man sich außen identifizieren kann. Guardiola steht für Tiki-Taka, Klopp für nervtötendes Gegenpressing. Und Keller? Allenfalls für die Stimmungslage in Gelsenkirchen. Man darf Jens Keller nicht vorwerfen, dass er ist, wie er ist. Aber man muss erkennen, dass so jemand auf Schalke auf Dauer niemanden begeistert.
Contra von Elmar Redemann (RevierSport)
Die Schalker Krise hat diverse Gründe, aber nur ein Gesicht: das von Jens Keller. Dabei ist der Trainer nicht nur das vielzitierte „schwächste Glied“ in der Kette, sondern auch eine ziemlich arme Sau. Er muss nämlich mit dem Spielermaterial auskommen, das ihm die Vereinsführung bereitstellt. Dass der Torwartposten nicht vernünftig besetzt wurde, fällt beispielsweise mindestens so schwer ins Gewicht wie die Aufälle von Fixpunkten wie Klaas-Jan Huntelaar, Jefferson Farfan und jetzt Dennis Aogo. Noch eklatanter ist aber das extreme Gefälle im Kader. In Benedikt Höwedes hat Schalke gerademal einen einzigen Defensivspieler von internationalem Format im Aufgebot! Da kann die Kreativfraktion, die ganz anderen Ansprüchen genügt, fast machen, was sie will – auf Dauer kann der Verein in dieser Schieflage nicht erfolgreich sein. Für ein ausgewogenes Personalangebot hätte allerdings nicht Keller, sondern Horst Heldt sorgen müssen. Der Manager hätte wohl mal besser auf die Fans gehört, die seit Jahren (!) nach Verstärkungen für die Abwehr schreien. Und nicht nur „Keller raus!“