Schweiz. 8.000 Einwohner. Im Winter kommen 80.000 Ski-Touristen dazu. Fast das ganze Dorf lebt vom Wintersport. Auch David Jansen. Er arbeitet bei einem – klar - Ski-Sportgeschäft als Verkäufer.
Die Weihnachtsferien bedeuten für ihn Hochbetrieb. Eigentlich ist er unabkömmlich. Eigentlich. Denn wenn am 5. Januar 2025 in der Westenergie SPORTHALLE MÜLHEIM das 18. NRW-Traditionsmasters steigt, gönnt er sich für seine große Liebe Fußball eine Auszeit vom Schnee.
Und er kehrt für einige Stunden in sein altes Leben zurück. David Jansen tritt beim NRW-Traditionsmasters mit der Traditionsmannschaft von Rot-Weiß Oberhausen an. Und ist wohl der Spieler mit der weitesten Anreise. 750 Kilometer sind es von seinem Wohnort in den Schweizer Alpen bis nach Mülheim. Vor fünf Jahren kehrte Jansen Deutschland den Rücken und baute sich mit seiner Frau und seinem inzwischen sieben Jahre alten Sohn eine neue Existenz auf.
Dort, wo andere Urlaub machen. „Andere bezahlen tausende Franken für eine Woche Urlaub hier. Ich schaue jeden Tag von meinem Balkon auf das Matterhorn“, schwärmt Jansen. Die Fußballschuhe hat der 36-jährige Ex-Profi nach zwei Achillessehnen-Abrissen an den Nagel gehängt. Eigentlich. Denn ab und an kickt er noch mit den Senioren des FC Zermatt um die Bergdörfer-Meisterschaft.
Und trainiert dort nebenbei seinen Sohn. „Wir haben uns sehr gut eingelebt, sind total integriert und können inzwischen sogar eine unbefristete Aufenthaltsbewilligung erhalten.“ Der Schritt nach dem Ende seiner aktiven Karriere, die ihn beim SC Paderborn bis in die 2. Liga führte, ein neues Abenteuer zu wagen, habe sich voll ausgezahlt. „Wir haben unsere Zelte in Deutschland komplett abgebrochen“, verdeutlicht Jansen.
RWO war meine beste Zeit
David Jansen
Er vermisse nichts. Fast nichts, meint der ehemalige Mittelstürmer. „Die Kabinensprache, die vermisse ich schon“, erklärt Jansen. „Einfach mit den Jungs in der Kabine zusammenzusitzen und dummes Zeug zu labern. Das ist hier anders als in Oberhausen oder Essen.“ Und genau deshalb hat er sich für das erste Januarwochenende zwei Tage frei genommen, um für die Traditionsmannschaft der Kleeblätter aufzulaufen. Eigentlich war das schon für 2024 geplant, aber damals habe er keinen Urlaub bekommen. „Umso mehr freue ich mich, dass es diesmal klappt. Ich habe von meinen früheren Mitspielern schon so viel über das Turnier gehört. Das wird richtig geil.“
107 Spiele hat Jansen in der 3. Liga und Regionalliga West für RWO von 2012 bis 2016 mit einer Unterbrechung beim Chemnitzer FC absolviert. Auch heute verfolge er über RevierSport beinahe täglich noch alles über seinen ehemaligen Verein und freue sich sehr, dass die Kleeblätter in dieser Saison bislang so eine gute Rolle spielen. „RWO war meine beste Zeit“, sagt Jansen rückblickend. Auch an das Stadion Niederrhein habe er nur gute Erinnerungen. „Zu den alten Anekdoten werden bestimmt viele neue Eindrücke und Emotionen hinzukommen“, hofft er.
Und lacht: ,Vom Matterhorn nach Mülheim für den RWO`, das wäre doch mal eine schöne Schlagzeile“. Sein Sohn will unbedingt mitkommen und sehen, wie der Papa vor 2.500 Zuschauern Fußball spielt. „Aber er besucht gerade einen Skikurs und am Montag nach dem Turnier beginnt für ihn wieder die Schule“, deshalb werde er wohl allein nach Deutschland kommen.
Denn damit er die dritte Halbzeit ordentlich genießen kann, werde er erst einen Tag nach dem Turnier in die Schweiz zurückkehren. „Dafür haben sich bereits einige Freunde für das NRW-Traditionsmasters angekündigt. Das könnte ein längerer Abend werden“, grinst Jansen. Vielleicht kann er diesem ja mit einem Turniersieg krönen.