Es war die Ära des Bernard Dietz beim MSV Duisburg, die 1970 begann und in der die Zebras immer wieder für Aufsehen sorgten. Die Konstanz und der ganz große Wurf blieben jedoch aus. Oft hatte man auf einen internationalen Platz geschielt, siedelte sich aber doch lange Zeit nur im Mittelfeld an.
1975 gelang dem MSV dann endlich der Einzug in den UEFA-Cup – zwar nicht über die Liga, aber über den DFB-Pokal, in dem man sich erst im Finale Eintracht Frankfurt mit 0:1 geschlagen geben musste. Nach einem deutlichen Sieg über den zypriotischen Vertreter EN Paralimniou (7:1, 3:2) war in der 2. Runde allerdings aufgrund der Auswärtstorregel gegen Levski Sofia Schluss (3:2, 1:2).
1978 kehrte der MSV zurück
Doch es sollte nicht der letzte Anlauf auf internationalen Ruhm sein, den die Mannschaft gespickt mit Akteuren wie Nationalspieler Ronald Worm, dem niederländischen Innenverteidiger Kees Bregman oder auch „Flieger“ Gerhard Heinze nehmen sollte. Eine Saison später, 1977/78, gelang den Duisburgern angetrieben vom legendären 6:3 über die Bayern[url][/url], bei dem „Ennatz“ Dietz als Abwehrspieler vier Tore erzielte, über Platz sechs der erneute Sprung in den UEFA-Cup.
Mit Trainer Rolf Schafstall starteten die Zebras 1978/79 das zweite internationale Abenteuer – und sollten diesmal einen beeindruckenden Lauf hinlegen. Denn während man sich in der Liga (letztlich Platz 13) und im DFB-Pokal (Achtelfinal-Aus gegen Fortuna Düsseldorf) mit der Dreifachbelastung schwer tat, lief es im UEFA-Cup lange Zeit rund.
Kantersieg über Posen, gegen Jena wurde es knapp
In der 1. Runde kegelten die Zebras den polnischen Vertreter Lech Posen mit zwei Kantersiegen aus dem Wettbewerb (5:0, 5:2). Im Anschluss musste die Schafstall-Elf gegen Carl-Zeiss Jena aus der damaligen DDR-Oberliga ran. Nach torlosen 180 Minuten drehten die Duisburger zuhause in der Verlängerung auf und siegten dank Dietz, Kurt Jara und Norbert Fruck mit 3:0 n.V..
Auch das Achtelfinal-Hinspiel bei Racing Straßburg blieb ohne Treffer, diesmal brauchte es aber keinen Nachschlag. Stattdessen machten Worm, Fruck und Doppelpacker Günter Weber mit einem deutlichen 4:0 nach 90 Minuten das Viertelfinale klar. Zugelost wurde den Duisburgern Honved Budapest, die zuvor Ajax Amsterdam aus dem Wettbewerb geworfen hatten (4:1, 0:2). Gegen Honved legten die Zebras mit einem 3:2-Auswärtssieg im Hinspiel den Grundstein fürs Weiterkommen. So reichte zuhause auch eine 1:2-Niederlage, um es unter die besten Vier zu schaffen.
Gladbach: "Ein unangenehmer Gegner"
Im Halbfinale kam es dann zum Aufeinandertreffen zweier Bundesligisten: Borussia Mönchengladbach stand dem MSV gegenüber. „Die waren zu der Zeit ein unangenehmer Gegner und haben uns gar nicht gelegen“, erinnerte sich Kapitän Dietz im Gespräch mit der Rheinischen Post 2019. Schon in der Hinrunde der Bundesliga-Saison hatten die Duisburger bei der 0:3-Heimpleite gegen die Fohlen alles andere als gut ausgesehen.
Zuhause sollte es diesmal für den MSV jedoch etwas besser laufen. Nach einer torlosen ersten Halbzeit brachten Worm, der insgesamt acht Turniertore beisteuerte, und Fruck die Gastgeber jeweils in Führung, Allan Simonsen und Helmut Lausen fanden jedoch beide Male eine Antwort, weshalb die Partie mit einem 2:2-Unentschieden endete.
Hinspiel, 10. April 1979
MSV Duisburg – Borussia Mönchengladbach 2:2
Tore: 1:0 Worm (47.), 1:1 Simonsen (62.), 2:1 Fruck (63.), 2:2 Lausen (76.)
Rückspiel, 24. April 1979
Borussia Mönchengladbach – MSV Duisburg 4:1
Tore: 1:0 Simonsen (43.), 2:0 Kulik (47.), 3:0 Simonsen (55.), 3:1 Büssers (70.), 4:1 Lienen (81.)
Auf dem Papier blieb vor dem Rückspiel am Bökelberg also alles offen – auf dem Platz sah das jedoch anders aus. Zweimal Simonsen sowie Christian Kulik und Ewald Lienen sorgten für einen klaren 4:1-Sieg der Gladbacher, auch Herbert Büssers zwischenzeitlicher Anschluss zum 3:1 konnte daran nichts mehr rütteln. Die Gladbacher zogen ins Endspiel ein, setzten sich gegen Roter Stern Belgrad durch (1:1, 1:0) und sicherten sich den Titel. Die Duisburger konnten sich derweil auch nichts davon kaufen, dass sie es nur rund einen Monat nach dem 1:4 am Bökelberg deutlich besser machten und in der Bundesliga einen 2:0-Auswärtssieg bei den Fohlen feierten.
Der MSV wartet weiter auf einen großen Titel
„Unsere Truppe damals war ganz nah dran an einem Titel“, weiß auch Dietz. Den letzten Schritt konnten die Zebras jedoch nie gehen, weshalb die Vitrine im Wedaustadion bis heute keinen großen Pokal vorzuweisen hat – zwei weitere Finals im DFB-Pokal gegen den FC Bayern 1998 (1:2) und den FC Schalke 2011 (0:5) gingen ebenfalls verloren.
Immerhin Dietz selbst konnte seine persönliche Karriere im Folgejahr noch mit einem großen Titel krönen. Die MSV-Ikone führte die deutsche Nationalmannschaft 1980 als Kapitän zum Titel in Italien.