Die FIFA nominierte den Dortmunder sogar als Kandidaten bei der Wahl zum Spieler der WM. Der Kopfball-Schreck will nun den ganz großen Wurf schaffen.
Bei der Ankunft der deutschen Titeljäger in Rio schrieb Mats Hummels fleißig Autogramme. Die Unterschriften des Innenverteidigers sind vor dem Weltmeisterschafts-Endspiel gegen Argentinien so begehrt wie nie. "Ein herausragender Tag für uns, für alle, die für Deutschland sind. Wir sind uns jetzt schon darüber klar, dass es am Sonntag einen ganz großen Wurf geben kann", sagte der Dortmunder Nationalspieler, eine schwarze Kappe tief ins Gesicht gezogen, vor dem wichtigsten Spiel seiner Karriere. "Aber nur, wenn wir uns auf das Spiel gegen Brasilien nicht mehr allzu viel einbilden", forderte Hummels.
"Mir gehen endgültig die Worte aus für diese Weltmeisterschaft. Noch 90 Minuten, eventuell auch 120, und wir könnten das Größte in der Karriere eines Fußballers vollbracht haben", sagte er. "Da wage ich in dem Moment gar nicht dran zu denken." Intensiv hat Hummels daran gearbeitet, trotz Knieblessur bereit zu sein für das Spiel der Spiele. "Dann steht einem der geilsten Spiele, die man mitmachen kann, hoffentlich nichts mehr im Weg", sagte der BVB-Profi.
Das 7:1 gegen Brasilien ist für Hummels schon Vergangenheit. "Wir sind alle erfahren genug, um zu wissen, dass gute Spiele vorkommen, dass dies aber für das nächste Spiel leider gar nichts bedeutet", bemerkte der Defensivspezialist. Schon jetzt ist Hummels ein großer Gewinner der Brasilien-WM. "Wer hätte gedacht, wie diese WM bisher läuft für uns und mich. Das ist alles irgendwie noch schwer zu packen", sagte der Torschütze gegen Portugal und Frankreich.
Dabei hatten Mats Hummels und die Nationalmannschaft lange Zeit irgendwie nicht richtig zusammengepasst. Joachim Löw gefielen die weiten Diagonalpässe des in Bergisch Gladbach geborenen Profis nicht, die der BVB-Mann zur Freude von Jürgen Klopp beim Heim-Verein schlägt. Dazu gab es Kritik aus dem Dortmunder Lager an der Nominierungspraxis des Bundestrainers - und Hummels fand sich plötzlich inmitten eines hochstilisierten Bayern-Dortmund-Konflikts wieder. Vom Bundestrainer und von der Mannschaft habe er aber immer Wertschätzung erfahren, bekundete der 25-Jährige in Südamerika.
Das alles ist längst kein Thema mehr in diesem WM-Sommer. Am Tag vor dem dritten WM-Endspiel Deutschland kontra Argentinien zählt nur noch die Gegenwart. Auch die Diskussionen um die Favoritenrolle am Sonntag sind für Hummels Nebensache. "Es ist relativ egal, wer vorher als Favorit gesehen wird. Ich glaube nicht, dass wir haushoher Favorit sein werden, weil der Gegner eine der besten Mannschaften der Welt ist. Das wissen die anderen von uns auch, deshalb kann sich jeder auf ein extrem intensives Spiel einstellen."
Die Argentinier sind gewarnt vor den gefährlichen Standards des deutschen Teams und speziell der Kopfballgefahr durch Hummels. Viermal hat der Dortmunder im Adler-Trikot bisher getroffen - viermal mit dem Kopf. In den vergangenen zwei Bundesliga-Spielzeiten stehen dagegen magere drei Bundesliga-Treffer auf seinem Konto. "Deswegen passt mir das natürlich umso besser, was bisher bei der WM passiert", bemerkte Hummels.
Löw ist von seinem Abwehrmann längst überzeugt: "Sensationell, wie er Zweikämpfe bestreitet", sagte der Bundestrainer. Sein Spiel hat Hummels längst an Löws Vorstellungen angepasst. Die Brust ist breit bei ihm und seinen Kollegen: "Ich denke nicht, dass irgendwer jetzt ängstlich von uns agiert. Ich bin da ganz guter Dinge, dass wir das hinkriegen."