Spaßminister bei der deutschen Nationalmannschaft zu sein, war zuletzt kein dankbarer Job. Da denkt sich Lukas Podolski am Dienstagmorgen den lustigen Streich aus, einen Journalisten in den Pool der Hotelanlage zu werfen, um die durch etliche angeschlagene Spieler, eine Pinkelaffäre und einen rasenden Bundestrainer angespannte Stimmung beim DFB-Team aufzulockern, da folgt am Nachmittag die nächste Hiobsbotschaft. Der schwere Autounfall mit zwei verletzten Personen, der sich bei einer angesichts der Bekundungen, die Spieler sollten sich nur auf Fußball konzentrieren, fragwürdigen bis völlig sinnfreien Sponsoren-Aktion ereignete, avancierte zum traurigen Tiefpunkt eines Trainingslagers, das unbeschwerter Ausgangspunkt einer erfolgreichen WM-Mission sein sollte.
Die Trainingstage in Italien verliefen ähnlich geradlinig wie die Straßen in den Bergen Südtirols. Den geradezu pedantischen Planern um Oliver Bierhoff muss das körperliche Schmerzen bereiten. Mehr oder minder unglücklich wurde Katastrophe um Katastrophe entweder mit diplomatischen Worten oder beharrlichem Schweigen kommentiert. Kämpferisch wollten die Verantwortlichen dabei wirken, doch die Beobachter beschlich ein Gefühl der Hilflosigkeit. Bei all denen im Land, die sich vor Fernsehern und Leinwänden versammeln werden, um„Schland“ anzufeuern, machte sich schon Resignation breit.
Trotz-Stimmung erzeugen
Dabei könnte die momentane Schieflage sogar dabei helfen, die Nationalelf endlich wirklich in die Spur zu bringen. Die zurückliegenden Turniere haben deutlich gezeigt, dass es dieser Mannschaft an einer entscheidenden Qualität fehlt: Rückschläge verarbeiten und sich aus schwierigen Situationen nicht nur mit einstudierten Kombinationen, sondern auch mit Kampfgeist und Willenskraft zu befreien!
Eines sei jedoch deutlich gesagt: Wer in diesem Zusammenhang Carsten Ramelow und Co. zu den Heiligen des deutschen Fußballs stilisiert und meint, mit solchen Spielertypen würde Deutschland auch 2014 den Pokal holen, hat den Knall nicht gehört. Tempo und Technik, Verspieltheit und Offensivdrang der neuen Generation sind zwingend nötig, um wettbewerbsfähig zu sein. Allerdings müssen die rund um die Uhr betreuten Profis auch verstehen und daraus lernen, dass nicht immer alles so läuft, wie es ihnen in ihrer Parallelwelt vorgegaukelt wird.
Die Schöne-heile-Welt-Fassade, die der DFB in Italien mit Straßensperren und Sichtschutzwänden, und in Brasilien in einem extra errichteten Camp aufbaut, sie bröckelt. „Die Kunst ist, einmal mehr aufzustehen, als man umgeworfen wird“, wusste schon der britische Staatsmann Winston Churchill. Kurz gesagt: Rauft euch zusammen, trotzt den Widrigkeiten und zeigten allen, die schon resignieren, dass ihr echte Männer seid!