Favorit zu sein, das ist leicht. Zum Favoriten wird man gemacht. In der Regel von anderen. Mit dem Favoriten rechnen alle. Meistens gibt es mehrere. Bei der diesjährigen Hallen-Stadtmeisterschaft werden bei der Frage nach dem Favoriten die üblichen Verdächtigen genannt: BG Schwerin und der VfB Habinghorst, Wacker Obercastrop und der SuS Merklinde.
Das eine oder andere Überraschungsteam wird dann meist noch von denjenigen genannt, die selbst zu Weihnachten die Vereinsbrille nicht abnehmen. Wer aber ganz sicher nicht genannt wird, das ist die DJK SG Adler Rauxel. Den einzigen C-Ligisten im Feld der 16 Teilnehmer hat sicherlich niemand auf der Rechnung.
Wieso auch? Die Adleraner sind das klassentiefste Team, das bei den Titelkämpfen an den Start geht. Und in dieser Meisterschaftssaison läuft es selbst in der Kreislig C alles andere als rund. Dies alles ist aber ist kein Grund, den eigenen Fokus nicht einmal anders einzustellen. Einmal zu schauen, was läuft da so bei den Adleranern. Bei den so genannten „Underdogs" oder wie sie früher auch gerne mal bezeichnet wurden: bei den „Paradiesvögeln".
Lange Zeit war Adler Rauxel nämlich eine Art Auffangbecken für mehr oder weniger kuriose „Fußballgestalten". In den Zeiten, als es dem Klub sportlich noch besser ging, als man mehrere Jahre hintereinander den Sprung von der Kreisliga B in die A-Liga immer nur als Zweiter verpasst hat, da trafen sich dort Kicker, denen es nicht nur um den Fußball als solchen ging.
Über Jahre hinweg war beispielsweise ein Klaus Kunze ein „Adleraner”, der sich bei Westfalia Herne in der Oberliga durchgesetzt hatte, den dann aber das Knie mächtig zwickte und der zu seiner alten Liebe in die B-Liga zurückkehrte. Spieler, die auch ein, zwei Klassen höher gerne gesehen worden wären, blieben dem Verein aus dem alten „Dorf Rauxel” treu – diesem etwas anderen Klub. Lange ist das her – und eine schöne Erinnerung.
In der Gegenwart stehen dem jetztigen Coach Horst „Elle" Kurpicz etwa 18 Aktive zur Verfügung. Die meisten hat er selbst mitgebracht vor zwei Jahren, als aus der Hobbytruppe „Die Wikinger" die neuen „Adler” wurden. Zunächst nur als zweite Mannschaft angetreten, lief es eigentlich ganz gut. Dann aber verließen im letzten Sommer etliche Akteure aus der „Ersten" den Verein, der mittlerweile in Pöppinghausen trainieren und spielen muss. Die „Wikinger" blieben, und bilden nun Adlers Erste.
Der Trainer war sich nicht sicher, ob er für die Hallentitelkämpfe genug Leute aktivieren kann. Schließlich haben seine Jungs nicht viel gemein mit den hoch gehandelten „Hallen-Rastellis” der großen Favoriten. Aber: Sie werden antreten. Und sie wollen sich natürlich achtbar aus der Affäre ziehen. Wenngleich der Coach realistisch ist: „Auch wenn SG Castrop und der FC Frohlinde genauso ihre Probleme in der Liga haben wie der dritte Gegner TuS Henrichenburg, alles andere als drei Spiele, die wir absolvieren, wäre eine Riesenüberraschung," sagt Horst Kurpicz.
Wie gesagt: Es stehen andere Dinge im Vordergrund. Das war bei Adler schon immer so. Die Erfolge, die man mit dieser Einstellung dann sportlich feiern darf, bleiben überschaubar. Erfolge auf anderer Ebene aber, die sind garantiert. Dazu muss man kein Favorit sein. Für die Weihnachtszeit und das traditionelle Turnier am 26. Dezember vielleicht genau die richtige Einstimmung.