Könnte man im Wettbüro auf den Sieger der Essener Stadtmeisterschaften im Hallenfußball wetten, mit dem TuS 84/10 hätte sich viel Geld verdienen lassen. An Neujahr hatte der Bezirksligist nach neun Abmeldungen nur noch elf Spieler im Kader, drei Wochen später reckten die Bergeborbecker den gläsernen Siegerpokal gen Hallendach.
„Damals habe ich gar nicht an den Titel gedacht“, gesteht Trainer Oliver Vössing. Schon seit Monaten hatten sich innerhalb des Teams Grüppchen gebildet, in der Winterpause zerfiel die Mannschaft endgültig. „Ich war froh, dass wir überhaupt ein Team zusammen bekommen haben“, so Vössing. Doch der TuS verpflichtete im Turnierverlauf fleißig Spieler nach – unter anderem Torwart Marco Niggemeier, Antreiber Ali El-Hamad und Torjäger Marius Topolko.
Unbändiger Siegeswille
Im Finale stand schließlich eine Mannschaft voller guter, jedoch nicht überragender Fußballer auf dem Parkett, die einen unbändigen Siegeswillen entwickelte und ihre Emotionen kanalisierte. Einen großen Anteil daran hatte Vössing, der seinen zweiten Hallentitel holte. Dabei gelang es ihm als erstem Trainer, zwei verschiedene Vereine zum Titel zu coachen. Eine späte Genugtuung, nachdem er in der vergangenen Saison nach vier erfolgreichen Jahren bei TuS West 81 entlassen worden war.
Rellinghausens Trainer Karl Weiß muss dagegen weiter auf seinen ersten Titel warten. Schon 2004 scheiterte er mit Fortuna Bredeney im Finale, in den folgenden Jahren war er als Trainer mit dem damaligen Verbandsligisten FSV Kettwig mehrmals nah am Titel dran. Wie zu Kettwiger Zeiten spielte auch in diesem Jahr sein Team, der ESC Rellinghausen, den attraktivsten Fußball. Den Titel holte wieder ein Außenseiter, der mit dem Sieg vor Augen über sich hinauswuchs. Auch Mitorganisator Günther Oberholz hätte dem ESC den Titel gegönnt: „Spielerisch hat mir Rellinghausen besser gefallen. Aber welche Moral, Kampfgeist und Willen TuS 84/10 gezeigt hat, alleine mit welcher Leidenschaft die Allouche-Zwillinge gespielt haben, das war beeindruckend.“
Der Fußball muss auch einfach sein
Kray-Präsident Günther Oberholz
Es war der verdiente Sieger für ein Turnier, in dem mehr gekämpft als gespielt wurde. Nicht zuletzt, weil die Techniker oft nur unzureichend von den Schiedsrichtern geschützt wurden. Dafür bestach der Hallenfußball mit Emotionen, Leidenschaft, dramatischen Spielen und Überraschungen – so viele Favoritenstürze wie in diesem Jahr, hatte es lange nicht gegeben.
Kein Wunder, dass Oberholz das Turnier in seiner jetzigen Form fortsetzen will: „Im Moment fallen mir keine Änderungen ein. Der Fußball muss auch einfach sein.“ Einzig auf den Ausraster eines mittlerweile suspendierten Stoppenberger Spielers hätten alle Seiten verzichten können. Es war der einzige Schönheitsfleck einer tollen Hallensaison.