Halle Oberhausen

Respekt und Applaus von den Rängen

Mit dem GSV Oberhausen nahm zum ersten Mal auch eine Gehörlosen-Mannschaft am Turnier teil.

Seit Januar 2013 existiert der GSV Oberhausen, der in der Gehörlosen-Liga NRW mitkickt. Und da der Verein ganz offiziell beim Stadtsportbund angemeldet ist, war es für die Fachschaft gar keine Frage, dass die Mannschaft in der Willy-Jürissen-Halle mitmischt. Wobei es wohl eine einmalige Sache bleiben wird, wie der Fachschaftsvorsitzende Dieter Wilms erklärt. „Der GSV gehört dem Behindertensportverband an und da haben sie ihre eigenen Meisterschaften. Aber wir wollten ihnen die Möglichkeit geben, sich nach ihrer Gründung in Oberhausen zu präsentieren.“ Anstoß ohne Pfiff

Für die Protagonisten auf dem Platz war die Teilnahme an der Hallenstadtmeisterschaft natürlich eine ganz besondere Erfahrung, auf die sie sich im Vorfeld schon sehr gefreut hatten. „Wir wollten einmal zeigen, dass Gehörlose auch Fußball spielen können“, erklärt Christopher Helten. Er selbst ist „nur“ stark schwerhörig, weshalb er durchaus mit den Schiedsrichtern oder den Spielern anderer Vereine während des Turniers kommunizieren konnte.

Das war auch nötig. Immer mal wieder kam es zu Irritationen, was aber auch daran lag, dass der GSV seine Premiere bei der Hallenstadtmeisterschaft hatte. Doch es kam auch vor, dass sie den Anstoß bereits vor dem Pfiff des Schiedsrichters ausführten. Dessen Geste in Richtung Spielleitung, dass es losgehen könne, hatte sie dazu verleitet, den Ball ins Spiel zu bringen. Für die Gegner stellten derlei Zwischenfälle allerdings überhaupt kein Problem dar. Der Anstoß wurde einfach wiederholt und das Spiel lief. Das anschließende Andeuten der Gehörlosen, sie hätten nichts gehört, sorgte in der Halle für freundliches Gelächter.

Genauso hatten sich die Spieler des GSV ihren ersten Auftritt in Oberhausen vor Publikum vorgestellt. Gleich bei der ersten Partie hatten sie die Zuschauer hinter sich. Wie die Feuerwehr legten sie los, demonstrierten ihr Können und hatten sich auf Anhieb den Respekt von den Rängen verdient. Dass ihre Leistung zum Ende hin etwas abflachte, tat der Unterstützung von außen aber keinen Abbruch. „Vielleicht waren wir am Anfang zu euphorisch“, vermutete Keeper Oualid El-Ghanou. „Aber das ist egal, wir hatten sehr viel Spaß.“

Möllmann setzt sich für den GSV ein

Ende 2012 hatten sich ein paar Freunde entschieden, beim GSV Oberhausen eine Fußballabteilung zu gründen. Sie hatten zuvor den GSV Duisburg verlassen – unter anderem Trainer Daniel Klever, der aus Oberhausen kommt und ebenfalls gehörlos ist. „Die Leute kommen aus Velbert, Essen oder teilweise sogar aus Frankfurt oder Karlsruhe“, weiß Helten. „Oberhausen ist unsere zentrale Anlaufstelle.“

Drei Mal in der Woche wird trainiert. Auf der Platzanlage des Spielclub 20, zu denen der Verein ein gutes Verhältnis pflegt. Ex-SC-Trainer Thorsten Möllmann war ein großer Unterstützer der gehörlosen Fußballer. „Mit ihm sind wir wirklich immer super klar gekommen. Aber auch jetzt fühlen wir uns da richtig wohl.“ Die Premiere bei der Hallenstadtmeisterschaft war allerdings nicht das erste Aufeinandertreffen mit hörenden Fußballern. „Unsere Liga ist nicht so groß“, erklärt El-Ghanou, „da freuen wir uns immer über Freundschaftsspiele, wenn die Saison vorbei ist.“ Zumal der Verein inzwischen 25 Akteure umfasst, die natürlich auch spielen wollen.

Laola zum Abschied

Und Fußball spielen können sie, das haben sie bei der Hallenstadtmeisterschaft eindeutig bewiesen. Zum Dank für den schönen Nachmittag – auch wenn die Spieler gehörlos sind, spüren sie trotzdem, wenn die komplette Halle sie anfeuert – verabschiedete sich der GSV nach seinem letzten Spiel mit einer Laola vor der Tribüne – was keine andere Mannschaft sonst machte. Wenn sie jetzt auch noch einen Trikotsponsor finden, dann war die Premiere nicht nur gelungen, sondern sogar perfekt.