"Es hilft nichts, wir müssen von Tag zu Tag schauen", sagte der Coach.
Trochowski war richtig sauer, als er am Sonntag gegen Energie Cottbus nicht zur Startformation gehörte. Nun wollte er sich trotz Innenbanddehnung im rechten Knie durchbeißen: "Beim letzten Mal habe ich mit solch einer Verletzung nach ein paar Tagen schon wieder gespielt und es wurde zuletzt auch schon wieder besser", hatte der Nationalspieler beim Abflug noch erklärt und auf einen Einsatz gehofft. Diese Hoffnung erfüllte sich jedoch nicht. "Er hat zwar sehr gutes Heilfleisch und ich hoffe, dass ich ihn am Sonntag bei Schalke 04 einsetzen kann", erklärte Jol, "aber gegen Galatasaray werden wir ihn schonen". Auch beim Dänen Graavgaard würde ein Einsatz aufgrund einer Leistenverletzung ein zu hohes Risiko bedeuten. Schwer wiegt auf jeden Fall der Ausfall des besten Torjägers, Mladen Petric, der sich am Sonntag im Bundesligaspiel gegen Energie Cottbus einen Muskelfaserriss zugezogen hat. Auch die Verteidiger Guy Demel und Bastian Reinhardt stehen weiterhin nicht zur Verfügung, ebenso die Neuzugänge Albert Streit und Mikael Tavares, die nicht spielberechtigt sind, weil sie bereits für ihre ehemaligen Klubs im UEFA-Cup aktiv waren. Angesichts der Personalnot nahm der Niederländer Jol sogar A-Juniorenspieler Kai-Fabian Schulz mit in den Kader.
Auch ohne die angespannte Personallage würde es schwer genug, angesichts des mageren 1:1 aus dem Hinspiel bei den Istanbuler "Löwen" weiterzukommen. Ein Sieg oder ein Unentschieden mit zwei Toren ist nötig, damit die Hamburger zum ersten Mal nach 1990 wieder unter die letzten Acht in einem europäischen Wettbewerb vorstoßen können. "Es wird schwierig, aber es ist machbar", sagte Jol. Die bisherige Auswärtsbilanz im UEFA-Cup macht auch Mut: vier Spiele, vier Siege!
Bange machen gilt eben nicht. Auch vor dem nur 23.500 Zuschauer fassenden Ali-Sami-Yen-Stadion mit dem Beinamen "Hölle" wollen sich die Hamburger nicht einschüchtern lassen. "Wir sind keine Amateure", sagt Jol, "die meisten Spieler haben mit so etwas Erfahrung."
So können sie sich schon mal auf ein pyrotechnisches Spektakel aus Rauch und bengalischem Feuer einstellen. Die Fans machen dort einen derart infernalischen Lärm, dass der italienische Star-Verteidiger Paolo Maldini nach einer Niederlage mal erklärte: "Es ist unmöglich, dass hier drin nur 24.000 Leute sind." Auf deren Unterstützung will sich Galatasaray verlassen: "Die Fans sind unser größter Vorteil", weiß Trainer Bülent Korkmaz. Auch er hat schließlich große Personalsorgen, muss auf seine gesamte Innenverteidigung verzichten. Außerdem fehlt nun auch Mittelfeldstar Arda (Knieverletzung).
Für Galatasaray hat der UEFA-Cup in diesem Jahr eine besonders große Bedeutung, weil das Finale im Stadion des verhassten Stadtrivalen Fenerbahce ausgetragen wird. "Das Galatasaray-Trikot ist uns heilig", schworen sich die Spieler am Dienstag nach dem Training pathetisch in einem großen Mannschaftskreis: "Wir werden für den Verein bis zum letzten Schweißtropfen alles geben."