Alemannia Aachen hat seine Reifeprüfung auf der internationalen Bühne dank Erik Meijer mit Bravour bestanden und für eine kleine Sensation gesorgt. Der Niederländer erzielte beim 1:0 (0:0)-Coup des Zweitligisten zum Auftakt der Gruppenphase gegen den französischen Spitzenklub OSC Lille den Siegtreffer in der 67. Minute.
Damit bescherte der Angreifer in seinem 20. Europacupspiel dem letzten unterklassigen Klub im Wettbewerb eine glänzende Ausgangsposition, um als eines der drei besten Teams jeder Fünfergruppe die Runde der besten 32 Mannschaften zu erreichen und im europäischen Wettbewerb zu überwintern. Der Pokalfinalist und Tabellenzweite der französischen Ligue 1 hatte zuvor sechs Spiele in Folge gewonnen.
"Ich habe schon damit gerechnet, dass wir mithalten können. Aber dass wir gewinnen, ist einfach nur geil", meinte der 35-jährige Meijer. Trainer Dieter Hecking fügte hinzu: "Das war Gänsehaut pur. Wir sind im Moment so selbstbewusst, dass wir unser Spiel durchziehen können."
Aachen mit viel Selbstvertrauen
Vor 20.352 Zuschauern in der Kölner WM-Arena, darunter der griechische Nationaltrainer Otto Rehhagel, stellten die Aachener das im Vorfeld angekündigte Selbstvertrauen von der ersten Minute an offen zur Schau. Ohne Respekt vor der europäischen Spitzenmannschaft aus Lille spielten die Westdeutschen munter nach vorne, standen aber auch nach hinten sicher. Zu Chancen kam die Alemannia gegen die dicht gestaffelte Deckung des OSC allerdings zunächst nur nach Standardsituationen.
In der vierten Minute verzog Kai Michalke nach einem Einwurf von Willi Landgraf aus spitzem Winkel knapp, acht Minuten später wurde Stefan Blank nach einem Eckball von Sergio Pinto im Strafraum behindert und verpasste den Ball. Die Franzosen standen kompakt und agierten erwartungsgemäß ballsicher, kamen im ersten Durchgang aber nur zu einer guten Torgelegenheit, als Matt Moussilou nach einem Alleingang aus etwa zehn Metern knapp verzog (43.).
Rehhagel voll des Lobes
Europameister-Trainer Rehhagel sprach dem Underdog aus Aachen schon zur Halbzeit ein Kompliment aus: "Wenn Aachen die Zweikämpfe weiter so bestreitet, hat es eine gute Chance, das Spiel zu gewinnen."
Doch auch nach dem Wechsel war Aachen die spielbestimmende Mannschaft und hätte bereits in der 49. Minute durch Meijer in Führung gehen können. Der Niederländer kam nach einer Ecke von Pinto zum Kopfball, den der bereits in der 17. Minute eingewechselte Milivoje Vitakic von der Linie schlug. In der 67. Minute wurden die Aachener für ihr Engagement belohnt. Der starke Simon Rolfes erkämpfte den Ball kurz vor der Torauslinie, seinen Lupfer verwertete Meijer aus kurzer Distanz.
Die große Chance zum Ausgleich hatte dann allerdings Lilles Verteidiger Efstathios Tavlaridis, dessen Fallrückzieher nur Zentimeter am Tor von Alemannia-Keeper Stephan Straub vorbei flog.
St. Petersburg erster Tabellenführer in Aachen-Gruppe
Trotz des 1:0-Sieges haben die Kaiserstädter den Sprung an die Tabellenspitze der Gruppe H verpasst. Die Führung übernahm Zenit St. Petersburg nach einem überraschenden 5:1 (1:1)-Kantersieg gegen AEK Athen. Der spanische Erstligist FC Sevilla, am 4. November nächster Gegner der Aachener, war zum Auftakt der Gruppenphase spielfrei.