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EM-Kommentar
Schafft die Regel der Gruppendritten ab, statt euch die Taschen vollzumachen

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Rumänien - Slowakei: Hier wären Absprachen möglich gewesen.
Rumänien - Slowakei: Hier wären Absprachen möglich gewesen. Foto: AFP

Auch bei dieser EM kommen die vier besten Gruppendritten weiter. Sportlich fragwürdig, monetär nicht. Eine Gruppe setzte dem Ganzen dann die Krone auf. Ein Kommentar.

Wer ist bei dieser Europameisterschaft eigentlich nach der Gruppenphase ausgeschieden? Diese Frage ist gar nicht so leicht zu beantworten, sind doch von 24 Mannschaften 16 weitergekommen. Da ist es fast schon eine Kunst, nach der Vorrunde seine Koffer zu packen.

Die Regel, dass, zusätzlich zu den besten zwei Teams jeder Gruppe, die vier besten Gruppendritten weiterkommen, gibt es seit der EM 2016. Der sportliche Mehrwert: gering. Slowenien qualifiziert sich, zugegeben mit der gleichen Statistik wie der Gruppenzweite Dänemark, ohne Sieg für die Runde der besten 16. Ungarn schrammt mit drei Punkten und minus drei Toren nur haarscharf daran vorbei. Selbst Kroatien hätte mit zwei Punkten noch eine Chance gehabt.

Weiterkommen sollte aber vielmehr, wer sich gegen seine drei Kontrahenten durchsetzt, und nicht, wer darauf hofft, dass Kroatien in der Nachspielzeit noch das 1:1 kassiert. Dieses "Lucky-Loser-Prinzip" kann doch nicht im Sinne des sportlichen Wettbewerbs, der die besten Teams einer jeden Gruppe belohnen sollte, sein. Es ist vielmehr im Sinne des der UEFA hauseigenen Portemonnaies, da das Turnier von im Jahr 2012 16 Teilnehmern auf 24 Teams aufgestockt wurde und mit dem Achtelfinale eine Runde mehr ausgespielt wird.

Mehr Spiele bedeuten mehr Ticketverkäufe, mehr Catering - aber vor allem: mehr Werbeflächen und mehr TV-Einnahmen. Dass dabei der Geist dieses Turniers, die besten europäischen Mannschaften gegeneinander spielen zu lassen, mehr und mehr verloren geht, gerät in den Hintergrund.

Die Konstellation in Gruppe E setzte dem Ganzen dann endgültig die Krone auf. Schon vor Anpfiff des letzten Spieltages am Mittwochabend stand fest, dass Rumänien und die Slowakei bei einem Unentschieden sicher weiter gewesen wären, mit einer Niederlage aber möglicherweise hätten ausscheiden können. Es machten Befürchtungen die Runde, beide Teams könnten sich auf eine Art "Nicht-Angriffspakt" verständigen.

Dass wir darüber bei einem Fußballturnier, bei dem wir die besten europäischen Spieler, Sensationen wie Österreich und Dramen wie bei den Kroaten erleben wollen, überhaupt sprechen müssen, ist ein Armutszeugnis. Wie kann es sein, dass bei dem wichtigsten Kontinentalturnier der Welt so etwas möglich ist?

Hätte es die Regel der Gruppendritten nicht gegeben, hätten die Slowakei und Rumänien plötzlich einen Sieg gebraucht, um über dem Strich zu stehen. Ein Lob gebührt den beiden Teams: Sie haben sich einen Schlagabtausch geliefert und auf Sieg gespielt. Dass am Ende ein 1:1-Unentschieden stand, ist dann irgendwie auch die Ironie des Schicksals. Aber vielleicht hätte es so einen Skandal auch mal gebraucht.

Ach ja, um auf die Ausgangsfrage zurückzukommen: Ausgeschieden sind Ungarn, Schottland, Kroatien, Albanien, Serbien, Polen, die Ukraine und Tschechien. Immerhin hier gibt der Modus her, dass es sportlich nicht für die K.o.-Phase gereicht hat. Für die Slowakei, Georgien, Slowenien und die Niederlande geht es dagegen im Achtelfinale weiter. Mögen sie diesen Kommentar Lügen strafen.

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