Trotz oder gerade wegen des Wett- und Manipulationsskandals um Ex-Schiedsrichter Robert Hoyzer erleben private Wettanbieter derzeit einen wahren Boom. "Leichte Rückgänge" verzeichnet dagegen Oddset, wie dessen Chef Erwin Horak dem Fachmagazin WirtschaftsWoche erklärte. Das staatliche Tochterunternehmen des Deutschen Lotto- und Toto-Blocks leide an der wachsenden Konkurrenz durch die Privaten, setzt als größter Sportwettenanbieter Deutschlands aber etwa 480 Millionen Euro um.
Profitiert haben vor allem die österreichischen Anbieter betandwin und Intertops. Marcus Meyer, Deutschand-Manager von betandwin, sagte der "WiWo": "Viele haben bei dem Skandal erst gemerkt, dass es Sportwetten gibt und unser System sicher ist." Seit Januar legte die betandwin-Aktie um mehr als 300 Prozent zu, der Umsatz schoss von 17 Millionen Euro im Jahr 2000 auf aktuell 856 Millionen Euro hoch. Mit rund 300 Millionen Euro erwirtschaftet betandwin in Deutschland rund ein Drittel seines Gesamtumsatzes.
Auch Konkurrent Intertops vermeldet kräftige Zuwächse. "Wir haben unser Geschäft seit dem Skandal um rund ein Viertel gesteigert", sagte Geschäftsführer Detlef Train dem sid und brachte die Gründe für die positive Entwicklung auf einen einfachen Nenner: "Hoyzer war gut für uns. Er hat das Thema in die breite Öffentlichkeit gebracht, das hätte keine Marketingstrategie geschafft. Inzwischen weiß sogar meine 70 Jahre alte Mutter, was eine Wettquote ist."
Zwei bis drei Milliarden Euro setzt die Wettbranche derzeit in Deutschland um, etwa sieben Millionen Deutsche haben schon einmal online gewettet. "Insgesamt 50 bis 60 Prozent Plus sind am Markt in den kommenden zwei bis drei Jahren drin", sagte Jochen Reichert, Analyst bei SES Research in Hamburg.