Fußballer und ihre Zuschauer können bisweilen kräftig darüber streiten, ob ein Glas nun halbvoll oder halbleer sei. Am Dienstagabend war das eigentlich nicht viel anders.
Der Zweitligist MSV Duisburg bot im Pokal-Viertelfinale bei der klassenhöheren Mönchengladbacher Borussia zwar eine starke Leistung, schied im Elfmeterschießen aber unglücklich mit 3:4 aus (2:2 nach regulärer Spielzeit und Verlängerung). Wer nachher allerdings in die Gesichter der Gäste schaute, wusste, dass sich alle Diskussionen über diverse Pegelstände erledigt hatten. Alle Zebras strahlten eine deprimierende Leere aus. "So zu verlieren, ist bitter. Wir waren ganz nah dran", sagte Carsten Wolters und unterstrich die allgemeine Duisburger Gemütslage.
Und dabei ärgerten sich die Zebras am meisten über ihre eigene Leistung. Diese war zwar nahezu lupenrein, als es aber drauf ankam, versagte der Zweitligist. Kurz vor dem Ende der regulären Spielzeit führte der MSV mit 2:1 und hatte wohl nur noch eine Gladbacher Ecke zu überstehen. Dann kam aber der gerade eingewechselte Neuzugang Tomislav Maric frei zum Kopfball und erzielte den Ausgleich. Ärgerlich sei das gewesen, meinte später MSV-Stürmer Markus Kurth, der monierte, dass man sich in solchen Situationen auch als Zweitligist cleverer hätte anstellen müssen: "Wir brachten uns um den Lohn der Arbeit, weil wir einmal nicht aufgepasst haben."
Schon oft war das in dieser Saison der Fall. Vorgestern waren die Auswirkungen aber besonders schlimm, weil sich der lukrative Pokal-Wettbewerb damit für die Zebras erledigt hat. Zwei Mal erreichte Duisburg in dieser Saison nach Elfmeterschießen die nächste Runde, diesmal scheiterten mit Dietmar Hirsch und Alex Bugera gleich zwei Zebras vom Punkt. Zu viel, um in die Historie des deutschen Fußballs eingehen zu können.
Da nutzte es wenig, dass sich der MSV für sein couragiertes Auftreten gegen schwache Borussen die Schulter klopfen konnte. "Wir haben nicht nur kämpferisch überzeugt und uns wunderbar verkauft. Die ganze Republik konnte sehen, dass in Duisburg guter Fußball gespielt wird", sagte Norbert Meier stolzerfüllt. Der MSV-Trainer hatte sich weit aus dem Fenster gelehnt und erstmals in dieser Saison mit Ahanfouf, Kurth und Spizak drei nominelle Angreifer gebracht. Die Taktik ging zunächst auf, weil Duisburg in der Abwehr lange kompakt stand, im Mittelfeld störte und mit Kombinationen nach vorne spielte. Lediglich der zielstrebige Pass in die Spitze fehlte bisweilen.
Gladbach kam mit dem guten Auftreten der Gäste nicht zurecht. "Wir hatten Angst, das Spiel zu verlieren, in dieser drastischen Form hatte ich das nicht erwartet", meinte Fohlen-Coach Holger Fach, der sich nachher betont bedeckt hielt. Nicht wenige meinten, dass Gladbach mit einer solchen Leistung noch große Schwierigkeiten im Abstiegskampf bekommen würde.
Den MSV hat das nicht zu interessieren, stattdessen nahmen sich die Zebras vor, ihre gute Vorstellung in die Liga zu transportieren. "Wir müssen die positiven Aspekte mitnehmen", fand Hirsch. "Nach einer kurzen Trauerphase müssen wir wieder aufstehen", forderte El Kasmi. Am Sonntag kommt Unterhaching ins Duisburger Wedaustadion. In der Liga sind die Zebras nur noch zwei Punkte von einem Abstiegsplatz entfernt. Vielleicht gelingt es ihnen ja dann, ein leeres Glas zumindest halbvoll zu schütten.