Jens Volke, die Begeisterung rund um das Pokalfinale lässt sich kaum in Worte fassen. 180.000 Fans wollten nach Berlin. Welche Bedeutung hat allein das Erreichen des Endspiels für die BVB-Anhänger?
Das lässt sich kaum in Worte fassen. Dadurch, dass wir jetzt international einige Jahre nicht mehr dabei waren und die Fans diese Reisen auch sehr vermissen, ist alleine die Qualifikation für den UEFA-Cup ein Segen für uns. Ich habe das in meinem Bekanntenkreis gemerkt. Da wollten auf einmal Leute Karten, die sich seit Jahren nicht gemeldet haben. Unglaublich und total verrückt. Das ist Dortmund, aber wir haben auch 19 lange Jahre warten müssen. Sollten wir das Finale auch noch gewinnen, brechen hier alle Dämme. Welchen Stellenwert würde ein Erfolg in Berlin einnehmen?
Sollten wir am Samstag den Pott holen, könnte das für den ganzen Verein eine ähnliche Sogwirkung haben wie der Pokalsieg 1989. Der Triumph von damals lebt bis heute in den ganzen Geschichten, die sich rund um dieses Spiel drehen, und hat eine ganze Fangeneration geprägt. Die Erfolge danach hängen ursächlich mit diesem einen Spiel zusammen. Und so ein Erlebnis bindet. Gerade die jüngeren Anhänger haben ja in den letzten fünf Jahren eigentlich nichts Positives erlebt, höchstens mal einen Derbysieg. Von daher ist es absolut wichtig, dass wir das jetzt geschafft haben. Sonst hätte sich über Jahre eine fatalistische Stimmung ausbreiten können, nach dem Motto, wir schaffen es sowieso nicht, etwas zu erreichen.
Welche Erinnerungen haben Sie persönlich noch an 1989?
Auch für mich war das mein erster Titel als Fan. Ich war damals 17 Jahre alt und erst einige Monate zuvor durch Freunde zum BVB gekommen. Das Spiel habe ich mit meinen Eltern besucht und hat sich tief in meine Seele eingebrannt. Für mich persönlich ist der Pokalsieg 1989 deshalb immer noch der schönste Titel mit dem BVB. Da kommt höchstens noch der Gewinn der Champions League und die erste Deutsche Meisterschaft 1995 mit.
Seit dem 1. Januar arbeiten Sie für ihren Verein als hauptamtlicher Fanbeauftragter und erleben somit erstmals ein Endspiel aus einer ganz anderen Perspektive!
Das bedeutete in den vergangenen Wochen seit dem Halbfinale vor allem viel Stress. Meine Kollegen Petra Stüker, Sebastian Walleit und ich haben uns in erster Linie um die Kartenverteilung in den Fan-Clubs gekümmert. Wir haben über 300 Fan-Clubs angeschrieben und versucht, eine möglichst faire Verteilung hinzubekommen. Dabei sind wir zum Glück bei nur fünf Beschwerden überwiegend auf ganz viel Verständnis unter unseren Anhängern gestoßen. Allen war klar, dass Kompromisse geschlossen werden müssen.
Mit wie vielen BVB-Fans rechnen Sie am Samstag im Olympiastadion?
Ich gehe von mindestens 30.000 bis 35.000 aus. Ich glaube, dass bei unseren Leuten der Hunger einfach größer ist als bei den Bayern. Leider sind über den Schwarzmarkt schon einige Karten teilweise zu astronomischen Preisen weggegangen. Davon rate ich weiterhin dringend ab. Denn darunter sind teilweise auch gestohlenen Karten, die im schlechtesten Fall gesperrt werden können. Ich würde so etwas nicht kaufen, auch wenn ich verstehen kann, dass man als Fan unbedingt in Berlin dabei sein möchte.
Wird es in Berlin besondere Anlaufstellen für die BVB-Fans geben?
Vom Verein nicht, wir haben uns auf die Feierlichkeiten nach dem Sieg konzentriert. Aber selbstverständlich stehen wir als Ansprechpartner für unsere Fans zur Verfügung. Auch die Fanabteilung ist mit einem Fanmobil vor Ort. Haupttreffpunkt der Fans wird wohl wie 1989 der Platz rund um die Gedächtniskirche sein. Am Brandenburger Tor wird es wie bei der WM eine Fanmeile geben, auf der das Spiel auf Großbildleinwänden verfolgt werden kann. Und unsere Fan-Clubs haben in Eigenregie auch schon so einiges auf die Beine gestellt. So wird es einige Konzerte geben. Auch eine Choreographie ist bereits genehmigt. Wir sind alle in Erwartung eines Fußballfestes und einer absolut friedlichen Veranstaltung.