Arsenal London und der deutsche Nationaltorwart Jens Lehmann stehen in der Champions League vor dem größten internationalen Erfolg der 120-jährigen Vereinsgeschichte. Die "Gunners" können nach dem 1:0-Sieg im Hinspiel über den FC Villarreal mit einem Kraftakt erstmals ins Endspiel am 17. Mai in Paris einziehen. "Noch sind wir nicht durch. Es wird ein sehr schweres Stück Arbeit, besonders für unsere Abwehr. Ein 1:0 ist kein Polster zum Ausruhen", warnt Torjäger Thierry Henry jedoch vor dem heutigen Halbfinal-Rückspiel (20.45 Uhr/live bei Premiere) beim spanischen Außenseiter.
Wenger appelliert an den Charakter seiner Elf
"Wir brauchen in diesem großen Spiel eine Mannschaft mit Charakter, und ich bin davon überzeugt, dass wir sie haben", meinte Arsenals Teammanager Arsene Wenger nach dem unbefriedigenden 1:1 im Londoner Premier-League-Derby gegen Tottenham Hotspur im Kampf um die erneute Qualifikation für die "Königsklasse". "Das ist eine Sache, doch den Pokal in drei Wochen in den Händen zu halten, ist die andere", ergänzte der Franzose.
Wenger setzt im Hexenkessel des mit 23.000 Zuschauer längst ausverkauften Stadions El Madrigal auf seine stabile Abwehr, die den Grundstein für eine imposante Rekordjagd legte. So ist Deutschlands Nummer 1 im Tor der "Gunners" seit 655 Champions-League-Minuten ohne Gegentor. Noch 120 Sekunden fehlen Lehmann, um die Bestmarke von Edwin van der Sar einzustellen. Der niederländische Nationalkeeper hielt den Kasten von Ajax Amsterdam zwischen September 1993 und April 1995 insgesamt 657 Minuten sauber. Zudem ist Arsenal seit zwölf Begegnungen in der "Königsklasse" unbesiegt.
Lehmann hofft auf frühe Führung
Arsenal und der FC Barcelona, der am Mittwoch im eigenen Stadion gegen den AC Mailand (Hinspiel 1:0) um den Finaleinzug kämpft, sind die einzigen Mannschaften im laufenden Wettbewerb ohne Niederlage. Doch die Zahlenspielereien interessieren Lehmann nur am Rande: "Ich möchte die Champions League gewinnen. Ideal wäre es, wenn wir einen Treffer vorlegen könnten, dann wird es für die Spanier sehr schwer", erklärte der 36-Jährige, der 1997 mit Schalke den UEFA-Pokal gewann und das WM-Jahr mit der wertvollsten Trophäe im europäischen Klub-Fußball krönen will.
Doch auch Gegner Villarreal wittert die Chancen zum großen Coup. Die erste Niederlage im Wettbewerb im Hinspiel in Highbury hat das Team aus der spanischen Fußball-Provinz ebenso wenig aus der Bahn geworfen wie die 0:2-Pleite bei der Generalprobe am Wochenende gegen Real Sociedad San Sebastian in der Meisterschaft. In diesem Spiel schonte Trainer Manuel Pellegrini seine Superstars und nahm in Kauf, die Chancen auf den UEFA-Cup-Platz zu verspielen. "Wir können viel besser spielen. Das Duell mit Arsenal, das ist eine völlig andere Geschichte", meinte der Chilene.
Tacchinardi fehlt bei Villarreal
Schon das Erreichen des Halbfinales wurde als größter Erfolg der Vereinsgeschichte ausgiebig gefeiert. In der 46.000 Einwohner großen Stadt, 70 Kilometer von Valencia entfernt, herrscht das Gelb-Fieber - im wahrsten Sinne des Wortes. Denn den in kanariengelb auflaufenden Gastgebern wird im Spiel des Jahres der nach der fünften Verwarnung gesperrte Alessio Tacchinardi fehlen.
Und weitere fünf Akteure - unter anderem die argentinischen Superstars Juan Roman Riquelme und Nationalmannschafts-Kapitän Juan Pablo Sorin - wären im Falle einer weiteren Gelben Karte im Endspiel gesperrt. Bei Arsenal sind lediglich Mathieu Flamini und Kolo Toure, der Torschütze im Hinspiel, von einer Sperre bedroht. Fehlen wird in Villarreal jedoch der Schweizer Philippe Senderos, der sich gegen Tottenham eine Knieverletzung zugezogen hat. Deshalb wird wahrscheinlich Nationalspieler Sol Campbell sein Comeback feiern.
Villarreal sieht seine große Chance im Heimvorteil, schließlich gilt die kleine, aber stimmungsvolle Arena als Festung. Der derzeitige Tabellenzehnte der Primera Division verlor zu Hause nur eines seiner bisherigen 18 Europacup-Heimspiele. Arsenal hat hingegen gute Erinnerungen an seinen letzten Spanien-Trip. Mit einem 1:0 bei Real Madrid im Achtelfinale setzten Lehmann und Co. ihren Höhenflug fort.