Bei Manchester United versucht man angesichts des drohenden Worst-Case-Szenarios die Nerven zu bewahren. Der frühere englische Meister steht erstmals seit zehn Jahren vor dem vorzeitigen Ausscheiden in der Gruppenphase der Champions League. Sollten die "Red Devils" heute zuhause gegen den spanischen Vertreter FC Villarreal, Erster der Gruppe D, verlieren und gleichzeitig der französische Erstligist OSC Lille gegen Benfica Lissabon (alle 20.45 Uhr/live bei Premiere) gewinnen, würde es für "ManU" erstmals seit 1994/1995 nur noch um die Teilnahme im UEFA-Cup gehen.
Wesentlich rosiger sieht es zum Auftakt des 5. Spieltages der Königsklasse in den Gruppen A bis D für die Teams der Stunde in Europa aus: Der italienische Meister Juventus Turin, der mit neun Zählern die Gruppe A vor Bayern München anführt, steht bereits mit einem Unentschieden gegen den FC Brügge im Stadion Delle Alpi vorzeitig im Achtelfinale. Und für den bereits qualifizierten FC Barcelona wird das Rückspiel gegen Werder Bremen in der Gruppe C nach dem 3:0 bei Real Madrid zu einem Schaulaufen.
Seit 2001 kein Heimspiel verloren
In Manchester bleibt man trotz der beängstigenden Aussichten gelassen. "Ich vertraue auf unsere Heimform. Sie war in den vergangenen Jahren phantastisch. Und das muss natürlich auch am Dienstag so sein", sagt Teammanager Sir Alex Ferguson. "ManU" hat seit 2001 in der Gruppenphase kein Heimspiel mehr verloren. Damals siegte Deportivo La Coruna im Old Trafford. Der 15-malige englische Meister ist auf weitere Einnahmen aus der Champions League dringend angewiesen.
Sportlich sind die Vorzeichen für Manchester zumindest nicht schlecht, weil Villarreal auf den ehemaligen United-Stürmer Diego Forlan und Spielmacher Juan Riquelme verzichten muss. Zudem trifft der niederländische Stürmerstar Ruud van Nistelrooy wieder in gewohnter Form, am Wochenende erzielte er einen Doppelpack in Charlton. Auch seine Champions-League-Quote ist atemberaubend: 38 Treffer in 45 Spielen.
Nedved brennt vor Ehrgeiz
Juventus Turin hätte aufgrund des besseren direkten Vergleichs schon bei einem Unentschieden gegen den FC Brügge das Ticket für das Achtelfinale sicher - und zudem eine derzeit kaum schlagbare Mannschaft. Vom "besten Juventus aller Zeiten" schwärmen die Medien. "Die Mannschaft hat Klasse und auch große Demut. So kann man weit kommen", sagte "Juve"-Sportdirektor Luciano Moggi.
Und weit kommen will vor allem der tschechische Mittelfeldstar Pavel Nedved. "Ich will den Titel unbedingt gewinnen. Das ist mein Ziel, seitdem ich hier 2001 unterschrieben habe. Ich bin schon sehr nahe dran gewesen, und es bleibt nicht mehr viel Zeit, um meinen Traum zu verwirklichen", sagte der 33-Jährige. Zweimal scheiterte Nedved mit Juventus (2005) und Lazio Rom (2000) im Viertelfinale, im Finale 2003 war er gesperrt. "Juve" verlor damals gegen den AC Mailand.
Barcelona will Vollgas geben
In Barcelona wirkt immer noch der spektakuläre 3:0-Sieg beim Erzrivalen Real Madrid am vergangenen Samstag nach. "Die Mannschaft spielt besser als jedes PlayStation-Team", kommentierte der größte spanische Radiosender Cadena Ser. Obwohl man bereits für das Achtelfinale qualifiziert ist, will man keine Gastgeschenke verteilen. Die Superstars Ronaldinho, Samuel Eto'o oder Deco sollen auf jeden Fall dabei sein. "Gegen Bremen wollen wir volle Pulle spielen und gewinnen", sagte Abwehrspezialist Carles Puyol.
Im Schatten der Giganten könnte sich im übrigen auch der ehemalige Champions-League-Sieger Ajax Amsterdam mit einem Sieg in der Gruppe B gegen Sparta Prag für das Achtelfinale qualifizieren. Dort steht nach vier Siegen zum Auftakt bereits der FC Arsenal und Jens Lehmann, der beim FC Thun antreten muss.