Wir schreiben den fünften Spieltag in der Regionalliga West und rund um die Hafenstraße ist die Stimmung wie in den letzten Jahren. Komisch bis resignierend.
Denn wie in den letzten Spielzeiten haben die Essener den Kontakt nach ganz oben bereits früh abreißen lassen. Drei Spiele ohne Sieg und eigenes Tor in der Liga haben dafür gesorgt, dass der BVB II schon ziemlich enteilt scheint. Auch Gladbach II zeigt sich bereits früh in der Spielzeit sehr konstant.
Im Gegensatz zu den Vorjahren gibt es aber Unterschiede: In den letzten beiden Jahren war die Euphorie vor der Saison viel größer. Dementsprechend ist die Fallhöhe aktuell auch etwas geringer als vor zwölf Monaten. Doch da sind wir beim Problem. Die Mannschaft muss offenbar in Vorleistung treten, um die, die sich derzeit nicht ins Stadion bewegen, zurückzugewinnen. Nur 8000 Zuschauer gegen Viktoria Köln trotz eines bis dato starken Auftakts. Nur 6100 Zuschauer zum Topspiel gegen Gladbach. Auch bei 35 Grad eine Kulisse, die nicht zum Mythos Hafenstraße passt.
RWE hat in den letzten Jahren viel Kredit im Umfeld verspielt, daher bedarf es mehr als nur drei guter Partien, um den zurückzubekommen. Die, die nicht im Stadion sind, sehen nur Ergebnisse. Die passen nicht, es hat sich also nichts verändert.
Doch das hat es. RWE ging viel offensiver in die Saison, neue Ziele wurden offensiv verkündet. Die neue Kampagne "Zusammen Hoch3" ruft den Aufstieg innerhalb der kommenden drei Jahre aus. Viele Größen der Stadt haben sich zum Verein bekannt, wollen den neuen Weg unterstützen. Und die Fans, die im Stadion sind, die haben bisher gesehen, dass eine Mannschaft auf dem Feld ist, die sich wehrt, die alles versucht, die aber bisher - speziell offensiv - nicht so kann wie die besten Teams der Liga. Die Anhänger haben das honoriert. Sie sind nicht früh auf die Barrikaden gegangen, die Stimmung im Stadion ist den Umständen entsprechend in Ordnung. Was hinzu kommt: Anders als nach den Misserfolgen in der letzten Saison versucht niemand in Rot und Weiss, derartige Negativ-Erlebnisse schön zu reden.
Man muss nach fünf Spieltagen nüchtern feststellen: Viktoria Köln, Gladbach II oder der BVB II scheinen noch einen Tick weiter zu sein. Zwar hat Essens Coach Sven Demandt eine Truppe beisammen, die am Ende unter den ersten fünf Teams landen muss, aber für ganz vorne scheint es noch nicht zu reichen. Auch wenn es für ein endgültiges Fazit nach fünf Spielen zu früh ist. Doch dieser Mannschaft muss man Zeit geben. Es muss sich etwas entwickeln dürfen, was in einem oder zwei Jahren so ergänzt wird, dass der Sprung in den Profibereich realisiert werden kann. Trotz der Rufe, die schon jetzt wieder Änderungen herbeisehnen. Denn diese Truppe hat sich bisher nicht ergeben, sie nimmt den Kampf an und das wird sich - wenn sich die Parameter nicht ändern - auch auszahlen.