Um irgendwann mal einer zu werden, müssen viele vieles lernen. Der augenblicklichen Diskrepanz zwischen Werbeversprechen (Platz drei) und Inhalt (Kurz vor Abstiegskampf) würde sich selbst McDonalds nicht rühmen wollen. Statt den nächsten Schritt auf dem Weg zurück in Richtung Profifußball zu gehen, muss sich RWE inzwischen fragen lassen, ob es sportlich in der kommenden Saison für die Regionalliga reicht.
Der Klasse, in der sich Schwergewichte wie der SV Hönnepel-Niedermörmter einzurichten anschicken. Zu schlecht für Hö-Nie? Ein überzeichnetes Szenario, aber das gab es vor gar nicht allzu langer Zeit ja längst. Die Treppenwitze sind erzählt. RWE hat seit dem Abstieg 2006 so ziemlich alle Untiefen des leidlich ambitionierten Amateurfußballs ausgelotet und oftmals wurde die triste Realität von der Strahlkraft tausender Unvergraulbarer übertüncht. Allerdings lässt sich auch mit der freudlosen jüngeren Vergangenheit nicht verschleiern, dass das Armenhaus der Liga längst nicht mehr die Hafenstraße im Briefkopf führt.
Mit reflexartigem Sozialneid auf die Möglichkeiten der Konkurrenz zu verweisen, ist entsetzlich deplatziert, solange es in der Tabelle nicht für den SC Verl reicht. Die Bergeborbecker haben bei ihrer Transferpolitik reihenweise böse daneben gegriffen. Erinnert sich noch jemand an Christian Knappmann? Das Experiment ging krachend in die Hose. Ohne Spielmacher in die Saison zu starten, grenzt an Fahrlässigkeit. Vermeintliche Führungsspieler entpuppten sich als Rohrkrepierer, ehemalige Leistungsträger spielen mitunter wie ihre eigenen Karikaturen. Man kann vieles hineininterpretieren in die gespenstischen Auftritte der Mannschaft.
Zwischen wem es nun warum nicht passt, ob der Kopf sie alle verrückt macht oder Essen kollektiv das Fußballspielen verlernt hat, vielleicht ist ja sogar der Trainer an allem schuld – womöglich sind es ganz normale Mechanismen des Misserfolgs. Der allerdings wird – so sehr sich RWE auch bemüht der Hire-and-Fire-Mentalität vergangener Jahre zu entsagen – Konsequenzen nach sich ziehen. Die Verpflichtung von Dr. Uwe Harttgen zu diesem Zeitpunkt war ein Akt des Krisenmanagements. Gleichwohl zeigt sich auch der Vorstand dieser Tage verbesserungswürdig. So charmant die Vorstellung auch ist: Die Decke über den Kopf zu ziehen, hat seit dem dritten Lebensjahr keine Probleme mehr gelöst.
Weder stärkt eisiges Schweigen den Trainer, noch wird es die Debatte abkürzen. Um tatsächlich mit den Großen der Regionalliga zu spielen, muss RWE noch lernen – auf allen Ebenen.