Denn eigentlich kommt der Schotte aus dem Football und schaffte es dort mit den Lübeck Cougars bis in die Zweite Liga. Nun ist er plötzlich erstklassig – als Entlastung für Ben Schütte beim TUSEM.
Denn die Essener machten aus ihrer Not eine Tugend und suchten angesichts ihres finanziellen und personellen Engpasses den Kontakt mit dem britischen Handballverband. Der will bis zu den Olympischen Spielen 2012 in London ein konkurrenzfähiges Team auf die Beine stellen und die bislang auf der Insel äußerst exotische Sportart auf ein professionelles Level hieven. So werden die künftigen Olympioniken seit drei Jahren im Rahmen eines Regierungsprogramms im dänischen Aarhus auf ihre ehrgeizige Aufgabe vorbereitet. Der Haken: Jüngst wurde der jährliche Förderbetrag von einer Million Euro um zwei Drittel gekürzt.
So war das kostspielige Trainingslager in Dänemark nicht mehr zu finanzieren – von der mangelnden Wettkampfpraxis ganz zu schweigen. Der Punkt, an dem die Essener ansetzten. "Wir haben eine Lösung gefunden, von der beide Seiten profitieren werden“, lächelt der Sportliche Leiter Stephan Krebietke. Denn der darf sich gleich über sechs neue Akteure freuen, die allesamt zum Nulltarif kommen. Die Kosten für den Lebensunterhalt des Sextetts trägt nämlich weiterhin der klamme britische Handballverband. So werden McMillan, Merlin Braithwaite, Chris McDermott, Sebastian Prieto, Ciaran Williams sowie der momentan verletzte Spielmacher Chris Mohr in der kommenden Woche zum Team stoßen, um in der Rückrunde Erfahrungen auf hohem Niveau zu sammeln.
Da stellt sich allerdings die Frage: Reicht die Qualität der Briten, um einigermaßen mitzuhalten? "Handballerisch fehlt ihnen natürlich noch einiges zum Bundesliganiveau", legt sich Krebietke fest. Der sieht vor allem einen großen Vorteil: "Wir haben endlich wieder eine ausreichende Anzahl an Spielern im Kader, um einen vernünftigen Trainingsbetrieb zu gewährleisten."
Das dürfte den Verbandsoberen Paul Goodwin, Lorraine Brown und Allan Lund zwar dauerhaft nicht reichen, doch Praxis-Erfahrungen dürften die ungewöhnlichen Gäste binnen kürzester Zeit sammeln. Schließlich hat TUSEM-Trainer Kristof Szargiej bereits bewiesen, dass er in der Lage ist, auch aus nicht gerade hochbegabten Akteuren eine schlagkräftige Einheit zu formen. Alles dank harter Arbeit, die der Linienchef voraussetzt. Eine Bedingung, die die Briten offenbar erfüllen, wie Szargiej sichtlich imponiert feststellt: "Die Jungs sind in den letzten drei Jahren aus ihrem Berufsleben ausgeschieden, um Profis zu werden. Sie denken absolut leistungsorientiert, leben und zerreißen sich für die Verwirklichung des olympischen Traums."
Davon soll auch der Nachwuchs profitieren: Die hauseigenen Talente sollen sich ganz auf den Oberliga-Aufstieg mit der Reserve konzentrieren, während McMillan und Co. dem Bundesligateam zur Hand gehen.