Doch von der komfortablen Situation und vom klaren 6:2-Erfolg zuletzt in Nürnberg will sich Adler-Coach Greg Poss nicht blenden lassen. "Wir müssen das Spiel ganz schnell abhaken, wir haben noch nichts erreicht. Wenn wir denken, dass wir es schon geschafft haben, dann haben wir am Dienstag keine Chance", warnte der ehemalige Bundestrainer und führte seiner Mannschaft eindringlich vor Augen, "dass die Ice Tigers auch im Viertelfinale gegen Hannover 0:2 zurücklagen und dann die Serie noch gewonnen haben." Entsprechend verbreitete auch Nürnbergs Coach Benoit Laporte den üblichen (Zweck-)Optimismus. "Warum sollen wir nicht noch gewinnen?", fragte er in die Journalisten-Runde, zumal sein Team den Adlern im ersten Finale in Mannheim nur knapp nach Verlängerung unterlegen war (2:3).
Um die letzte Außenseiter-Chance im Kampf um die 87. deutsche Meisterschaft zu wahren, setzte Laporte seine Spieler direkt nach der Niederlage am Sonntag gehörig unter Druck: "Wer glaubt, dass wir noch eine Chance haben, der fährt mit nach Mannheim. Die Anderen müssen in Nürnberg bleiben. Ich brauche Spieler, die die gleiche Mentalität haben wie ich." Während Poss ("Wir müssen konzentriert spielen, Druck ausüben und läuferisch Bereitschaft zeigen") von seinen Adlern eine "weitere Steigerung" erwartet, will der Ice-Tigers-Coach eigentlich nur eines von seiner Truppe: "Wir müssen wieder mehr Disziplin zeigen."
Denn die Spielweise im Heimspiel gegen Mannheim, das sich als erstes deutsches Team nach dem Pokalsieg in dieser Saison das Double sichern könnte, hatte dem Kanadier sauer aufgestoßen. "Da haben einige wohl vergessen, gegen wen sie spielen. Wir wollten mitspielen, aber das geht gegen so eine Mannschaft nicht. Da ist Mannheim einfach zu gut." Zu gut und zu clever. Während die Nürnberger bei einigen guten Möglichkeiten an Adler-Keeper Jean-Marc Pelletier oder am eigenen Unvermögen scheiterten, zeigte sich der Vorrunden-Primus vor 8238 Zuschauern in der ausverkauften Nürnberger Arena als Meister der Effektivität: acht Chancen, sechs Tore. So trafen Rene Corbet (3./7.), Jeff Shantz (30./43.), Sven Butenschön (26.) und Francois Methot (42.) fast nach Belieben. Die Gegentreffer durch Brian Swanson (32.) und David Cespiva (59.) änderten nichts daran, dass zwischen dem Liga-Krösus mit acht Millionen Euro Etat und den tapferen Franken (4,6 Millionen) phasenweise ein Klassenunterschied deutlich wurde.