Essen hat im Lauf der Jahre einen Mix aus Konzepten entwickelt, der den Status sichern soll:
Konsequenter Verzicht auf Unterdistanzen: „Sobald wir einen Halbmarathon anbieten, ist der Marathon kaputt“, das eigentliche Ereignisse würde hierdurch nur verwässert, sagt Zachäus. Abschreckendes Beispiel sei beispielsweise Karlsruhe, wo fast vier Mal so viele Starter nur die halbe Distanz absolvieren. Ein Eingeständnis gibt es lediglich an die Staffelläufer.
Eine schnelle Strecke:Fast durchgehend asphaltiert, praktisch keine Höhenmeter, seit 2001 ohne Veränderung, wenig Kurven – beste Bedingungen, den eigenen Rekord zu knacken.
Keine eingekauften Topathleten: Ein Duell der Ostafrikaner Minuten vor dem restlichen Feld gibt es nicht. Das eröffnet Siegchancen für einheimische Läufer und hält die Startgebühren niedrig.
Betonung der Tradition: Was einst als TuSEM-Vereinsmeisterschaft mit 45 Teilnehmern begann, ist heute der älteste Marathon Deutschlands. Die Veranstalter werden zudem nicht müde, zu betonen, dass es der größte im Lande sei (insgesamt liegt er auf Platz 14), der allein durch einen Verein und die 400 ehrenamtlichen Helfer gestemmt werde.
Doch es ist keinesfalls so, dass Essen allein die Trumpfkarten des Purismus spielt. Neuerungen gibt es auch am kommenden Wochenende. So kommen die Staffelteilnehmer, deren Etappe beim Ausflugsziel „Haus Scheppen“ auf der gegenüberliegenden Seeseite beginnt, in den Genuss, mit einem Shuttle-Schiff der Weißen Flotte überzusetzen. Und wenn noch Platz ist, so versprechen es die Veranstalter, werden auch Zuschauer mit auf die Tour über den See genommen – eine gute Gelegenheit, die Läufer nicht nur beim Start, beim Durchlauf und im Ziel zu sehen.
Auf die Unterstützung hofft dann auch der 28-Jährige Manuel Meyer vom TV Wattenscheid, der im letzten Jahr die beiden Seerunden als Zweitschnellster absolvierte. Für einen Läufer seiner Klasse ist es keinesfalls üblich, nur drei Wochen nach dem letzten Marathon erneut anzutreten. Bei der Berliner Austragung blieb er mit 2:24:47 Stunden und Platz 31 deutlich hinter seinen eigenen Erwartungen zurück, vor allem aber auch hinter seiner Bestzeit von 2:20:51 Stunden, die er im April in Hamburg aufstellte.
Zum Favoritenkreis zählt er damit allemal, sind es doch nur zwei Läufer, die mit geringeren Bestzeiten in den Essener Süden kommen. Da ist zum einen Dennis Pylka (27) von der LG Regensburg, nach eigener Aussage „bester Nicht-WM-Fahrer“. Er kann eine 2:19:14 vom diesjährigen Padua-Marathon vorweisen, was insofern bemerkenswert ist, als dass er sich als „Feierabendläufer“ bezeichnet, der sich zudem dem Luxus erlaubt, auf einen Trainer zu verzichten. Zum anderen: Christian Seiler (26), der mit 2:18:11 Stunden sowie als 17. und bester deutscher Läufer in Berlin seine Visitenkarte abgibt.
Im Damenfeld schickt sich die Vorjahressiegerin Silvia Krull von der LG Lage Detmold an, ihren mit Bestzeit errungenen Titel zu verteidigen. Zu den Herausforderern zählt vor allem die Mönchengladbacherin Silke Optelkamp, die vor allem mit guten Zeiten und einem zweiten Platz bei der Westdeutschen Halbmarathon-Meisterschaft auf sich aufmerksam machte.