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Boxen: Holyfield stiehlt Walujew schon vor Kampf die Show
"Ich habe noch etwas zu erledigen"

Boxen: Holyfield stiehlt Walujew schon vor Kampf die Show
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Nikolai Walujew hat es nicht leicht. Er ist der amtierende Schwergewichtsweltmeister der WBA, sein Promoter Wilfried Sauerland veranstaltet den Kampf, sein TV-Sender ARD überträgt heute live (22.25 Uhr), er sollte der Favorit der Zuschauer in Zürich sein. Ist er aber nicht. Alles in der Schweizer Bankenmetropole dreht sich um seinen Gegner: Evander Holyfield, Box-Legende, vierfacher Weltmeister, Ohrenbiss-Opfer - und 46 Jahre alt.

"Na und, es kommt nicht darauf an wie alt man ist, sondern wie alt man sich fühlt", wird Holyfield nicht müde zu erklären, "ich werde einige Leute überraschen." Ist klar, die gleichen Worte wählte er auch schon vor seinem bislang letzten WM-Kampf vor 14 Monaten in Moskau gegen Sultan Ibragimow, den er sang- und klanglos nach Punkten verlor. Promoter Wilfried Sauerland sagte damals vor dem Fight: "Eigentlich dürfte Holyfield schon lange nicht mehr boxen." Über ein Jahr später mag sich der Berliner daran nicht mehr erinnern. Sein Unternehmen kontaktierte den großen Namen aus den USA, als es um die freiwillige Titelvereinigung ging. Dabei hatte zunächst selbst Walujews russischer Manager Boris Dimitrow den Kampf als "lächerlich" abgelehnt. Das Geschäft aber geht vor. Flugs wurde Holyfield, der nach über einem Jahr Inaktivität in keinem Ranking mehr geführt wurde, bei der WBA auf Rang 12 platziert, um ihn als Herausforderer zu legitimieren. "Das ist eine Farce und hat mit Sport nichts mehr zu tun", urteilt Bernd Bönte, der Manager der Klitschko-Brüder.

Holyfield ist das natürlich egal, er nimmt die Chance und 750. 000 Dollar Gage gerne an. "Ich habe noch etwas zu erledigen", sagt er, "ich bin mir sicher, dass ich gewinne." Dann hätte er zwei Rekorde aufgestellt: Ältester Weltmeister aller Zeiten - George Foreman war 45 als er Michael Moorer schlug - und einziger Kämpfer, der sich fünfmal einen der zahlreichen WM-Gürtel umbinden könnte.

Den WBA-Titel konnte Holyfield erstmals am 25. Oktober 1990 in seinen Besitz bringen, als George Bush senior US-Präsident war und Deutschland seit genau drei Wochen wiedervereinigt. Walujew war damals 17 Jahre alt, spielte Basketball, war Diskuswerfer und begann hobbymäßig mit der Boxerei. Technisch ist er angesichts seiner späten Ausbildung auch mit 35 Jahren noch limitiert, die Amateurkarriere war kurz, seine Schlagkraft ist erstaunlich gering. 49 Siege in 51 Kämpfen erreichte er vor allem auf Grund seiner Rübezahl-Figur. 2,13 Meter ist er lang, wiegt 145 Kilo, Schuhgröße 52. Auch in Zürich wird es so sein, dass die meisten der 12.500 Zuschauer vor allem sehen wollen, wie der Riese fällt.

Das ist Walujews Rolle im Boxzirkus, so wollte Don King, der die Hälfte der Promoterrechte an dem Russen hält, den Hobby-Bärenjäger aus St. Petersburg auch in den USA vermarkten: "The Beast from the East". "Der Kampf wird Niko hoffentlich den Durchbruch auf der anderen Seite des Atlantiks bringen", hofft nun Sauerland-Geschäftsführer Chris Meyer.

"Ich habe vollen Respekt vor Holyfield, gegen ihn zu kämpfen ist etwas ganz Besonderes", sagt der Champion artig, "aber wenn man im Ring steht, bedeuten Namen oder Titel gar nicht mehr." Tatsächlich hat der 35-Jährige in Zürich gar nichts zu gewinnen. Siegt er, hat er einen elf Jahre älteren Mann, der 40 Kilo leichter ist und 24 Zentimeter kleiner, bezwungen. Verliert er... Nikolai Walujew hat es nicht leicht.

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