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Marc Blume wechselte nach seiner aktiven Laufbahn die Seiten
„Abgrenzung ist falsch“

Marc Blume wechselte nach seiner aktiven Laufbahn die Seiten
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Auf der Tartanbahn feierte Marc Blume unzählige Erfolge, über 60, 100 oder 200 Meter gehörte er seit 1991 zu den besten Deutschen Sprintern. Im Spätsommer beendete Blume seine aktive Laufbahn und wechselte die Seiten: Für seinen Verein TV Wattenscheid 01 arbeitet er seit knapp drei Monaten als Integrationstrainer. Mit RevierSport unterhielt sich der noch 33-Jährige (Geburtstag: 28. Dezember) über sein Karriereende, seine neue Aufgabe und seine Ziele.

Marc Blume, Anfang September absolvierten Sie Ihren letzten Wettkampf. Wie haben Sie den Abschied erlebt?

Erst einmal läuft man einfach und denkt nicht darüber nach, dass man jetzt zum letzten Mal im Startblock steht oder die Ziellinie überquert. Richtig bewusst ist es mir erst geworden, als meine ehemaligen Kollegen vor kurzem ins Trainingslager nach Teneriffa aufgebrochen sind und ich daheim geblieben bin.

Was hat Sie an Ihrem Sport, den Sie stolze 16 Jahre lang ausgeübt haben, fasziniert? Das Gefühl von höchster Geschwindigkeit, die man über die gesamten 100 Meter halten muss. Bei dieser Strecke ist es nicht möglich, den Start zu vergeigen, man muss zum Zeitpunkt des Rennens topfit sein, einen perfekten Lauf liefern, denn im Wettkampf gibt es keine Möglichkeit, einen Fehler auszumerzen.

Die Langstrecke war also nie Ihr Ding? Ich bin durch meinen Sportlehrer zur Leichtathletik gekommen, habe in den Anfängen natürlich alles ausprobiert, auch Crossläufe über 1500 Meter im Wald oder auf der Bahn, das hat mir nicht gefallen. Wenn es schon hieß, fünf Runden einlaufen, wusste ich, dass ich danach nichts mehr machen kann. Dann geht auch die Lust verloren. Beim Sprint allerdings habe ich gleich Blut geleckt und sofort Erfolge, sprich schnelle Zeitverbesserungen, gefeiert.

Beinahe wären Sie nach Ihrer aktiven Laufbahn auf die Eisbahn umgestiegen, es gab ein Angebot von René Spieß als Bobfahrer eine neue Karriere zu starten. Das ist richtig. Wir haben ja als Staffel ab und an auf der Winterbahn im Sommer eine Runde gedreht, da halten wir auch noch den Streckenrekord, was den Start angeht. Die Gesamtzeit ist natürlich nicht so brillant, vom Gewicht können wir mit den Profis ja gar nicht mithalten. Warum ist es dann doch nichts geworden? René Spieß beendete seine Laufbahn und dann bekam ich das Angebot vom TV Wattenscheid. Dann habe ich meinen Trainerschein in Kaiserau gemacht und mich so entschieden. Wenn ich etwas mache, dann ganz oder gar nicht, das war auch nur fair, denn fällt einer aus, dann hängt der ganze Bob, das war bei der Staffel nicht anders.

Geboren sind Sie im Münsterland, dann über Dortmund nach Wattenscheid gekommen, fühlen Sie sich mittlerweile als echter „Ruhri“? Es ist ja nicht so, dass wir früher ein Visum brauchten, wenn wir in den Ruhr-Park gefahren sind, aber als ich hierher gezogen bin, haben mich der Verkehr und die Staus schon gefordert, aber mittlerweile kenne ich mich hier besser aus als so mancher Einheimischer. Seit Oktober sind Sie "Integrationstrainer" beim TV 01, beschreiben Sie Ihre Aufgaben! Ich trainiere eine Gruppe von C-Schülern und mein Anliegen ist es, auch mit behinderten Jugendlichen zu arbeiten. Ich finde die Abgrenzung falsch, denn eine behinderte Person ist kein anderer Mensch, die Schüler können so noch viel mehr voneinander lernen, sich gegenseitig motivieren. Steffi Nerius macht es in Leverkusen vor, die Idee gefällt mir.

Interessenten können sich bei Ihnen melden, gibt es spezielle Voraussetzungen? Das Alter ist zunächst egal, auch die Behinderung spielt keine Rolle. Wir haben einige im Wurfbereich, die gehbehindert sind, aber auch blinde Schüler. Wichtig ist, dass der Spaß im Vordergrund steht und keiner zu etwas gezwungen wird, was er nicht möchte.

Welche Erfahrungen konnten Sie bereits sammeln, jetzt wo Sie auf der anderen Seite stehen? Dass das Verständnis ein ganz anderes ist. Die Kinder ziehen sofort ihre Spikes an, anstatt sich einzulaufen, manches muss man halt 20 Mal sagen, bevor es ankommt. Und ich hätte nie gedacht, dass an dem Trainerposten so viel Schreibtischarbeit hängt. Also kommt Ihnen die Ausbildung als Bürokaufmann zu Gute? Ja, denn ob Anschreiben, Meldungen, Trainingslager-Organisation, das muss alles erledigt werden.

Was können Ihre Schüler von Ihnen lernen?

Jeder macht mal Fehler, aber vor einigen kann ich warnen, schließlich habe ich genug Erfahrungen gesammelt, gerade in Wettkämpfen.

In der Leichtathletik ist Doping genauso ein Thema wie im Radsport. Wird man da schnell desillusioniert? Als Aktiver wie als Trainer?

Für mich war immer klar, dass es ein Leben nach dem Sport gibt, und ich wollte nie mit 40 auf der Organspendeliste stehen, weil ich eine neue Niere brauche. Wichtig war, dass meine Leistungen durch mein Training und nicht durch einen Pharmakonzern zustande gekommen sind. Bei meiner Jugendgruppe ist Doping natürlich noch kein Thema, aber ich lasse zum Beispiel niemanden trainieren, der eine Erkältung hat. Anstatt Medikamente zu nehmen, sollen sich die Schüler erst einmal auskurieren.

Was möchten Sie in den kommenden Jahren beruflich erreichen? Ich möchte im kommenden Jahr zunächst meine B-Lizenz machen. Ich finde meine Arbeit spannend, es ist toll zu sehen, wie sich die Schüler entwickeln. Das Nahziel könnte zum Beispiel Deutsche Meisterschaften lauten.

Wie halten Sie sich selbst noch fit?

Ich werde auch von meiner Gruppe gefordert, denn ich kann die ja nicht alleine durch den Park laufen lassen, auch beim Training springe ich öfter mal in der Staffel ein. Aber von 100 auf Null geht es bei mir natürlich nicht, da muss man sich schon noch bewegen.

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