Ein Blick auf die Rangliste genügt, und die Essener Fußballfans schnalzen mit der Zunge. Hinter dem Klassenprimus aus Düsseldorf haben sich Rot-Weiss Essen II und der FSV Kettwig in Position gebracht. Während man es bei RWE erwartet hat, überraschen die Südstädter Woche für Woche. Der dritte Platz hat für den Club eine historische Bedeutung, denn noch nie stand der FSV derart gut. "Es ist ja nur eine Momentaufnahme", versucht Karl Weiß die Euphoriewelle im Griff zu halten. Denn der Trainer hat derzeit alle Hände voll zu tun, das Umfeld vom Erfolgsjubel herunter zu holen: "Jetzt kommen erst noch die Partien gegen Essen, VfL Rhede und Düsseldorf auf uns zu."
Doch Weiß will seine Vorsicht auch nicht falsch verstanden wissen. "Bei dieser Ausbeute kann man nicht meckern. 17 Punkte gegen den Abstieg zu haben, ist klasse. Ich schätze es einfach nur realistisch ein, denn mit drei Niederlagen steht man auch ganz schnell wieder unten." Doch daran verschwendet zurzeit niemand einen Gedanken. Im Gegenteil: Die Fans diskutieren schon eifrig darüber, ob bei der Neugestaltung der Ligen ein "Aufstieg" machbar wäre. "Es wird immer schwerer, wenn man nicht über ein gutes Sponsoring verfügt", will sich Weiß in diese Diskussion noch nicht einklinken. "Da darf man sich keinen Illusionen hingeben. Für kleine Vereine wie uns wird es hart. Wir kicken in einer Klasse, die den Verein an seine Grenzen führt. Für unsere Strukturen ist es wichtig, erst einmal da zu sein, wo wir sind. Alles weitere ist die Hauptaufgabe vom Vorstand."
Sportlich hat der FSV seine Hausaufgaben bereits gemacht: "Wir haben eine eingespielte Mannschaft, weil die Leistungsträger geblieben sind. Die Neuen haben sich toll integriert. Da ist keiner dabei, der nicht für das Team steht", zieht Weiß den Hut. "Wir haben mit Dennis Höffken einen Mann dazu bekommen, der sehr gut passt. Der Konkurrenzkampf ist da, was will ich mehr?"
Kein Wunder, dass die Kettwiger mit einer breiten Brust in die anstehenden Wochen der Wahrheit gehen. "Wir sammeln weiter Punkte", macht der Coach deutlich. "Wir sind noch kein Mal vorgeführt worden, konnten immer mithalten. Jetzt wird es natürlich schwer, aber ich traue uns immer wieder eine Überraschung zu."