Mit Blick auf die neue Saison stellt RS in einer kleinen Serie die potenziellen Verbandsliga-Aufsteiger vor. In der Landesliga Niederrhein I führt momentan der 1. FC Wülfrath mit neun Zählern Vorsprung.
Rückblick: Vor zwölf Jahren kickte der jetzige Spitzenreiter noch in der Oberliga. Sang und klanglos ging es damals runter. Um den "Skandal-Club" aus den negativen Schlagzeilen zu bringen, wurde 1996 Michael Massenberg mit der Operation "180 Grad Drehung" betraut. "Ich wurde gefragt, habe als waschechter Wülfrather den Job natürlich gerne übernommen", erinnert sich der 1. Vorsitzende. "Ich habe erst versucht, den Verein auf den Beinen zu halten. Durch konsequente, harte Arbeit ist es mir gelungen, jetzt die Früchte zu ernten."
Der 54-Jährige ist Geschäftsführender Gesellschafter der MTC Metallhandel GmbH, Kontakte zu finanzpotenten Sponsoren bleiben nicht aus. Massenberg, der sein Unternehmen kurz als "erfolgreich" bezeichnet, hat es nicht nur geschafft, den 1. FC aus dem Loch zu holen. Vielmehr und wichtiger steht der Familienvater (Tochter Michaela 30) für gesundes Wachstum. "Zu Beginn war es schwer, meine Selbstständigkeit und die Vereins-Arbeit unter einen Hut zu bekommen", resümiert Massenberg. "Aber ich habe im sportlichen Bereich das gleiche Motto angeschlagen, das ich auch beruflich verwende. 'Spare in der Zeit, hast'e in der Not'." Gemeint: Auch wenn zurzeit die Kohle fließen könnte, wird das Geld noch lange nicht zum Fenster hinaus geworfen. "Unsere Strukturen sind gewachsen", ist der international tätige Händler stolz. "Man kann sich jeden Spieler oder Trainer kaufen. Aber was kommt danach? Ich bin mit Sicherheit kein Hasardeur. Solange ich entscheide, hat diese Mentalität keine Chance."
An diesem Konzept wird sich auch nach dem möglichen Aufstieg nichts ändern. "Die Mannschaft, der Coach und alle anderen müssen vernünftig bleiben, dann sehe ich auch keine Probleme", stellt Massenberg unmissverständlich klar. Beispiel: die Sportanlange. In Kooperation mit der Stadt sind zwei unterschiedliche Kunstrasen- Beläge und ein Naturrasen-Platz entstanden. Erstes Highlight: Am Mittwoch, 17. März, ab 17 Uhr weht ein internationaler Hauch durch den "Erbacher Berg". Die U14 und U15 des Niederrheins empfangen die dänischen Auswahlen. "Mit einem Tribünen-Bau möchten wir uns auch für National-Mannschafts-Spiele attraktiv machen", erläutert Massenberg den nächsten Schritt. "Wir haben 18 Jugend-Truppen, die unsere Basis bilden."
Bei der großen Anzahl an positiven Nachrichten braucht sich der "Macher" auch nicht um die für den morgigen Freitag angesetzte Jahres-Hauptversammlung mit rund 800 Mitgliedern sorgen. "Das Umfeld denkt zwar noch mit Schrecken an die Oberliga zurück, aber wir werden uns nicht gegen den Sprung nach oben wehren", ist für Massenberg die Meisterschaft keine Pflicht.
Aber das Team von Trainer Marc Schweiger, ehemaliger Zweitliga-Akteur bei Rot-Weiss Essen und dem Wuppertaler SV, hat Blut geleckt. "Die Jungs sind heiß, geben alles für den Titel", kann Massenberg auch hier nur Gutes verkünden. Indiz für eine ausgeklügelte wirtschaftliche Grundlage: Die ersten beiden Neuzugänge kommen aus der Bezirksliga. Stürmer Mike Specht (GSV Grüten) und Philipp Schäfer (SC Velbert) stehen "für unsere Marschrichtung, mit jungen, ehrgeizigen Akteuren etwas Langfristiges aufzubauen", strebt der "Boss" ein ähnliches Vorhaben wie der Nachbar aus Cronenberg an. "Die haben es im letzten Jahr auch auf diese Weise geschafft und sich richtig etabliert. Hut ab vor dieser Leistung. Bei uns bleibt der Stamm ebenfalls zusammen."
Aus diesem Grund ballt Massenberg auch die Faust: "Ich glaube nicht, dass sich unsere Leute einen Hänger von drei oder vier Spielen erlauben. Wir wollen in die Verbandsliga." Klappt die Umsetzung, könnte sich Bundeskanzler Gerhard Schröder für eine Nachhilfe-Stunde bei Massenberg anmelden. Thema: Wie regiere ich richtig mit eiserner Hand?
Kurz-Tabelle LL Niederrhein I <+>1. 1. FC Wülfrath 18 40:15 45 <+>2. TGD Essen-West 18 38:18 34 <+>3. FC Remscheid 17 40:19 33 <+>4. Bayer Wuppertal 17 38:26 33 <+>5. Rot-Weiss Essen II 17 38:19 31