In den Verbandsligen haben sich die Revier-Teams bislang teuer verkauft, können zum Großteil entspannt auf die Rangliste blicken. Während in den westfälischen Staffeln I und II mit Hamm, Gladbeck, Lünen sowie Kornharpen, Sprockhövel und Wattenscheid II je drei Teams um das Oberliga-Ticket ringen, muss am Niederrhein gezittert werden.
Denn die Mehrheit der Mannschaften aus dem Pott stehen unten. Dort haben sich lediglich Cronenberg, Düsseldorf II und Aufsteiger Kettwig abgesetzt. Auffallende Parallelen zwischen allen drei Ligen: Die Stürmer halten sich bis auf wenige Ausnahmen vornehm zurück. Außerdem dreht sich das Trainer-Karussell auf Hochtouren, Zoff und Finanz-Engpässe bestimmen das Geschehen.
RevierSport fasst die Hinserie noch einmal zusammen:
TOP Verbandsliga Westfalen I Hammer SpVg: Mit 42 Toren ist der Spitzenreiter das Werder Bremen der Verbandsliga. Fast drei Treffer im Schnitt - das schreckt die Konkurrenz. Stürmer Sven Heinze hat dabei mit aktuell zehn "Buden" die Nase vorn, wie Hamm im Gesamt-Klassement.
Germania Gladbeck: Nach dem Trainer-Wechsel von Frank Schiel zu Holger Gehrmann haben die Germanen urplötzlich zu ihrer alten Stärke wieder gefunden, holten 16 Punkte aus den letzten sieben Spielen. Zudem verfügt die DJK mit nur 13 Gegentoren über die beste Defensive. Meisterschaftsverdächtig.
Lüner SV: Zu Hause ist die Truppe von Spielertrainer Mark Bördeling eine Macht. Sieben von acht Heimspielen haben die Rot-Weißen in der "Kampfbahn Schwansbell" gewonnen - absoluter Liga-Rekord!
Westfalia Rhynern: Florian Gehrmann hat den Wechsel von der Hammer Spielvereinigung zum Ortsnachbarn offenbar stark beflügelt. Wie anders wären die neun Treffer zu erklären, die der Westfalia-Stürmer bisher in die Tore der Gegner eingenetzt hat?
Verbandsliga Westfalen II DSC Wanne: Beeindruckend, wie sich die Herner als Neuling eingefügt haben. Um den torgefährlichen Fatih Cimsit hat Spieler-Coach Willi Koppmann eine funktionierende Einheit gebaut.
SF Oestrich: Hier scheint alles perfekt zu sein. Zum einen sind die Sportfreunde mit 41 Toren die Baller-Maschine der Klasse. Auf der anderen Seite haben die Sauerländer mit gerade einmal 13 Gegentreffer auch noch die stabilste Abwehr. Oberligareif.
Vorwärts Kornharpen: Guido Silberbach und Daniel Gavranovic. Der "Opa" ist zusammen mit Wattenscheids Belep Kuntz der torgefährlichste Stürmer der Liga, während Newcomer Gavranovic niemand auf der Rechnung hatte. Aber der Ex-Werdohler zählt zu den Leistungsträgern.
TSG Sprockhövel: Der "Kindergarten" spielt frech auf. Coach Lothar Huber hat den Spagat zwischen Routiniers wie Andrius Balaika und Youngstern wie dem A-Jugend-Talent Christian Kalina perfekt vollzogen.
Wattenscheid II: Die Ausbildung genießt oberste Priorität, unter Neu-Coach Dennis Lucke ist Spielfreude erkennbar, eine Weiterentwicklung findet statt. Die Platzierung im oberen Tabellendrittel ist ein schönes Zubrot.
SSV Hagen: Die Mannschaft um Ex-Trainer Frank Benatelli hat sich trotz der ganzen Finanz-Querelen nicht aus der Ruhe bringen lassen und bis zum Schluss Top-Leistungen abgerufen.
SC Hassel: Wenn die Gelsenkirchener doch überall so gut besetzt wären wie auf der Torwart-Position. Hier hat Spielertrainer Christoph Schlebach mit Martin Rosikon und Holger Pischetsrieder zwei absolut gleichwertige Leute zur Verfügung, die beide absolute Verbandsliga-Tauglichkeit mitbringen.
VfL Schwerte: Coach Ralf Fischer hat es auf Anhieb geschafft, die Neuverpflichtungen in das intakte Mannschaftsgefüge einzubauen. Keeper und Kapitän Daniel Limberg steht als Galionsfigur für den Zusammenhalt.
SG Herten: Die völlig neuformierte und junge Mannschaft der Langenbochumer hat zu Beginn von der Euphorie gelebt, sich einen echten Namen in der Liga erarbeitet. Innerhalb weniger Wochen hat sich die SG vom Abstiegs-Kandidaten zum angesehenen Gegner entwickelt.
TuS Hordel: Erst durch die Verpflichtung von "Heimkehrer" Jürgen Wellmann haben die Bochumer mit einer neuen Mannschaft zur alten Stärke zurück gefunden. Bemerkenswert: Routinier Uwe Sack ist der Dreh- und Angelpunkt.
SSV Buer: Die "Rothosen" sind einmal mehr dem "Jugendwahn" verfallen. Trainer Holger Siska bediente sich aufgrund der Personalnöte am Ende der Hinrunde bei der A-Jugend und zauberte dort mit Dennis Schmidt einen neuen "Goalgetter" (zwei Tore in drei Spielen) hervor. Top war auch Kapitän Tim Engler, der als Mittelfeldler satte neun Mal einlochte.
Verbandsliga Niederrhein Cronenberger SC: Das Überraschungs-Team. Vor einem Halben Jahr noch fast abgestiegen, zocken die Wuppertaler jetzt mit ihrem Goalgetter Nadiz Düzgün um den Oberliga-Aufstieg. Unglaublich.
Düsseldorf II: Samet Atulahi, der mit neun Treffern eine überragende Hinserie spielte. Zudem die Kicker aus der ersten Mannschaft, die bei ihren Verbandsliga-Einsätzen stets ans Limit gingen.
FSV Kettwig: Der Neuling hat sich hervorragend eingelebt. Die Essener fabrizieren einen schnellen Offensiv-Fußball, der die gesamte Liga belebt. Einen Star gibt es nicht, denn das ist die Mannschaft.
SF Hamborn: Die letzten beiden Partien vor der Pause. Durch die sechs Punkte ist am Holtkamp zumindest bis zum Restrunden-Start ein bisschen Ruhe eingekehrt.
1. FC Wülfrath: Die mit Abstand beste Defensive hat dafür gesorgt, dass die unglaubliche Sturmflaute kaum Auswirkungen auf die Tabelle hat. Wäre die Hintermannschaft genauso schlecht wie der Sturm, würde ein Abstiegsplatz zu Buche stehen.
RW Oberhausen II: Hier sind nur die letzten Partien zu nennen, in denen der starke Abwärtstrend gestoppt werden konnte. Daher kam die Pause für RWO nicht gerade zur rechten Zeit.
Ratingen 04/19: Bei den Flughafen-Vorstädtern etwas Positives zu nennen, mutet an, wie die Stecknadel im Heuhaufen zu suchen. Mit Yassine Labiadh hat 04/19 einen Ankurbler verpflichtet, der ab Januar spielen kann. Zudem ist Marek Lesniak möglicherweise eine Art Allzweckwaffe: Trainer und Stürmer.
FLOP
Verbandsliga Westfalen I Hammer SpVg: Trainer Oswald Semlits kam mit großen Ambitionen nach Hamm, konnte die hohen Erwartungen im Umfeld aber nicht erfüllen und wurde im Herbst entlassen. Erst mit dem Interims-Duo Karl-Heinz Zielinski und Hartmut Bremser erklomm der Traditions-Club die Spitze - und dort will er auch bleiben.
Germania Gladbeck: Die Sturm-Abteilung. Außer Bahadir Polat, der acht Mal ins Schwarze traf, scheinen die Germanen wenig Zielwasser getrunken zu haben. 25 Tore sind zu wenig.
Lüner SV: Der Saisonstart bestätigte zunächst die schlimmsten Befürchtungen in Lünen. In den ersten beiden Auswärtsspielen setzte es zwei derbe Klatschen, die der LSV aber zu Hause wett machen konnte.
Westfalia Rhynern: Fehlende Konstanz - das ist es, was man der Elf aus der Hammer Vorstadt vorwerfen muss. Kaum hatte Rhynern einmal Tuchfühlung zur Spitze aufgenommen, gab es den nächsten Rückschlag. Im Spätherbst erholte sich die Westfalia nicht mehr, was Trainer Jörg Schmitz zum Anlass nahm, von sich aus zu gehen.
Verbandsliga Westfalen II DSC Wanne: Die Angst vor der eigenen Courage. Als der DSC plötzlich im Fokus stand, fielen die Kicker in ein kleines Loch. Der Druck wird aber noch größer.
SF Oestrich: Die Big-Points sind auch in dieser Saison noch nicht gelandet worden. Die teilweise unerfahrene Mannschaft von Coach Oliver Ruhnert verfügt noch nicht über die nötige Konstanz.
Vorwärts Kornharpen: Die Anfangs-Phase mit sechs Remis. Dort hat Vorwärts etliche Punkte liegen gelassen, als Grund wurde immer wieder die Neuformierung des Teams genannt. Die Integration muss zur Restrunde aber erfolgt sein.
TSG Sprockhövel: Das Theater um den verschollenen Regisseur Rimantas Cepovac sowie die teilweise überhebliche Einstellung einiger Akteure. Mit dem angewandten Hochmut hat sich die TSG einige Zähler verspielt.
Wattenscheid II: Einzig die mangelnde Konstanz kann als Schwachpunkt angesehen werden.
SSV Hagen: Das ständige Euro-Theater. Die Herrschaften haben sich mehr mit ihren eigenen Machtkämpfen als mit der Zukunft des SSV befasst.
SC Hassel: Wie die SSV Buer hat auch der SCH ein Stürmer-Problem. Sven Potthast schleppt sich durch eine Dauerkrise, Timo Marner begann stark und tauchte ebenso wieder ab. Nur Emile Salissou erfüllte ansatzweise die Erwartungen, hat sich aber inzwischen wieder aus Hassel verabschiedet.
VfL Schwerte: Die viele Undiszipliniertheiten haben zu einer Schwächung der Truppe geführt, die man hätte umgehen können. Dann wäre es auch nicht zum Fall der Festung Schützenhof gekommen. Doch durch die drei Heimpleiten in Folge das Abrutschen kaum zu verhindern.
SG Herten: Den Nachwuchs-Leuten ist mit zunehmender Spieldauer die Puste ausgegangen. Natürlich spielte auch das Verletzungspech mit teilweise 14 angeschlagenen Kicker eine große Rolle, dass die Langenbochumer kurz vor dem Zieleinlauf noch durchgereicht wurden.
TuS Hordel: Zwei Trainer-Entlassungen sowie Finanz-Zoff. Die Hordeler Heide brannte lichterloh. Die Schlammschlacht hätte man aber sicherlich eleganter regeln können.
SSV Buer: Der Sturm an der "Löchterheide" war bisher nur ein laues Lüftchen. Insgesamt 21 Tore sind nicht schlecht, aber die eigentlichen Angreifer Ramazan Güler, Youssef Batale und der ausgemusterte Abel Ibo-Sala trugen herzlich wenig dazu bei.
Verbandsliga Niederrhein
Cronenberger SC: Immer wenn der CSC den Sprung an die Spitze hätte schaffen können, versagten die Nerven. Die Truppe von Coach Bert Holthausen ist in den entscheidenden Phasen noch nicht belastungsfähig.
Düsseldorf II: Die Unkonzentriertheiten gegen die so genannten "Kleinen". In diesen Matches wurden zahlreiche Punkte verschenkt, so dass die Spitze noch kein Thema ist.
FSV Kettwig: Der schwache Saison-Start. Aber die Spieler erkannten schnell, dass mit einer "das wird schon hinhauen"-Mentalität kein Blumentopf zu gewinnen ist.
SF Hamborn: Der Angriff hat völlig versagt, aus dem Mittelfeld wird zu wenig Druck erzeugt. Als selbsternannter Aufstiegs-Aspirant hat 07 bislang mehr als enttäuscht.
1. FC Wülfrath: Die unglaubliche Abschluss-Schwäche. 17 Tore in 14 Spielen sind eine miserable Ausbeute. Die Hoffnungen ruhen auf Neuzugang Noel Kipre.
RW Oberhausen II: Da gibt es vieles. Ständige Verletzungs-Sorgen und Abstellungen zur Regionalliga-Elf. Gab es Zuwachs von oben stimmte die Leistung nicht. Zuletzt trat Coach Werner Wildhagen auch noch zurück.
Ratingen 04/19: Die Personal-Politik scheiterte. Anstatt vehement in die Aufstiegs-Frage einzugreifen, rasselte die Truppe in die Abstiegs-Zone. Verletzungs-Pech, teilweise fehlten elf Kicker gleichzeitig, erschwerte das Vorhaben, sich höher zu orientieren. Die Defensive präsentierte sich wie ein Schweizer Käse. Nur ein einziges Mal stand die Null.
PROGNOSE
Verbandsliga Westfalen I Hammer SpVg: Den Platz an der Sonne gibt die gestandene Mannschaft unter dem neuen Trainer Wolfgang Sandhowe nicht mehr her.
Germania Gladbeck: In dieser Saison scheinen die Germanen reif für den Aufstieg zu sein. Der Wechsel von der Gruppe II in die Staffel I hat mit dazu beigetragen.
Lüner SV: Platz drei ist kaum noch zu toppen, dafür hat das junge Team von Mark Bördeling noch nicht die Klasse. Selbst wenn es zwei, drei Plätze nach unten geht, wäre die Saison gelungen.
Westfalia Rhynern: Im Gegensatz zum Lüner SV ist in Rhynern noch viel Luft nach oben. Alles andere als Platz sechs oder höher wäre eine Enttäuschung.
Verbandsliga Westfalen II DSC Wanne: Ob der Durchmarsch am Ende wirklich gelingt, ist fraglich. Fest steht aber, dass der DSC eine echte Bereicherung der Liga ist.
SF Oestrich: Ein Blick auf das Torverhältnis genügt, um die Oestricher zum Top-Favoriten zu ernennen. Der dritte Anlauf, aufzusteigen, könnte der entscheidende werden.
Vorwärts Kornharpen: Eigentlich müssten sich die Bochumer aufgrund ihrer Routine behaupten können, doch die letzten Jahre haben immer wieder für Überraschungen gesorgt.
TSG Sprockhövel: Für den Aufstieg wird es in dieser Saison noch nicht ganz reichen, da einigen Leuten einfach die Routine fehlt.
Wattenscheid II: Die Lucke-Kicker landen zwischen Rang fünf und neun, können unbeschwert aufspielen und für Überraschungen sorgen.
SSV Hagen: Da die Mannschaft völlig auseinander gebrochen und ein endgültige Entscheidung mit Blick auf die Insolvenz immer noch nicht gefallen ist, hat der Verbandsliga-Fußball in Hagen keine Chance. Sollten noch elf Mann antreten können, wird der SSV durchgereicht.
SC Hassel: Ein guter Start ist vor allem in Hassel enorm wichtig für den weiteren Verlauf der Serie. Platz sieben wie momentan ist realistisch, mehr geht vermutlich nicht.
VfL Schwerte: Der VfL wird nicht über eine Platzierung im Niemandsland hinaus kommen.
SG Herten: Die Elf von Coach Holger Flossbach wird sich im Mittelfeld halten, braucht sich weder Gedanken nach oben noch unten machen.
TuS Hordel: Die Bochumer werden sich am Ende keine Gedanken um einen Abstiegsplatz machen müssen, aber auch keine Rolle nach oben mehr spielen.
SSV Buer: Die Gelsenkirchener kämpfen bis zum Schluss gegen den Abstieg, halten aber die Klasse.
Verbandsliga Niederrhein
Cronenberger SC: Vor dem Hintergrund der nicht vorhandenen Nervenstärke wird der Sprung nach oben wohl nicht klappen. Dennoch eine durchaus positive Bilanz.
Düsseldorf II: Ohne Druck geht es in die Rückrunde. Wenn die Blessuren bei der ersten und zweiten Truppe ausbleiben, kann die Elf von Goran Vucic noch in den Spitzenkampf eingreifen.
FSV Kettwig: Die Mannschaft von Trainer Karl Weiß wird sich im einstelligen Mittelfeld fest beißen.
SF Hamborn: Zwar werden die Duisburger nicht den Blick nach unten verlieren, aber ein Abgang wird abgewendet. Für die Ambitionen zu wenig.
1. FC Wülfrath: Besinnen sich die Offensiven auf ihre Aufgabe, das Toreschießen, wird der 1.FC in der oberen Tabellenhälfte landen.
RW Oberhausen II: Der Klassenerhalt sollte machbar sein. Wenn die erste Mannschaft verstärkt wird und die Verletzten zurück kommen, wird auch die Verbandsliga-Mannschaft davon profitieren. Mit dem zu erwartenden Kader ist die Qualität vorhanden, sich aus dem Keller zu lösen.
Ratingen 04/19: Marek Lesniak wird mit seiner Truppe einen harten Kampf liefern müssen, um drinzubleiben. Das Potenzial auszuschöpfen und einen Level zu finden, der nicht dem Premiere-Börsenkurs nach Bekanntgabe der Übertragungs-Rechte für das neue Jahr gleicht, ist das Geheimnis zum Erfolg.