Da erreichte ihn die Nachricht, dass David Czyszczon nicht spielen könnte. "Man kam telefonisch auf mich zu, dass ein Rückenproblem da sei, das nichts zulassen würde", grimmte der 50-Jährige vor sich hin. "Es passierte ganz plötzlich", bestätigte der "Lange", "ich habe mich im Badezimmer einmal gebückt, schon ging nicht mehr viel." Der Gang zu RWE-Orthopäde Jan Becker ins Grönemeyer-Institut nach Bochum brachte auch nur Linderung, keine Spielfähigkeit. "Es wurden einige Spritzen gesetzt", erläutert Czyszczon, der am Spieltag sichtlich wie auf Eiern extrem vorsichtig durch das Stadion lief. Die Prognose ist nicht gewagt, dass der Ex-Bochumer die Position des unter der Woche angeschlagenen Stefan Lorenz (Knie) ausgefüllt hätte. Michael Lorenz hatte keine sinnvolle Mitwirkungsmöglichkeit. "Ich bin erst am Freitag wieder eingestiegen."
Als Middendorp dann weiter erzählte, merkte man, wie er sich überhaupt nicht bemühte, einen extrem bissig-ironischen Unterton zu verbergen. "In der Pause wollte ich Bora Karadag bringen, da hörte ich plötzlich, dass er auch nicht auflaufen könne. Ich weiß nicht, was er sich in der ersten Halbzeit auf der Bank zugezogen hatte." Dabei blickte Middendorp gefährlich geladen in die Runde. Man kann vermuten, dass die Probleme des Dribblers mit einer Aufwärmrunde ("Kreis") vor dem Anpfiff zusammen hing, als er sich plötzlich auch in die Rückengegend fasste, danach am Boden lag und entsprechende Dehnungsübungen machte. Nach den Erläuterungen wird Middendorp sicherlich am Montag-Morgen fragen. Lob erhielt Dirk Caspers, der aus der U23 nach oben gezogen wurde. "Dirk hat gut mitgespielt, gut geblockt, nachher fiel es ihm schwerer, als Münster mit zwei Sechsern agierte."
In der Pause wechselte Middendorp Jozef Kotula aus, der mit Gelb vorbelastet war: "Nach der Erfahrung im Match gegen Worms haben wir lieber reagiert", erläuterte Middendorp. Eine Woche zuvor ging Stefan Kühne gelb-rot. Der Trainer stellte um, Mike Wunderlich landete auf der rechten Seite der Viererkette. "Wir erhofften uns natürlich Impulse, die drei weiteren Tore haben damit nichts zu tun", definierte Middendorp.
Wobei eines sicherlich durch den Ex-Kölner eingeleitet wurde. "Nach der Pause fabriziere ich in der Vorwärtsbewegung einen Fehlpass, das war mein Ding vor dem 0:2", redete Wunderlich auch gar nicht um den heißen Brei. Der 23-Jährige weiter: "Vor dem 0:3 war es wieder ein individueller Fehler." Diesmal von Dennis Bührer. Wunderlich achselzuckend: "Das 0:4 war ein Konter."
Wunderlich kam aus der U23 des 1. FC Köln, um in der nächsten Spielzeit mit RWE in der dritten Liga aufzulaufen. Ein Vorhaben, das man sich schon länger gepflegt von der Backe putzen kann. "Es fehlen mir die Worte. Bis zum 0:1 haben wir ordentlich ins Spiel gefunden, der Ball lief, es passierte nichts Großartiges. Das Tor fiel aus dem Nichts." Durch Julian Loose, wobei das "Nichts" auf einer Fehlerquelle beruhte. Erst durfte Michael Erzen aus dem Mittelfeld mit dem Außenrist einen Zauberpass spielen, den Torschützen störte Bührer zu spät, an den Schuss bekam Keeper André Maczkowiak nicht die Finger dran. Middendorp: "Dieses erste Tor darf nicht fallen, das kann man auch einmal halten." Oder die Entstehung verhindern. Wunderlich: "Danach haben wir gar kein Fußball mehr gespielt, die Ordnung war weg. Es ist mir unbegreiflich, wir nehmen es uns in jeder Woche neu vor, zusammenzuhalten und geschlossen aufzutreten, das geht so nicht."