Sein Kontrakt läuft bis zum 30. Juni 2010. Das stellte Thomas Strunz, Geschäftsführer Sport, klar: "Definitiv, darüber wird nicht diskutiert!" Der Ex-Münchner spricht von der Möglichkeit, nach 22. Matches "Grundsätzliches zu sagen." Das tat er, aber wirklich überraschend war es letztendlich nicht. "Wir hinken sportlich deutlich hinter der Tabellenführung zurück, weit hinter unseren eigenen Ansprüchen, die wir ausgegeben haben." Es geht darum, das öffentlich auszusprechen, sich gewissermaßen mit dem Umfeld zu solidarisieren, potenzielle Luntenleger werden umarmt. Strunz: "Wir beschäftigen uns mit den Fakten." Die besagen, dass die für Freitag angesetzte Partie gegen Cloppenburg dem Wetter zum Opfer fiel.
Daher widmet sich Strunz wieder den Aspekten abseits des aktuellen Geschehens auf dem Platz: "Das ist eine komplexe Situation. Der Verein hat eine Zukunft, dank der Hilfe der Stadt und der Sponsoren. Dazu gehört nicht nur ein Stadion." Irgendwie ist das eine Formulierung, die viel mehr Inhalt birgt, als die Diskussion um den weiteren Verbleib von Kulm.
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Wenn Strunz deutlich ausdrückt, "ab sofort kümmern wir uns um unsere sportliche Zukunft, die andere Basis wurde geschaffen", sollte man sich das auf der Zunge zergehen lassen und mit Spannung auf die zeitnah stattfindende Mitgliederversammlung blicken. Strunz wird - sonst müsste er dort gar nicht auftauchen - Gewaltiges verkünden. Der Europameister nennt das die Vorstellung "neuer zukunftsorientierter Strukturen" oder "extrem positiver Entwicklungen". Eine Wortwahl, die manchen bei der Versammlung dann vielleicht nicht ausreichen wird - weil die Spucke weg bleibt.
Es geht jetzt schlicht und ergreifend darum, sich sportlich für die Zukunft genau so aufzustellen, wie man wirtschaftlich offenbar nach ewiglicher Durststrecke endlich ist. "Wir haben 17 Akteure über die Spielzeit hinaus unter Vertrag, allerdings reicht es nicht, einen Kontrakt zu haben, um in unseren Planungen weiter eine Rolle zu spielen", bringt es Strunz nüchtern auf den Punkt. Sein ergänzender Hinweis ist der, genügend wirtschaftliche Potenz zu haben, das durchzuziehen. Die Konzeptionierung hatte vor der Spielzeit das Ziel, in fünf Jahren wieder zweitklassig zu sein - dafür bleiben bald noch vier Jahre.
Und natürlich gehört dazu auch Kulm, der jetzt bis zum Ende der Spielzeit beweisen muss, dass dem Team kein Irrlicht leuchtet. "Es gibt aber keine Tabuthemen, also sprechen wir auch über den Trainer, wir sehen nichts rosarot", betont Strunz weiter ungerührt. Als Zeichen nach außen gilt, dass "ich näher an die Auswahl heranrücke", ergänzt der Ex-Nationalspieler. Im wahrsten Sinne des Wortes. Strunz: "Ich sitze während der Spiele nicht mehr auf der Tribüne, sondern auf der Bank."
Dabei aber dem A-Lizenzinhaber Kulm ("das ist für mich nicht außergewöhnlich, sondern ein Signal") nicht drohend im Nacken, weil man beiden den Schulterschluss deutlich ansieht. Strunz: "Das ist keine Kontrolle, Michael ist kein Trainer auf Abruf." Strunz will genau herausfinden, wer wie tickt: "So habe ich die Chance, die Gefühlslage am Puls der Zeit zu spüren."
Und sich vorzubereiten, den Blick auf den Trainermarkt zu richten, falls es nicht "den Turnaround" gibt, den er fordert. Wenn Strunz den Begriff "Hilfestellung" nennt, meint er nicht, Kulm stützen zu wollen oder zu müssen, sondern eher, Akteuren klar zu machen, dass es nur eine Richtung geben kann. "Es gibt kein Alibi mehr."