Der SV Meppen musste sich nach dem Abstieg aus der 3. Liga für die laufende Saison in der Regionalliga Nord völlig neu aufstellen.
Man entschied sich dafür, das Traineramt und die sportliche Leitung ganz in die Hände von Ernst Middendorp zu legen. Der formte eine komplett neue Mannschaft, allein in den letzten vier Tagen hat er noch drei Akteure verpflichtet.
Die werden sich nun wundern, denn nach der Last-Minute-Niederlage am Mittwoch beim SSV Jeddeloh II trat der ehemalige Coach von Arminia Bielefeld völlig überraschend zurück.
Und wie man das von Middendorp kennt, trat er zum Schluss ordentlich um sich. In einem Video-Interview mit der "NOZ" giftete der 64-Jährige in Richtung seiner Mannschaft, die zwei der ersten drei Partien in der Regionalliga Nord verlor: "Ich habe der Mannschaft mitgeteilt, dass ich nicht dafür geeignet bin, Amateure zum Laufen zu bringen. Wir schaffen es im Grunde genommen nicht, uns professionell zu verhalten. Das ist nicht meine Welt. Ich arbeite keine 15 Stunden pro Tag, um letztendlich irgendwas zu animieren. Ich bin kein Animateur."
Und sich nicht gegenseitig in eine Rote Karte bringen, das ist Bullshit
Ernst Middendorp
Einmal in Rage, legte der Ex-Coach nach: "Man muss konzentriert sein, man muss gewinnen und ambitioniert in direkten Duellen sein wollen. Und sich nicht gegenseitig in eine Rote Karte bringen, das ist Bullshit. Die Mannschaft hat wesentlich bessere Fähigkeiten, aber wir verhalten uns albern und amateurhaft. So kann man nicht viel machen, so holt man mal einen glücklichen Sieg."
Für Middendorp zu wenig, daher erklärte er noch vor den Mikros der "Neuen Osnabrücker Zeitung": Ich habe der Mannschaft mitgeteilt, dass ich meine Ämter beende. Das habe ich auch schriftlich dem Vorstand mitgeteilt. Das ist nicht meine Welt, dafür stehe ich nicht als Profi, der das seit 30 Jahren betreibt. Man wird Woche für Woche enttäuscht, ich wüsste nicht, warum diese Welt auf einmal anders aussehen sollte."
Damit verlässt der Kapitän das Schiff. Wie seine Truppe auf seinen Rücktritt reagiert habe, wusste er auch nicht, denn er betonte: "Danach habe ich nicht mehr geschaut, ich habe die Kabine verlassen und setz mich jetzt in den Bus."
Damit endet mal wieder ein Kapitel von Middendorp auf diese Art und Weise. Es erinnert in Ansätzen ein bisschen an seine kurze Zeit bei Rot-Weiss Essen. Da endete die Zusammenarbeit im Jahr 2009 nach 29 Tagen. Damals gab es Knatsch zwischen Middendorp und Thomas Strunz, dem damaligen Geschäftsführer Sport bei RWE.