Seit Oktober 2020 steht Isaiah Young bei Rot-Weiss Essen unter Vertrag. In seiner ersten Saison entwickelte sich der US-Amerikaner direkt zum Stammspieler und wurde mit dem Traditionsverein von der Hafenstraße Vizemeister und stand mit RWE im DFB-Pokal-Viertelfinale.
Trotz 39 Pflichtspiel-Einsätzen in der Spielzeit 2020/2021 (drei Tore, sechs Vorlagen) wurde der 23-Jährige von einem Teil der RWE-Fans kritisch beäugt. Young hatte und hat immer noch Aktionen in seinem Spiel, in denen er am Gegner hängenbleibt oder gute Torchancen vergibt. Aber dieses risikoreiche Spiel macht ihn - und auch RWE - so stark, so unberechenbar. In der aktuellen Saison kommt der ehemalige Werder-Bremen-Spieler auf neun Einsätze, zwei Tore und drei Vorlagen.
RevierSport hat mit ihm vor dem Essener Auswärtsspiel beim KFC Uerdingen (Samstag, 14 Uhr, RevierSport-Liveticker) gesprochen.
Isaiah Young, wie bewerten Sie die aktuelle Saison von Rot-Weiss Essen?
Isaiah Young: "Wir haben es bisher sehr gut gemacht. Wir hatten ein schlechtes Spiel gegen Straelen dabei, sind danach aber ruhig geblieben und haben die Lehren aus dieser Partie gezogen. Gegen Wuppertal, Fortuna Köln und vor allem in Münster war das sehr stark. Du siehst in unserem Spiel, dass wir Qualität haben, aber große Mentalität. Das macht gute Teams aus - diese Balance zwischen Qualität und Mentalität. Ich bin zuversichtlich, was diese Saison angeht."
War das Straelen-Spiel vielleicht sogar nötig und ein früher Knackpunkt für eine gute Saison?
"Das kann ich dann am Ende der Saison beantworten (lacht). Das Straelen-Spiel war schon komisch. Es lag nicht an der Einstellung oder dergleichen. Sie haben einfach gekämpft und aus vier Kontern vier Tore gemacht. Fußball ist manchmal verrückt. Es hat einfach die bessere Mannschaft verloren. Aber: wir wissen auch, was wir falsch gemacht haben und haben verdient verloren. Diese Fehler haben wir dann in den folgenden Begegnungen nicht mehr begangen."
Zu Ihnen persönlich: Christian Neidhart hat Sie in den letzten Wochen immer wieder gelobt. Spüren Sie selbst auch, dass Sie einen Entwicklungsschritt vollzogen haben?
"Ich mache es immer besser - von Jahr zu Jahr. Das ist auch mein Ziel. Auch wenn die Statistiken nicht immer besagen, dass ich von Spielzeit zu Spielzeit besser werde, spüre ich es in meinem Kopf und Körper. Ich fühle mich zum Beispiel in dieser Saison einfach besser als in der vergangenen. Das muss aber auch so sein, denn ich hasse Stillstand. Ich bin Fußballer geworden, um immer besser zu werden. Denn ich bin noch längst nicht am Ende meiner Möglichkeiten."
Viele haben mich kritisiert, das habe ich schon mitbekommen. Ich bin aber kein Spieler, der an dieser negativen Kritik zerbricht. Ich bin eher der Typ, der jede Meinung akzeptiert und sie auch ernst nimmt. Die negative Meinung versuche ich in positive Energie umzuwandeln und noch mehr Gas zu geben. So dass ich den Leuten keine Chance mehr gebe mich zu schlecht zu bewerten. Jeder kann am Ende irgendwo auch selbst bestimmen, wie die Fans über einen denken.
Isaiah Young
Wo wollen Sie denn hin?
"Ich bin ein Mensch, der im Hier und Jetzt lebt. Ich bin glücklich bei Rot-Weiss Essen zu sein. Ich weiß nicht, wo ich wäre, wenn RWE mir im Oktober 2020 keinen Vertrag angeboten hätte. Ich bin dem Verein sehr dankbar und liebe Rot-Weiss Essen. Aber klar habe ich auch persönliche Ziele. Ich will so hoch wie möglich spielen. Wo genau das sein wird, wird man dann sehen."
Haben Sie in der vergangenen Saison für RWE auch ab und an die Kritik aus dem Umfeld an Ihrem Spiel gespürt?
"Ich bin ehrlich und muss sagen, dass ich zum Anfang meiner Essener Zeit viel bei Facebook, Instagram oder auch RevierSport gelesen habe. Natürlich auch die Kommentare zu meiner Leistung. Viele haben mich kritisiert, das habe ich schon mitbekommen. Ich bin aber kein Spieler, der an dieser negativen Kritik zerbricht. Ich bin eher der Typ, der jede Meinung akzeptiert und sie auch ernst nimmt. Die negative Meinung versuche ich in positive Energie umzuwandeln und noch mehr Gas zu geben. So dass ich den Leuten keine Chance mehr gebe mich zu schlecht zu bewerten. Jeder kann am Ende irgendwo auch selbst bestimmen, wie die Fans über einen denken. Und ich würde ja lügen, wenn ich sage, dass mir die Meinung der Fans egal ist. Jeder Mensch will doch, dass man über ihn positiv und gut denkt."
Welches Gefühl ist es für Sie, nun wieder in einem vollen Stadion zu spielen?
"Ich liebe das. Das ist unfassbar super. Wenn du ein richtiger Profi sein willst, dann musst du das mögen. Diese Fans sind unglaublich, sie pushen uns Woche für Woche. Es macht einfach Spaß für so einen großen Verein zu spielen. Ich fühle mich hier pudelwohl."
Ihr Vertrag läuft im Sommer aus: Bleibt Isaiah Young nur bei RWE, wenn RWE aufsteigt?
"Wie gesagt: Ich bin kein Mensch, der weit in die Zukunft blickt. Wichtig ist nur das nächste Spiel. Und das ist beim KFC Uerdingen. Da müssen wir wieder unsere Qualität und Mentalität auf den Platz bringen. Was war ist egal, was sein wird zählt noch nicht. Wichtig ist nur die Gegenwart. Und wer sagt denn, dass wir nicht mit RWE aufsteigen? Wir wollen das und das ist unser großes Ziel. Ich finde, dass wir auch die Mannschaft, den Trainer, das Umfeld für dieses Ziel besitzen."
Ein Jahr lang leben Sie nun in Essen. Wie gefällt Ihnen die Stadt?
"Ich liebe Essen! Die Stadt ist ein bisschen größer als Bremen und hat alles zu bieten. Ich lebe in Frohnhausen und habe fast immer kurze Wege. Aber ich bin eher ein Mensch, der sich Zuhause wohlfühlt. Ich lese viel und bin viel über Facetime aktiv. Vor allem mit meiner Familie und meinen Freunden in New Jersey. Wir sind hier in Essen immer sechs Stunden vor. Manchmal wird es dann auch spät (lacht). Aber nie zu spät, ich bin immer topfit beim Training. Meine Schwester Isis Young (25) ist Basketball-Profi und aktuell im Probetraining in Griechenland. Ich hoffe, dass sie einen Vertrag in Europa erhält. Dann wäre sie nicht mehr weit weg von mir. In Lippstadt saß sie zuletzt auf der Tribüne. Das war wunderschön. Der Familienzusammenhalt ist uns Youngs sehr wichtig."